Keiner spricht gern über Schulden. Die advanto Software GmbH allerdings schon, denn mit ihrem Programm managen die Bundesländer ihre Verbindlichkeiten.

Nahezu alle Finanzministerien der deutschen Bundesländer arbeiten mit einer Software, die in Magdeburg entwickelt wurde: Hinter dem Kürzel SDW verbirgt sich ein System zum Schuldenmanagement, das extrem begehrt ist. So kann das IT-Unternehmen advanto Software GmbH stolz verkünden, dass die in ihrem Haus entwickelte Lösung bereits in 15 von 16 Bundesländern im Einsatz ist. „Ein gallisches Dorf gibt es noch: Mecklenburg-Vorpommern. Aber jetzt hat auch das norddeutsche Bundesland ein extremes Interesse daran, in diesen auserwählten Kreis aufgenommen zu werden“, sagt Mark Poppeck augenzwinkernd. Er steht gemeinsam mit Robert Flügge als Geschäftsführer an der Spitze des Unternehmens, das 2011 gegründet wurde und aus der icubic Consulting GmbH hervorgegangen ist. Heute hat die Firma 30 Mitarbeiter, unter ihnen Informatiker, Wissenschaftler und Ingenieure.

Die Aufgabe der digitalen Schuldenverwaltung der Bundesländer, der eine umfangreiche Datenerfassung vorausging, ist äußerst komplex, erläutern die Firmenchefs. Jedes Bundesland habe andere Strukturen und andere Volumina. Ebenso gibt es große Unterschiede, im Verständnis dafür, Geld auszugeben oder Schulden aufzunehmen. Hier müssen die Länder rechtzeitig und ganz genau auf den stark veränderlichen Finanzmarkt schauen. Mit der SDW-Software steht ihnen ein modulares Baukastensystem zur Verfügung, das in der Lage ist, auch die komplexesten Vertragsformen und -verläufe aller derzeit gehandelten Finanzinstrumente abzubilden. Robert Flügge verdeutlicht: „Unser Produkt ist zur Verwaltung der Schulden da. Es gibt keine Empfehlung, wo man jetzt am besten Geld aufnehmen sollte. SDW stellt umfangreiche Berichts- und Auswertungsfunktionen zur Verfügung, auf deren Grundlage die Finanzministerien handeln können. Aber die eigentliche Kreditaufnahme erfolgt durch die Kreditreferenten, das sind Beamte der Ministerien, die mit den Banken direkt verhandeln und deren Produkte bewerten. Das wiederum muss in unserem Produkt abbildbar sein.“

Das Magdeburger IT-Unternehmen bietet nicht nur die Neuentwicklung an, sondern betreut die Anwender auch im laufenden Betrieb. „Wir haben eine Hotline geschaltet, an der unsere Kunden bei Problemen von unseren Mitarbeitern Hilfestellung erhalten“, sagt Mark Poppeck. „Unser Geschäftsfeld reicht von der Beratung über die Entwicklung der Software, deren Weiterentwicklung und Betrieb bis hin zur Kundenhotline. Das Produkt Made in Magdeburg hat sich bewährt.“

Die advanto-Geschäftsführer sind stolz darauf, die Ausschreibung vor 15 Jahren gegen große Player wie SAP gewonnen zu haben, obwohl Magdeburg kein ausgewiesener IT-Standort war. „Damals war Magdeburg für viele eher ein grauer Fleck auf der Landkarte, das ist heute zum Glück anders“, so Poppeck. „Wir führen so oft wie möglich die Workshops mit unseren Kunden hier durch und flechten kulturelle Blöcke ein, um zu zeigen, wie schön diese Stadt geworden ist. Inzwischen reißt man sich in manchen Ministerien tatsächlich darum, nach Magdeburg fahren zu dürfen.“

Mit dem Produkt SDW hat sich advanto im Länderkreis einen Namen gemacht. Auf dieser Basis entstanden weitere Lösungen, z.B. in den Bereichen des Liquiditäts-, Fonds-, Sicherheits- und Collateral Managements.

Neben der öffentlichen Finanzverwaltung bietet advanto ihre Kompetenzen im Bereich der Softwareentwicklung auch anderen Branchen an. So entstanden beispielsweise ein Patientenmanagementsystem für Reha-Kliniken, eine Steuerungssoftware für Gießereien und eine komplette Online-Handelsplattform im Bankbereich.    

In der geplanten Intel-Ansiedlung sieht Mark Poppeck große Chancen für den Standort und das gesamte Umfeld: „Das ist ein Riesen-Coup. Für uns stellt Intel keine Konkurrenz dar.“ Für Robert Flügge ist die Ansiedlung Beweis dafür, dass Intel das Potenzial erkannt hat, das Magdeburg als Universitätsstandort und Heimat vieler kleiner, innovativer Firmen bietet. In Sachen Digitalisierung seien hierzulande zwar die Unternehmen fit, aber die Kommune selbst hat noch Verbesserungspotential: „Das digitale Rathaus funktioniert anderswo doch schon. Wir haben Firmen hier vor Ort, die in der Lage sind, technische Lösungen zu entwickeln. Hier kann ein Dialog entstehen.“

In der Heimatstadt etwas zu bewegen, könnte eine von vielen Aufgaben für die nächsten Jahre werden. „Wir sind verwurzelt mit Magdeburg und werden hier auch zukünftig als attraktiver Arbeitgeber auftreten“, sagen die Geschäftsführer unisono. „Wir wollen weiterhin maßvoll wachsen. Gerade bauen wir ein neues Standbein auf und planen, mit unserer Software zukünftig auch größere Kommunen zu bedienen.“

Digitaler Baukasten


Mark Poppeck und Robert Flügge

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