Am Fraunhofer-Institut IFF werden Augmented-Reality-Projekte aufgesetzt und für Unternehmen an deren Prozesse angepasst. Steffen Sauer erklärt, was das bewirkt.

Augmented Reality (erweiterte Realität) ist nicht nur in der Unterhaltung mittlerweile eine wichtige Größe, sondern auch in der Produktion. Steffen Sauer vom Magdeburger Fraunhofer Institut IFF hat ein Projekt begleitet, bei dem Mitarbeitende im Maschinenbau Bauteile mit Hilfe von Augmented-Reality-Monitoren korrekt positionieren können. Sauer erklärt: „Dort wo Metall gefräst wird, wo Teile gebohrt werden, wo Metalle gedreht werden, ist es extrem wichtig, dass diese Werkstücke festgehalten werden. In einem Spannsystem werden die Werkstücke dann in die Bearbeitung hineingeführt.“ Das Werkzeug fräst, bohrt, bewegt sich vollkommen automatisch, ohne dass ein Mensch noch etwas tun muss. „Das ist quasi schon vollkommen digital. Jetzt ist es aber extrem wichtig, dass sowohl das Werkstück als auch diese Vorrichtung, die das Werkstück hält, genau den Vorgaben entsprechen. Wenn es dabei eine Abweichung gibt, dann fährt die Maschine immer noch das Programm. Aber es kann passieren, dass sie mit voller Geschwindigkeit in einer Drehbewegung mit dem Werkstück oder der Vorrichtung kollidiert“, so Sauer weiter.

Ein solcher Fehler kann zum Totalausfall der Maschine führen, denn die Maschine wisse ja nicht, dass das Bauteil in der Spannvorrichtung etwas anders sei, als es geplant wurde. Im Zuge der Installation der Augmented Reality wurde aus den vorhandenen Daten dann ein Modell errechnet, wie ein Bauteil exakt aussehen muss. „Und anstatt die jetzt auf Papier auszudrucken und dem Mitarbeiter neben seinem Arbeitsplatz hinzulegen, damit dann mit dem Zollstock Maße abgenommen werden, haben wir einen Bildschirm an den Arbeitsplatz gehangen, wir haben zwei, drei Kameras auf den Arbeitsplatz ausgerichtet und das Bild von den Kameras sehen die Mitarbeiter auf dem Bildschirm“, erklärt Sauer das neue Verfahren. Die Mitarbeitenden sehen erst mal prinzipiell das, was sie dort tun, auf den Bildschirmen. Zusätzlich werden die Konstruktionsdaten, also die CAD-Modelle an der Stelle in den Bildschirm eingeblendet, wo sie die Teile zu platzieren haben. „Das heißt also, die Digitalisierung findet in der Form statt, dass wir anstatt Ausdrucke oder Fotos neben dem Arbeitsplatz gleich digital die Anweisung auf den Bildschirm bringen. Und die Mitarbeiter müssen dann nur noch die Bauteile so platzieren, dass ihre tatsächlichen Objekte mit den Modellen übereinstimmen. Das ist grundsätzlich eine große Erleichterung“, fasst Sauer zusammen. Etwas Skepsis habe man bei wenigen überwinden müssen, denen die Kameras erst suspekt waren. Die Vorteile überwiegen aber deutlich für die Mitarbeitenden, die nun sicherer sein können, dass kein Fehler passiert, der teure Folgen hat – Arbeit mit eingebauter Qualitätssicherung eben.

Eingeführt haben die Wissenschaftler das System mit dem Produktionsbetrieb schon vor neun Jahren, als in vielen Unternehmen Augmented Reality noch wie Science-Fiction klang. Sauer sagt: „Das erste System ist vor neun Jahren in Betrieb gegangen und wir wissen von unseren Kunden, dass es genau einmal einen Fehler gab. Der lag aber nicht an einer falschen Bedienung der Maschine, nicht an der Programmierung.“ Von der ersten Idee bis zum Einsatz im Unternehmen verging damals nur ein Jahr. Statt Brillen für die Einblendung entschied man sich damals für Monitore, um den Mitarbeitenden einen höheren Komfort bieten zu können. „Wenn ich das nicht mehr sehen möchte, dann gucke ich einfach woanders hin. Mit einer Brille geht das nicht“, begründet Sauer den Einsatz der Monitore.

Sauer selbst ist im Privatleben eher analog unterwegs. „Das ist der Ausgleich zu dem, was ich tagsüber digital tue“, sagt er. Für die Stadt Magdeburg und die Digitalisierung sieht Sauer eine gute Basis: „Ich weiß, dass wir sehr viele kleine und mittelständische Unternehmen in Magdeburg haben, die sehr innovativ sind, auch bei unseren Partnern. Die Intel-Ansiedlung wird da sicherlich noch einiges bewegen. Auch im Bereich der Fabrik, Betrieb und Fabrik-Automatisierung wird man sicherlich Fragen haben. Und da stehen wir natürlich gerne bereit“, bietet Sauer an.

Wie Monitore beim Sehen helfen


Steffen Sauer

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