Bildende Künstlerinnen und Künstler schaffen Gemälde im Zusammenspiel mit KI. Ein interdisziplinäres Promotionsprojekt an der Otto-von-Guericke-Universität fragt, was wir dadurch für einen kreativen, selbstbestimmten Umgang mit Algorithmen lernen können

„Was bedeutet es, die Logik von Berechenbarkeit in den scheinbar von Berechenbarkeit weit entfernten Bereich der Kunst einzuführen?“ So lautet eine der Leitfragen von Juliane Ahlborn. Wie es sich für ein interdisziplinäres Dissertationsvorhaben gehört, hat sie Hypothesen und Thesen zu Kunst und KI: „Kunstschaffende demonstrieren in ihrer Verwendung von KI-Programmen den kreativen Umgang mit Algorithmen. Es geht um das Zusammenspiel von Menschen und Maschinen.“

Künstlerische Tätigkeit bestand seit jeher im Treffen von Entscheidungen über Materialien, Farb- und Formgebungen sowie Maltechniken. Das bleibe bei veränderten Techniken und Materialien auch in der Gegenwartskunst so: „Der oder die Kunstschaffende entscheidet zuerst, einen Algorithmus einzusetzen, dann, welche Daten er ihm eingibt. Lediglich das Werkzeug des Künstlers hat sich verändert.“

Im Rückblick auf die Mediengeschichte lerne man: ältere Medien sterben nicht, werden nicht komplett verdrängt. Nicht alles muss aber digital sein, glaubt die Doktorandin, die seit Juli 2020 mit einem Stipendium des Landes gefördert wird: „Ich bevorzuge es, wissenschaftliche Literatur als Buch oder ausgedruckt zu lesen. Meine Freunde und ich stehen auf Bücher.“ Theorierahmen und Grundfragen ihrer Dissertation stehen. Problematisch sei es, einen Zugang zu den Künstlerinnen und Künstler und den von ihnen verwendeten Algorithmen zu bekommen: „Zum einen rücken die KI-Künstlerinnen und Künstler den Code nicht raus. Zum anderen ist es aus meiner Perspektive herausfordernd, die komplexen Codes, die maschinellem Lernen zugrunde liegen, analytisch in den Blick zu nehmen. Und dann lernen diese Algorithmen auch noch und ändern sich im Prozess.“ Grundsätzlich ist bei dieser Form des Ausdrucks unklar, was das Wesentliche am Werk ist: Das sichtbare Objekt? Der raffinierte Herstellungsprozess? Der Geist des Kunstschaffenden und sein Konzept? Die ästhetische Erfahrung der Betrachterinnen und Betrachter?

‚Critical Code Studies‘ und ‚Creative Coding‘ lauten die Theorieperspektiven, die eine Erziehungswissenschaftlerin ins Reich der Zahlen und des Digitalen lockten. Ihre Methode ist nun der ethnografische Weg der teilnehmenden Beobachtung. Sie besucht Kunstschaffende, die mit KI arbeiten, und begleitet sie bei ihrer Arbeit. In Magdeburg hat sie leider noch keine Künstlerinnen und Künstler getroffen, die mit KI kreativ tätig sind.

Die Medienbildnerin interessieren Fragen der Subjektivierung: „Wie setzen sich Menschen zur Künstlichen Intelligenz in Beziehung? Unterwerfen Codes und Algorithmen die Menschen oder gibt es Möglichkeiten eines kreativen Umgangs mit ihnen?“ Datafizierung bestimme unseren Alltag beim Online-Shopping oder den Filmvorschlägen von Streaming-Diensten. Künstler weisen womöglich auf originelle, eigensinnige Wege des Umgangs mit den Vorschlägen der Algorithmen. Wenn die Maschinen immer autonomer werden, stellt sich die Frage nach der Herrschaft. Wer entscheidet letztlich, was wir zu sehen, hören, oder gar zu fühlen bekommen?

Aus Nordhessen stammend, wollte die eloquente Wissenschaftlerin erst nicht so recht nach Magdeburg. Sie hat die Stadt lieben gelernt: „Ich finde es klasse und würde gerne noch lange bleiben.“ Besonders die kurzen Wege, in der Stadt sowie aus der Stadt heraus ins Grüne, gefallen ihr. Die hiesigen B.A. und M.A. Programme Medienbildung fand sie prima, weil damit ihre Interessen zwischen der Pädagogik, der Kunst und Medien zusammengebracht wurden.

„Die Otto-von-Guericke-Universität ist digital ganz gut aufgestellt. Und das Unimarketing funktioniert toll über die Sozialen Medien. Wenn Intel kommt und der Damaschkeplatz fertig ist, dann wird sich Magdeburg noch richtig machen“, lacht die Doktorandin. Für die Zukunft hofft sie, dass die Stadt und die Otto-von-Guericke-Universität weiter im Wandel bleiben, dass Dinge sich entwickeln. Und beruflich wünscht sie sich: „Dass ich mich weiter mit Künstlerinnen und Künstlern befassen kann. Das sind einfach unglaublich spannende Persönlichkeiten.“

Künstlerischer Umgang mit Künstlicher Intelligenz


Juliane Ahlborn

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