Frostschutz oder Fehleranalyse für Lokomotiven, Schwärmzeitkontrolle für Borkenkäfer, digitale Preisschilder: Mit maßgeschneiderten Cloud-Plattformlösungen hilft Embever Wege und mithin Zeit, Geld und Energie zu sparen.

Der Name der Firma steht für embedded everything – alles eingebunden ins Netz. Ihre erste Idee war ein GPS Tracker für Fahrräder. Doch nach Marktanalyse merkten die Gründer, dass es schon einige Konkurrenz gab. Man schwenkte um auf andere Geräte, die per SIM Karte und Mobilfunknetz fernüberwacht und gesteuert werden können: energieeffizient im LTE Standard. Erster Kunde war ein Autohaus, das seine Modelle mit digitalen Preisschildern versah. Davon werden nun 20.000 Einheiten über die Embever Plattform betrieben.

2019 bewarb sich das Startup auf eine Ausschreibung. Für die Frostwache bei 135 IC-Lokomotiven mussten ausgebildete Lokführer alle paar Stunden zu abgestellten Lokomotiven gehen, um zu prüfen, ob sich die Stromabnehmer noch an der Leitung befinden oder wegen Überspannungen womöglich eingefahren wurden. Ohne Stromversorgung funktioniert die Standheizung der Loks nicht, Geräte frieren ein. Diesen aufwendigen Kontrollprozess vereinfacht Embever durch Sensor plus SIM-Karten. „Lokführer sind uns dankbar, nachts nicht mehr raus zu müssen.“ Auch die Fehlerauslesung des Power Converter Energie- und Datensystems unter Loks und Straßenbahnen kann so aus der Ferne erfolgen. Da die Bahn gerne langjährige Verträge abschließt, wurde sie zu einem wichtigen Auftraggeber und sorgt für regelmäßig wiederkehrende Einkünfte.

Ein Borkenkäfer-Fallen-Anbieter, mit dessen Duftlockstoff-Fallen sich die Schwärmzeiten der Schädlinge überwachen lassen, ist ein weiterer Anwender. Die Fallen müssen nicht mehr vor Ort kontrolliert werden, um die Schwärmzeiten der Baumvernichter festzustellen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Durch Workshops mit potenziellen Kunden werde deren Bewusstsein für Effizienzsteigerung bei umständlichen Prozessen geschärft, erläutert der Prototypen-Erfinder: „Wenn die dann merken, wir können 50 Prozent unseres Reisebudgets einsparen und unsere Zeit besser verwenden, als rumzufahren um Daten auszulesen - dann fällt ihnen die Kinnlade runter.“

Nach ihrem Wirtschaftsingenieurs Studium an der BTU Cottbus zogen zwei der Jungunternehmer wegen guter Gründerförderungs-Bedingungen nach Magdeburg. Hier stießen noch zwei promovierte Nachwuchswissenschaftler an der Otto-von-Guericke Universität dazu. Die Antragsstellung ging schnell. Dann kam die 15-monatige Uni-Anstellung aus Projektfördermitteln. Den Wechsel hat Schlag nie bereut: „Ganz toll gelaufen war der Start. Ein vergleichbares Gründerprogramm gab es in Berlin oder Brandenburg nicht: die Möglichkeit, von Tag Eins an Sach- und Personalmittel zu bekommen. Die Startup-Schule der Otto-von-Guericke Universität war eine sehr große Hilfe, da lernte man viel Nützliches.“

In der Zukunft hofft Schlag, dass sein Unternehmen organisch weiter wächst. Er ist stolz, dass es ohne Kapital von außen durch eigene Cash Flow Einnahmen überlebt hat und hofft, dass dies so bleibt. An einem wirklich strategischen Partnerunternehmen, das nicht nur investiert und auf schnelles Wachstum drängt, sondern gemeinsam Projekte entwickelt um nachhaltig zu wachsen, wäre Schlag schon interessiert. „Wir probieren, eine Plattform zu sein, auf der künftig möglichst viele Geräte eingebunden laufen werden.“ Für Smart City Modernisierungen gebe es in Magdeburg gewiss noch viele Möglichkeiten, findet der Tech-Unternehmer.

Im Privatleben habe er zeitfressende Social-Media-Kanäle abgeschafft. So bleibe mehr Zeit für die Familie. „Ich bin immer dafür, dass man das Leben auch analog erlebt. Nicht jeder Bereich macht Sinn, digitalisiert zu werden.“ Doch freut er sich, aus der Ferne seinen Backofen zu steuern oder das Garagentor zu öffnen.

An Magdeburg schätzt er die überschaubare, vernetzte Szene von Unternehmen. „Man kennt sich halt doch nach 5 Jahren. Das wäre in anderen Regionen schwieriger gewesen.“ So ergeben sich neue Projekte, derzeit etwa eine 5G Ausschreibung, im IGZ Barleben ein Campusnetz aufzubauen. „Man muss immer die Augen offen halten nach neuen Technologien oder neuen Förderprojekten, nun etwa im Bereich 5G.“ Obwohl viele potenzielle Industriekunden eher in Süddeutschland, Österreich oder der Schweiz sitzen, plant er nicht weg zu gehen: „Wir bleiben Magdeburg treu.“ Wichtiger Grund hierfür sind nicht zuletzt die bezahlbaren Mieten und noch nicht exorbitanten Gehälter, die für Jungunternehmen einen Standortvorteil bedeuten. Das könnte mit den Wachstumsprozessen rund um die Chip-Fabrik anders werden. Gleichwohl sieht der Gründer die Intel Ansiedlung weitgehend positiv.

Energieeffiziente Fernwartung per Mobilfunknetz


Henry Schlag

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