Wie haben Sie die Wende in Bezug auf die Magdeburger Wirtschaft erlebt?

Maas: In der Zeit nach 1990 hat sich die Region Magdeburg tief- greifend verändert. Das trifft auf die Wirtschaft wie auch den Lebensraum insgesamt zu. Es galt, sich auf neue Bedingungen einzustellen und sie zu gestalten. Am Anfang standen ein Trans- formations­prozess und engagierte Menschen, die etwas beweg- en wollten. Es folgte der größte industrielle Strukturwandel in Magdeburg, der einstigen Stadt des Schwermaschinen- und An- lagenbaus. Er hinterließ tiefe Spuren und brachte Neues hervor. Aus heutiger Sicht ist es beeindruckend, welche Entwicklung die Elbemetropole genommen hat und was geschaffen worden ist.

Welche strukturellen Weichenstellungen sind in den folgenden Jahren bis heute gelegt worden?

Maas: In dem Gestaltungsprozess nach der schwierigen Anfangs- zeit war es von besonderer Bedeutung, sich auf die regionalen Stärken zu besinnen - auf die wirtschaftlichen Traditionen, das vielfältige fachliche Know-how und die Potenziale der Hoch- schulen. Die davon ausgehende und praktizierte Ansiedlungs- und Förderpolitik für die Wirtschaft war die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung. Ihre Früchte können wir heute - 20 Jahre nach der Wende - begutachten. Das im Großraum Magde- burg inzwischen vorhandene wirtschaftliche Potenzial stärkt auch die Landeshauptstadt. So wird Magdeburg zusammen mit den In- dustriegebieten in Barleben oder im Sülzetal bundesweit als Wachstumspol positiv wahrgenommen. Es wurden rechtzeitig Weichen für eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur ge- stellt. Der Ausbau des Hafengeländes zum heutigen Wissen- schaftshafen ist ein weiteres deutliches Signal für ein zukunfts- fähiges Magdeburg. Ziel war und bleibt eine starke Landeshaupt- stadt Magdeburg, von der wichtige Impulse für einen anhaltend- en, selbsttragenden Aufschwung im ganzen Land ausgehen.

Wie schätzen Sie die Entwicklung der Stadt und die Zukunftschancen Magdeburgs ein?  

Maas: Magdeburg hat sich zu einer modernen, lebenswerten Stadt entwickelt, die Anziehungskraft besitzt und ausbaufähige Potenziale aufweist. Ich würde sogar von einer Erfolgsstory einer gesamten Region sprechen. Das auch von uns geförderte Ge- samtinvesti­tionsvolumen der Stadt Magdeburg sowie der umlieg- enden Landkreise Börde, Jerichower Land und Salzland betrug in den Jahren von 1990 bis 2009 insgesamt mehr als elf Milliarden Euro. Die Wirtschaft hat sich spür- und sichtbar entwickelt. In- zwischen bieten leistungsfähige Unternehmen zahlreiche interes- sante Arbeitsplätze, die junge und qualifizierte Arbeitskräfte in die Region locken. Von besonderer Bedeutung ist auch die wei- tere Profilierung als Wissen­schafts­standort, wobei Universität und Fachhochschule bereits schon jetzt über eine hervorragende Struktur mit bedarfsorientierten Angeboten verfügen. Die praxis- orientierte Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft sollte weiter vorangebracht werden. Zukunftsfelder wie die Logistik oder die Medizintechnik müssen und können ebenso noch mehr ins Blickfeld rücken wie die künftigen Chancen und Bedürfnisse der Industrie und des Mittelstandes. Auch könnte zum Beispiel dazu beigetragen werden, dass die Kreativwirtschaft in Magde- burg weiter Fuß fasst, etwa indem sich im Wissenschaftshafen weitere Unternehmen dieser Branche ansiedeln.

Schließlich spielen noch andere Faktoren wie der Sport eine wich- tige Rolle. Daher ist es nur zu begrüßen, wenn alle Akteure ge- meinsam an einem Strang ziehen und das Image Magdeburgs als Sportstadt auf lange Sicht neu beleben. Denn damit verbindet sich eine immense Identifikationskraft für die Magdeburger und die Menschen in der gesamten Region.  

Insgesamt ist Entwicklung überaus positiv und der vor uns lieg- ende Weg scheint mit vielen Chancen nahezu gepflastert zu sein.

 

Manfred Maas - Experteninterview


  Sprecher der Geschäftsleitung der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, Magdeburg