Digitale Dialogprogramme für die Studienfachwahl, Chat-Bots und bald anonymisierte Sprach-Dialogsysteme. Ingo Siegert erklärt Vorzüge von Online- oder Präsenzlehre.

Studieninteressenten konnten im Lockdown nicht an der Universität Otto-von-Guericke beraten werden. So entstand 2020 die Idee, interessierte Bewerber durch Alexa Sprach-Dialogsysteme bei ihrer Fachwahl zu unterstützen. Dafür entwickelte Prof. Ingo Siegert mit zwei Studenten eine Sprach-App, die auf Basis abgefragter Interessen geeignete Studienprogramme aus den 50 B.A. Studiengängen vorschlägt.

Die Schwierigkeit bei Sprachsystem-Software liege in der Vielfältigkeit der Nutzer: „Man muss so entwickeln, dass der Nutzer aus den gestellten Fragen herauslesen kann, wie er antworten kann; und zugleich einen längeren Dialog mit vielen Präferenzabfragen und Optionen am Laufen halten.“ Am Ende soll ein Ratschlag mit zwei, drei Studienempfehlungen stehen. Die Voice-AppProgramm heißt „Sprich mit der Universität Magdeburg“, ist sowohl für Amazon_s Alexa als auch für Google’s Assistant getestet und freigegeben. E Bisher haben einige Studieninteressierte das Programm genutzt. Künftig werde in Schulen auf dieses Tool verwiesen. Für Schüchterne sei so eine spielerische Beratung hilfreicher als die Ansprache eines Lehrers oder Studienberaters.

Die Universität ist derzeit dabei, ein Chatbot System - also schriftliche Dialoge - anzubieten. Es soll für die automatisierte Kommunikation über häufige Fragen an die Prüfungsämtern, die Studienfachberatung aber auch für das Uni-Marketing und das Auslandsamt entwickelt werden und so Studierenden schneller die Antworten auf Ihre Fragen geben.

Siegert stammt aus dem Harz, hofft in Magdeburgs günstiger Lage auf den Ausbau des Nahverkehrs per Fahrrad und freut sich, dass an der Otto-von-Guericke Universität Digitalisierung ernst genommen wird: „Manche Umsetzung bedarf einiger Zeit. Die Mitarbeitenden müssen mitgenommen werden und Prozesse effizient umgesetzt. Wie kann ich dabei Datenschutz oder Datenverlust auch angemessen berücksichtigen?“, das sei die Herausforderung bei Digitalisierungsprozessen.

Für Studierende gibt es schon viele Angebote online: etwa ihre Stundenpläne zu planen, sich für Klausuren anzumelden, ihre Ergebnisse oder Kursmaterialien abzurufen. So fiel es der Otto-von-Guericke Universität während der Pandemie recht leicht, vieles in der Lehre statt in Präsenz online anzubieten. „Da hat sich eine gute Mischung etabliert. Präsenzformate, um auf Fragen einzugehen, vertiefte Erklärungen zu geben und Feedback zu bekommen. Daneben Wissensvermittlung mittels digitaler Inhalte.“

In der Pandemie zeigte sich, dass nicht alles online absolviert werden kann und worin die Stärke der Präsenzlehre besteht. Lehrende werden nicht durch einen Roboter zu ersetzen sein. Persönliche Kontakte zu Studierenden und Dozenten sind für Motivation und kommunikative Bedürfnisse weiter wichtig. Auch für Lehrende ist das virtuelle Unterrichten vor der Kamera suboptimal, weil das Feedback sowie die motivierende Aufforderung an die Studierenden fehlen. Die Diskussion grundlegender Ideen oder praktische Anwendungen des Gelesenen im Labor brauchen Präsenzbegegnungen.

Siegert freut sich über Magdeburgs Entwicklung und die Intel Ansiedlung: „Die Investition ist super. Das zeigt auch, dass Magdeburg vor einigen Jahren den Titel ‚Dynamischste Stadt Deutschlands‘ verdient hat. Dass die viele Arbeit Magdeburg vorangebracht hat. Dass es nun für Innovation steht.“ Seine Erwartung ist, dass die Stadt nun internationaler wird. Intel ist weltweit unterwegs und bringt dieses Wissen mit. Das wird internationale Studierende anziehen. Die Stadt müsse sich natürlich vorbereiten im Hinblick auf Nahverkehr und Wohnungsbau.

Intel betrachtet der Informationstechnologe nur als Nukleus aber vielleicht gar nicht wichtigsten Treiber der wirtschaftlichen Entwicklung: „Denn die machen hier nur die Fertigung, da kommen Silikonwafer vorne rein und Chips hinten raus. Für die Forschung sind umliegende Betriebe, die damit und dafür etwas machen, interessanter. Dafür sollte die Universität bereit sein zu sagen, wir haben Intel als Treiber, drum herum eröffnen wir Möglichkeiten, dass sich vielleicht Spezialchip-Firmen oder Anwender ansiedeln.“

Künftige Projekte Siegerts erforschen Aspekte des Datenschutzes oder der Anonymität von Sprachassistenz: digitale Auswertung, was gesprochen wurde; aber nicht, wer es gesagt hat. Das sei bei Programmen im öffentlichen Raum aber auch für anonymisierte Erstgespräche etwa im Bereich der Psychotherapie wichtig.

Keine Roboter anstelle von Professoren


Prof. Dr.-Ing. Ingo Siegert

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