Viele Ideen über unsere künftigen Fortbewegungsmittel und deren Lichttechnik lassen sich mit den heutigen technischen Möglichkeiten noch nicht umsetzen. Die Forschungen und Entwicklungen von Prof. Dr.-Ing. Benedikt Kleinert finden deshalb virtuell statt.

Wie werden wir uns in Zukunft fortbewegen und mit welcher Lichttechnik? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Prof. Dr.-Ing. Benedikt Kleinert. Er lehrt an der Hochschule Magdeburg-Stendal im Bereich Konstruktion und CAD. Ihn interessiert, wie sich die Mobilität und deren Beleuchtung künftig entwickeln kann. Gemeinsam mit seinen Studierenden und Industriepartnern, wie beispielsweise der IAV GmbH, widmet er sich dieser Fragestellung in interdisziplinären Projekten. Konzepte und Funktionsmuster stammen von Studierenden aus den Bereichen Maschinenbau, Mechatronik und Wirtschaftsingenieurwesen. Studierende des Industrial Designs entwerfen das ansprechende Design des Modells. Doch die Projekte sind Zukunftsmusik, nach aktuellem Stand der Technik besteht keine Möglichkeit für die Herstellung. Die Entwicklung findet primär virtuell statt.

Kürzlich entstand aus diesem Prozess eine Reisekapsel, die per Drohne weite Strecken zurücklegen kann und beispielsweise am Ende der Reise im innerstädtischen Bereich auf der Fahrbahn aufsetzt und am Straßenverkehr teilnimmt. Ebenfalls setzten sich die Studierenden mit einem innovativen Monitoring System auseinander. Das Fahrzeug soll demnach Informationen über seine Insassen sammeln: Geht es ihnen gut? Wollen sie schlafen oder eine E-Mail schreiben? Innovative Lichtfunktionen gehen automatisch auf die Bedürfnisse ein und passen sich selbstständig an die Anforderungen an. Ein Aspekt ist Kleinerts Studierenden besonders wichtig: Gesundheit! Könnten derartige Systeme auch einen Schlaganfall oder einen epileptischen Anfall eines Insassen erkennen? In einem solchen Fall könnten die Informationen als Warnung an eine Leitstelle weitergegeben werden oder die Reisedrohne könnte automatisch zum Landen ansetzen und den Rettungsdienst sowie weitere Reisende in der Nähe benachrichtigen.

Durch die virtuelle Produktentwicklung kann Prof. Kleinert bereits frühzeitig den Mehrwert von einzelnen Funktionen aufzeigen oder Wohlfühlsysteme entwickeln. Dabei stehen neben technischen Anforderungen und individuellem Fahrgefühl auch die Frage nach dem Datenmanagement zur Debatte. Fahrzeuge werden sich künftig untereinander vernetzen, insbesondere autonome Autos. Diese Vorstellung klingt weniger beunruhigend, wenn man bedenkt, dass die meisten Autos schon heute relativ große Rechner sind – zum Beispiel, wenn sie das Licht automatisch bei Dunkelheit einschalten.

„Es wird ein enormer Wandel stattfinden“, ist er sich sicher. Die jüngeren Generationen wachsen bereits mit einer Vielzahl an digitalen Möglichkeiten auf. Für sie ist es alltäglich, „etwas zu kaufen und noch nicht zu wissen, welche Funktionen damit möglich sind“. Damit meint Prof. Kleinert ein Angebot, das Audi beispielsweise „Functions-on-Demand“ nennt. Das Fahrzeug wird in der Grundausstattung gekauft und über das Smartphone diverse Funktionen optional hinzugebucht. „Zum Beispiel eine automatische Fernlichtfunktion.“

Für künftige Projekte möchte Prof. Kleinert die Digitalisierung an der Hochschule Magdeburg-Stendal vorantreiben. Er plant mit den Kollegen Professorin Hußlein und Professor Krüger des Industriedesigns den Aufbau eines VR/AR-Labors, das den Studierenden aller Institute des Fachbereichs (Industrial Design, Elektrotechnik, Maschinenbau und technischer Betriebswirtschaft) für Studium und Lehre zur Verfügung steht.

Sein Wunsch ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Hochschule und externen Partnerinnen und Partnern, um Produkte durch die virtuelle Produktentwicklung ressourcenschonend und nachhaltig zum Leben zu erwecken. „Die Studierenden können eine virtuelle Absicherung durchführen, damit der Kunde im ersten Schritt keine teuren Prototypen anfertigen muss, um festzustellen, dass die Funktion nicht den Anforderungen entspricht.“ Als potenzielles Partnerunternehmen kommt für ihn in naher Zukunft auch Intel in Frage, deren Investition er als „Booster für Magdeburg und die Region“ sieht.

Wenn die Mobilität digitalisiert wird, überträgt sich das auf die Städte. Für Magdeburg wünscht sich Prof. Kleinert ein innovatives Lichtkonzept. Warum sollte ein Auto noch Licht erzeugen, wenn es schon Licht in der Stadt gibt? Konkret bedeutet das: Autos und Leuchten in der Stadt kommunizieren miteinander und tauschen Informationen und Daten aus. Der Lichtbedarf wird automatisch angepasst. So könnten auch nicht benötigte Lichtsysteme deaktiviert und Strom gespart werden. Ansätze zu einer Vernetzung von verschiedenen Systemen gibt es bereits. Ist Magdeburg schon bald eine Smart City?

Die Mobilität der Zukunft digital erleben


Prof. Dr.-Ing. Benedikt Kleinert

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