Im ehemaligen Galileo-Testfeld der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, dem heutigen Digitalen Anwendungszentrum entwickeln und testen Partner aus Wirtschaft und Forschung unter anderem die digitale Zukunft der vernetzten Mobilität und Logistik

Was für viele Menschen nach Zukunftsmusik klingt, bestimmt den Alltag im Galileo-Testfeld dem heutigen Digitalen Anwendungszentrum für Mobilität, Logistik und Industrie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. „Vereinfacht gesagt, beschäftigen wir uns mit Mobilitätskonzepten von übermorgen, die das Leben zukünftig verbessern“, erklärt Andreas Müller. Der Managing Director steht mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen, blickt jedoch auch gern nach vorn – und nach oben. Bevor er 2008 das Testfeld in Magdeburg mit aus der Taufe gehoben hat, war er Landvermesser, hat Erfahrungen beim Fraunhofer-Institut für Atmosphärische Umweltforschung und beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gesammelt und war maßgeblich an der Entwicklung von Google Earth in Deutschland beteiligt. Der Wissenschaftler spricht von „einem Glücksfall für die hiesige Forschung“, dass vor 14 Jahren die Landesinitiative „Angewandte Verkehrsforschung – Galileo-Transport“ ins Leben gerufen wurde. Damit sei der Grundstein für das Entwicklungslabor gelegt worden, das Innovationen für Verkehr, Mobilität und Logistik befördert und vernetzt. Verknüpft war es von Beginn an mit dem europäischen Satelliten-Navigationssystem, das nach dem Universalgelehrten Galileo Galilei benannt ist.

Gegründet wurde das Galileo-Testfeld als eins von sechs nationalen Testfeldern, die eigene Schwerpunkte setzen. In Magdeburg sind es Logistik und Mobilität. Die Otto-von-Guericke-Universität und die Stadt hätten damals hohe Innovationsbereitschaft gezeigt und die Einrichtung am Studienort integriert, um damit einen Mehrwert zu schaffen, erinnert sich der Geschäftsführer. Das hat schon viele Früchte getragen. Heute entwickeln und testen Partner aus Wirtschaft, Forschung im Digitalen Anwendungszentrum „GALILEO-Testfeld“ neben satellitengestützten Anwendungen für den Verkehr und die Logistik vor allem neue funkbasierte Verfahren für die vernetzte Mobilität, die ein Baustein für das autonome Fahren ist. Die moderne Integrationsplattform besteht aus dem Entwicklungslabor und Testfeld im Wissenschaftshafen und einer Logistikplattform im Hansehafen. Im Mittelpunkt stehen Technologien, die exakte Koordinierungen benötigen. Wissenschaftliche Einrichtungen, Partner und Unternehmen bringen Forschungsprojekte und Testanfragen ein. „Die Bedingungen, gerade hier im Wissenschaftshafen, sind ideal“, schwärmt Andreas Müller.

Nicht nur in den Räumen ist viel in Bewegung, wenn in der industrienah ausgestatteten Umgebung Demonstratoren aufgebaut oder Prototypen eingesetzt werden – auch in den Köpfen rotiert viel. Hier arbeiten und forschen ein Team, Start-ups und Gäste an der Mobilität von morgen. Umgeben sind sie dabei seit 2021 vom ultraschnellen 5G-Mobilfunknetz, das Kommunikation in Echtzeit ermöglicht und das Testfeld zum hypermodernen digitalen Anwendungszentrum macht. Hier arbeitet das Team derzeit an Interaktionen nachhaltiger Lösungen für die Infrastruktur. Das einzige 5G-Reallabor Sachsen-Anhalts baut zurzeit Antennenstandorte in der Ottostadt auf – 60 sollen es insgesamt werden. „Damit können wir den Verkehrsfluss in Echtzeit erfassen, damit kann vieles effizienter geregelt, fast alles prognostiziert und Emissionswerte errechnet werden“, sagt der Leiter des Testfeldes. Wie das funktionieren kann, haben die Magdeburger Wissenschaftler bereits unter anderem im nationalen „Digitalen Testfeld Autobahn“ auf der A9 zwischen Nürnberg und Ingolstadt probiert – mit der Idee und dem Produkt „made in magdeburg“. Notrufsäulen wurden dabei mit Funkmodulen ausgerüstet und warnten Autofahrer vor Falschfahrern, Unfällen oder Hindernissen. Magdeburg hat mit den vielen Antennenstandorten, das umfangreichste digitale Kommunikationsnetz für die vernetzte Mobilität in Deutschland. Ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt und die Zukunft der Mobilität.

Für all ihre Projekte schmieden die Magdeburger Wissenschaftler überregionale Allianzen. Den Namen der Otto-von-Guericke-Universität und der Ottostadt Magdeburg tragen sie in internationale Netzwerke oder bei Weltkongressen weiter. Andreas Müller nennt passend dazu den Leitspruch, den sie hier haben: „Wir vernetzten Ideen zu Innovationen.“ Vor seinem geistigen Auge sieht der Magdeburger, wie seine Heimatstadt weiter zu einer „Smart City“ wächst. Dafür gibt es einiges im Portfolio. Pläne eine „5G-Straßenbahn“ am Breiten Weg fahren zu lassen, gehören dazu. Andreas Müller sagt: „Dort würde alles erlebbar werden, was 5G zu bieten hat, von Hologrammen der Sehenswürdigkeiten bis zur digitalen Bewerbung von Kulturveranstaltungen.“ Auch autonome Systeme, die uns morgens zur Arbeit bringen und abends wieder nach Hause, gehören für ihn in die nahe Zukunft. Mit dem Blick auf die sinnbildliche Überholspur sagt er: „Wir gehen immer weiter voran, setzen neue Technologien ein, verknüpfen sie miteinander und setzen neue Impulse.“ Ein Dank geht dabei insbesondere an die Universität Magdeburg und das Land Sachsen-Anhalt, die das Digitale Anwendungszentrum unterstützen und als interdisziplinäre Forschungsplattform forcieren.

Ideen vernetzen sich zu Innovationen


Dipl.-Geogr. Andreas Müller

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