Wie hat sich die Magdeburger Wirtschaft nach der Wende entwickelt?

Nitsche: An der Tradition Magdeburgs als Standort des Maschi- nen- und  auch des Schwermaschinenbaus  festzuhalten, war eine gute Entscheidung. Es ist nach der Wende gelungen, aus der „Konkursmasse" der verfallenden Großbetriebe und Kombi- nate neue bewegliche und innovative Unternehmen zu gründen. Das war letztlich kein Verdienst der Stadt, sondern von mutigen Unternehmern. Generell zeichnet sich Magdeburg durch viele mutige und ideenreiche Geschäftsleute aus. Die Fachkräfte und das nötige Know-how waren vorhanden, sodass heute noch zahlreiche Firmen der ersten Stunde bestehen und eine positive Entwicklung genommen haben.

Wie hat sich die Stadt gewandelt?

Nitsche: Ganze Volkswirtschaften orientieren sich heutzutage am Dienstleistungssektor. Da ist es ganz selbstverständlich, dass auch die Landeshauptstadt von dieser Entwicklung geprägt ist. Es ist gelungen, beides zu etablieren - Maschinenbaustandort und Dienstleistungszentrum. In Magdeburg sind nach der Wende keine dauerhaften industriellen Brachen oder Wüsten entstand- en. Das bezeichne ich als eine enorme Aufbauleistung in den Bereichen Infrastruktur, Städteplanung, Städtebau und Wirt- schaftsförderung. Momentan wird daran gearbeitet, das alte SKET-Areal fit zu machen, damit hier Neuansiedlungen stattfinden können - was teilweise bereits geglückt ist. Zusätzlich konnte sich auch die Innenstadt gegenüber dem Umland behaupten. Es hat funktioniert, den Stadtkern wieder aufzubauen und dabei den Einzelhandel zu stärken.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Region?

Nitsche: In den letzten zwei Jahren wurden diesbezüglich ent- scheidende Akzente gesetzt. Die Stadt versucht heute zunehm- end, ein stärkeres Regionalmanagement zu betreiben. So werden Industriegebiete bspw. mit dem Umland gemeinsam errichtet, ge- meinsam vermarktet und gemeinsam besiedelt. Das bringt Vor- teile für alle Seiten und schweißt die Region enger zusammen. Gemeinsam gestärkt kann unsere Region so sicherer auf nation- alen und internationalen Märkten agieren. Die Zusammenarbeit mit der Region ist der richtige Weg für die Zukunft.   

Wie sieht die wirtschaftliche Zukunft der Region Magdeburg aus?

Nitsche: Bereits heute zeichnet sich eine positive Fortentwicklung der Stadt in Richtung Wissenschafts- und Forschungsstandort ab. Insbesondere aufgrund der Verdienste von hervorragenden Wis- senschaftlern in der Stadt sind heute gute Grundlagen geschaffen worden. In der Region liegt noch viel Potenzial für zukunftsfähige Entwicklungen, da hier im Gegensatz zu anderen Städten ein klares Wissenschafts- und Forschungsprofil erkennbar ist und sich Magdeburg aufgrund dessen einen besonderen Namen gemacht hat.

Außerdem sehe ich eine große Zukunft der Stadt in der Verbind- ung der Wissenschaft mit der Industrie. Die industrielle Weiter- entwicklung wird sich vollziehen und es werden bspw. Industrie- gebiete entstehen, um Großansiedlungen zu ermöglichen. Die Stadt hat einen wirtschaftlichen und städtebaulichen Aufschwung genommen. Nur das nötige Selbstbewusstsein Magdeburgs und seiner Bewohner hinkt hinterher. Die Kampagne zur Ottostadt Magdeburg greift schon an vielen Stellen und wird die Ottostadt Magdeburg meiner Ansicht nach bekannter und beliebter machen. Der Veränderungswille der Magdeburgerinnen und Magdeburger wird nach außen getragen, die Dynamik der Stadt und der Region weiterhin die Wirtschaft beflügeln und Magdeburg in eine neue Kategorie leistungsstarker Städte erheben.  

 

Rainer Nitsche - Experteninterview


Beigeordneter für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit