Welche Aufgabe hat die Kreishandwerkerschaft?

Teloke: Die Kreishandwerkerschaft Magdeburg ist der Dachver- band der Innungen in der Region Magdeburg mit etwa 825 In- nungsbetrieben und insgesamt ca. 6000 Beschäftigten. Ihre Aufgabe ist die Durchsetzung der gemeinsamen handwerklichen Interessen von 2000 eingetragenen Handwerkbetrieben vor Ort. Die Handwerkerschaft gewährleistet eine intensive Betreuung der Handwerksbetriebe.  

 Welche Entwicklung hat die Handwerkschaft seit der Wende genommen?

Teloke: Handwerker sind zumeist als Selbstständige tätig. So gab es zu DDR-Zeiten sehr wenige selbstständige Handwerker. Ein Großteil derer, die handwerklich tätig waren, arbeitete in großen Kombinaten oder Produktionsgenossenschaften. Mit dem Fall der Mauer fiel dieses System zusammen und zahlreiche Handwerker wurden freigesetzt. Das vorhandene Know-how wurde aber größ- tenteils genutzt, indem kleine eigenständige Handwerksbetriebe gegründet wurden. Diese Unternehmen, die sich nun dem Wirt- schaftsmarkt stellen mussten, hatten nach der Wende eine enorme Nachfrage und einen Nachholbedarf zu befriedigen. Das beflügelte die Handwerkerschaft und führte nach einiger Zeit zu einem Überangebot an Handwerksleistungen. Zahlreiche Unter- nehmen setzten auf Spezialisierung und können heute auf eine erfolgreiche und stabile Entwicklung blicken. Im Handwerk ist es wichtig, auf die ständigen Veränderungen, Innovationen und auf den Fortschritt der Technik zu achten. Wer die Zeichen der Zeit erkannt hat, ist heute etabliert. Im Durchschnitt beschäftigen unsere Mitgliedsunternehmen vier bis fünf Mitarbeiter. Durch die kleinteilige und vor allem flexible Entwicklung des Handwerkes in der Region haben die meisten Unternehmen die Wirtschaftskrise sehr gut überstanden.

 Wie sieht die wirtschaftliche Zukunft des Handwerks in der Region aus?

Teloke: Ich glaube fest daran, dass das traditionelle Handwerk nicht aussterben, sondern zukunftssicher bleiben wird. Denn letztlich zahlt sich Qualität aus und die etablierten Firmen von heute werden auch künftig am Markt bestehen können. Insge- samt schätze ich die wirtschaftliche Entwicklung der Region seit der Wende und als gebürtiger Magdeburger als enorm positiv ein. Zwar hat das Wegbrechen des Schwermaschinenbaus tiefe Wun- den hinterlassen, doch die Stadt hat bewiesen, auch in Konfron- tation mit neuen Rahmenbedingungen und Umstrukturierungen standhaft zu sein und die Kräfte in die richtige Richtung zu len- ken. Die Entwicklung unserer Stadt zum Wissenschaftsstandort und der Ausbau der Infrastruktur sind nur zwei Punkte, die Magdeburg auszeichnen. Auch das Handwerk kann von einer flo- rierenden Wissenschaft profitieren. Erste Kooperationen finden bereits statt und hierin sehe ich den richtigen Weg. Das Hand- werk ist und bleibt ein starker Partner für die regionale Wirt- schaft. Nichtsdestotrotz darf der Blick auf den technologischen Fortschritt auch im Handwerk nicht abgewendet werden. Die Zeichen stehen auf Weiterentwicklung und das gilt auch für die Handwerker. 

Peter Teloke


Geschäftsführer Kreishandwerkerschaft