Wie ist der AMU entstanden?

Gemmer: Am 13. Juli 1993 gründeten in Magdeburg 17 Frauen den Arbeitskreis Magdeburger Unternehmerinnen. Daraus wurde der AMU -  „Verband selbstständiger Frauen in Sachsen-Anhalt e.V.". Wir stellen in Zusammenarbeit mit der BPC Business Plan Consult GmbH, der Regionalstelle der bundesweiten Gründer- innenagentur, landesweit ein Netzwerk für Führungsfrauen und Unternehmerinnen zwischen Altmark, Magdeburg, Halle und dem Burgenland dar, wobei die regionale Verhaftung in der von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägten Wirt- schaftsstruktur Sachsen-Anhalts den Charakter und die Aktivi- täten unseres Verbandes bestimmt.

Welche bedeutende Rolle spielen Frauen in der Wirtschaft der Region?

Gemmer: Auf unserer Unternehmerinnenkonferenz im April diesen Jahres ist eine Bestandsaufnahme vorgenommen wurden, die belegt, dass Sachsen-Anhalt bezogen auf die Führungsrolle der Frauen im Bundesdurschnitt Platz 3 belegt. Das ist wunderbar. Generell sind Frauen in den neuen Bundesländern stärker in Führ- ungspositionen tätig als in den alten Bundesländern. Das ist historisch so gewachsen. Aber wir müssen dafür Vorsorge treffen, dass dies im Rahmen der demografischen Entwicklung in unserem Land so bleibt. Wir bemühen uns um junge Existenzgründerinnen, denn hier sehen wir die Zukunft auch für die regionale Wirtschaft. Wir fördern den Austausch untereinander und bringen sie mit er- fahrenen Unternehmerinnen zusammen. Nur so besteht die Hoff- nung, junge und qualifizierte Frauen in Magdeburg und Sachsen-Anhalt zu halten. Mit unserem Mentorinnenprogramm erfahren wir zunehmend Zuspruch und etablieren ein erfolgreiches Business-Networking im Land. Allerdings ist die Selbstständigenquote der Frauen in Sachsen - Anhalt   noch verbesserungsfähig. Wir nehm- en da einen der letzten Plätze im Bundesdurchschnitt ein.  Wir brauchen eine positivere Einstellung zum Unternehmertum und zwar bereits schon in den Schulen.

Wie hat sich aus ihrer Sicht die Magdeburger Wirtschaft seit der Wende entwickelt und wie sieht es in Zukunft aus?

Gemmer: Ich betrachte das aus zwei unterschiedlichen Sicht-weisen. Einerseits als Präsidentin des AMU, andererseits als selbstständige Steuerberaterin. Aus Sicht der AMU kann ich be- richten, dass die Unternehmen, die wir seit 1993 kennen, eine positive Entwicklung genommen haben. Die Wirtschaft in der Stadt ist zwar kleinteilig, aber dafür sehr flexibel.So vollzieht sich der Fortschritt hier in kleinen, aber beständigen Schritten. Aus Sicht meiner Steuer- und Unternehmensberatungskanzlei kann ich eine ähnliche Perspektive beschreiben. Die Unternehmen ent- wickeln sich stabil.  Auch künftig sehe ich viele Entwicklungs-potenziale. Magdeburg ist ein dynamischer Wirtschaftsstandort, in dem sich derzeitig zahlreiche Veränderungen vollziehen. Wir werden bekannter in Europa und der Welt und haben viele aus- ländische Gäste. Der Trend geht eindeutig nach oben, weshalb wir diesen dynamischen Rückenwind nutzen sollten. Mit der Otto- kampagne ist ein wichtiger Stützpfeiler gesetzt wurden. Wir  brauchen den Zufluss von qualifizierten und engagierten jungen Frauen und Männern, die in der Stadt weiterhin etwas bewegen und ausbauen wollen.   

 

Traudel Gemmer - Experteninterview


Präsidentin Verband selbstständiger Frauen in Sachsen-Anhalt e.V. AMU