Wie hat sich der Einzelhandel nach dem Fall der Mauer entwickelt?

Otto: Kurz nach der Wende vollzog sich ein gravierender Umbruch im Einzelhandel. Es gab eine Vielzahl an Unternehmern, die sich selbstständig gemacht haben. Natürlich waren damit unzählige Neuorientierungen verbunden. Den Herausforderungen, die mit einem neuen Kaufverhalten, neuen Waren, neuen Sortimenten und neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen einhergingen, musste sich gestellt werden. Als Arbeitgeberverband für den Ein- zelhandel war der Verband der Kaufleute eine Anlaufstelle zur Bewältigung der neuen Bedingungen. Heute können die in Magdeburg ansässigen Unternehmen auf  ein gut ausgebautes Netzwerk zurückgreifen, das sich aus Werbe- und Interessenge- meinschaften, IHK, Stadtverwaltung, Arbeitgeberverband sowie anderen für die Unternehmen tätige Institutionen zusammen- setzt. Das war und ist auch heute noch eine wichtige Grundlage für unsere Mitglieder. Denn Handel bedeutet immer auch Wandel, und das nicht nur in den vergangenen 20 Jahren, sondern auch zukünftig. Sich verändernde Kundenbedürfnisse, neue Produkte und sich wandelnde Rahmenbedingungen stellen den Einzelhanel anhaltend vor neue Herausforderungen.

Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Situation Magdeburgs bezogen auf den Einzelhandel ein?

Otto: Der Einzelhandel hat sich hier gut entwickelt. So verfügt die Stadt über einen bunten Mix an Branchen und Betriebsformen so- wie eine vielfältige Sortimentauswahl. Magdeburg nimmt seine Funktion als Oberzentrum auch in Bezug auf den  Einzelhandel wahr und hat sich als attraktive Einkaufsstadt auch über die Lan- desgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Der Magdeburger Ein- zelhandel erschließt ein Marktgebiet von über 900.000 Einwohn- ern, sodass nicht nur das direkte Umland die Stadt zum Shoppen nutzt. Trotz dieser Kaufkraftzuflüsse ist der Flächenrahmen ange- sichts einer überdurchschnittlichen  Verkaufsflächenausstattung von ca. 2,4 Quadratmetern pro Einwohner weitestgehend ausge- schöpft. Dennoch bestehen Potenziale, über die Landesgrenzen hinaus bekannter zu werden. Die Kampagne zur Ottostadt Mag- deburg wird mit dazu beitragen.

Wo sehen Sie weitere Entwicklungspotenziale?

Otto: Chancen sehe ich in einer weiterhin positiven wirtschaft- lichen Entwicklung der Stadt als Grundlage für die Stabilisierung bzw. einen Anstieg der Kaufkraft. Darüber hinaus wird sich der Einzelhandel den neuen Anforderungen die sich aus dem demo- grafischen Wandel, dem technologischen Fortschritt und den ver- änderten Kundenwünschen stellen. Die Einstellung auf die Be- dürfnisse älterer Kunden und das intensive Werben um neue Auszubildende und Fachkräfte werden an Bedeutung zunehmen. Da die Entwicklung und das Niveau des Einzelhandels auch immer durch den Kunden und sein Kaufverhalten bestimmt werden, wünsche ich mir für die Zukunft, dass die Kunden weiterhin Wert auf Service und Qualität legen und das vielfältige Angebot des Magdeburger Einzelhandels nutzen.

 

Uta Otto - Experteninterview


Geschäftsführerin Verband der Kaufleute Sachsen-Anhalt e.V.