Interne digitale Netzwerke sicher und intuitiv nutzbar machen, extern Multichannel Zugänge für Bürger anbieten: das neue Amt hat viele Ziele, viele Fesseln - doch wenig Zeit und Mittel

Das Amt für Statistik und Wahlen ist seit 2021 auch zuständig für Digitalisierungsmaßnahmen der Stadtverwaltung. Der Bereich Informations- und Kommunikationstechnik wurde aus dem Hauptbereich 1 herausgenommen und somit direkt der Oberbürgermeisterin unterstellt. Dabei wurden zusätzliche Stellen geschaffen, um die Prozessdigitalisierung aktiv anzugehen. Die größte Sorge des Amtsleiters ist, dass die Stadtverwaltung - wie in Bitterfeld - durch einen Hackerangriff und kriminelle Datenverschlüsselung komplett lahmgelegt wird: „Datensicherheit steht für uns an erster Stelle. Dafür haben wir eine IT Security Cloud, die besonders geschützt ist durch den Zero Trust Ansatz. Magdeburg ist hier Vorreiter in Deutschland; andere Städte zeigen nun auch Interesse an diesem Weg.“

Die Stadt hat als eine der ersten deutschen Städte in der Verwaltung Ende 2020 das Videokonferenzsystem Zoom eingeführt. „Wir haben damit in der Corona-Zeit gute Erfahrungen gemacht. Doch war uns bei der Vertragsgestaltung wichtig, dass die Verarbeitung der Daten nur in Europa, nicht den USA stattfindet“, erklärt Tim Hoppe. In vielen Punkten sei die Einführung von längst in den städtischen Schubladen liegenden Konzepten für Digitalisierungsschritte kaum möglich, weil man auf die gesetzlichen Vorgaben auf Bundes- und Landesebene warte. Zentral sei hier die Einführung einer sicheren, eindeutigen ID für jeden Bürger. So etwas gebe es ja für jeden von Geburt an als Steuer ID; leider noch nicht für andere Verwaltungsbereiche. Nachzuahmendes Vorbild und best practice erkennt Hoppe in Dänemark.

Überhaupt gelte es, sich an anderen Ländern und Städten oder an verwaltungsähnlichen Abläufen von Banken und Versicherungen zu orientieren: „Man muss das Rad nicht ständig neu erfinden. Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind natürlich Ängste da. Man muss die Kolleginnen und Kollegen mitnehmen. Wir haben sie mittels Zoom-Tutorials live oder on demand geschult. Gerade wenn es in der Gesellschaft schon verwendete, intuitive Softwareprodukte sind, werden sie von den Kolleginnen und Kollegen schnell angenommen.“ Für zielführend erachtet der Amtsleiter auch einen Wettbewerb zur Entwicklung von Apps, die die Verwaltung voranbringen.

Ein Service Portal wird in vielen Bereichen ab 2023 durch das Onlinezugangsgesetz (OZG) erfordert. Doch findet Hoppe die Einführung solcher Portale nur effizient, wenn dann auch die Bearbeitung und Beantwortung der Anträge auf digitalem Wege erfolge und nicht bloß die Onlineanfragen ausgedruckt und auf dem Papierweg abgearbeitet werden. Privat schätzt der Ökonom, der auch selbst programmierte, die automatisierten Helfer beim Rasenmähen und -bewässern. Beim Wandern hilft der Familie eine Smart Watch. Nur beim Grillen glaubt Hoppe, der mit seinem Grill-Team 2019 deutscher Barbecue Meister wurde, nicht an die Hilfe von Digital Tools: „Das bleibt analog, hart am Produkt.“

Für Smart-City-Möglichkeiten will die Landeshauptstadt Ideengeberin sein, so im Bereich eines stadtweiten WLANs oder der Anzeige freier Parkplätze mittels Sensoren - auch Wohnmobil-Stellplätze für Touristen. Verkehrsdaten und die Entwicklung von Verkehrsleitsystemen seien interessant. Zur Intel Ansiedlung erklärt Hoppe: „Wir müssen die Zeit nutzen, bis dort wirklich produziert wird, um Digitalpotenziale zu heben. Wir werden erst mal viele Bauunternehmen haben, die Unterstützung brauchen.“ Magdeburg werde davon profitieren: „Ich glaube dass wir uns auf einem Wachstumspfad befinden, der ähnlich ist zu Leipzig.“

Als Wünsche hat er: mehr Humankapital und mehr Zeit - und weniger Knebelung. „Es ist sehr schwierig, kreative Digitalisierungsexperten für die städtische Verwaltung zu gewinnen. Die werden mit hohen Gehältern von der Wirtschaft abgeworben. Um abzuhelfen, bildet die Stadt im Dualen Studiengang Verwaltungsinformatik eigene Fachleute aus.“ Bei begrenzten Mitteln gelte es für die Digitalisierungsstrategie stets zu überlegen, welches Projekt wem und wie vielen Menschen nutzen werde. Für Ältere oder wenig Digitalaffine werde es weiter persönliche Termine im Amt geben. Doch sollen möglichst viele Standardanfragen automatisiert beantwortet werden, damit Zeit für individuelle Problemlösungen durch Menschen frei werde.

Beste Wege für die Stadtverwaltung suchen


Dr. Tim Hoppe

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