In der Evangelischen Grundschule Magdeburg steht die Digitalisierung seit Jahren auf dem Stundenplan. Tablets, Online-Sitzungen oder Programmierkurse gehören zum Alltag. Mit ihren digitalisierten Abläufen nimmt die Einrichtung eine Vorreiterrolle ein.

„Easy“ kennt jeder in der Evangelischen Grundschule. Der kleine Roboter ist für die Kinder nichts Besonderes. Er steht am Platz im Klassenzimmer, auf dem normalerweise Tristan sitzt. Für den Grundschüler, der durch eine chronische Erkrankung oft zu Hause bleiben muss, ist er eine wichtige Verbindung in den Unterricht und zu seinen Freunden. Tristan steuert den Roboter aus seinem Kinderzimmer, verfolgt alles, was die Lehrerin sagt. Er meldet sich durch ihn, zeigt, dass er müde ist, lacht, nimmt Aufgaben entgegen oder flachst mit seinen Klassenkameraden.

„Easy“ ist ein Sinnbild dafür, wie in der christlich geprägten und staatlich anerkannten Ersatzschule die Brücke in die digitale Welt geschlagen wird. Der Roboter ist eingezogen, weil hier viel Wert auf Inklusion und moderne Technik gelegt wird. „Wir haben überlegt, wie wir dem Jungen die Teilnahme am Unterricht ermöglichen können“, sagt Anja Leiß. Die Idee kam der Schulleiterin bei der „Sendung mit der Maus“, wo das Gerät aus Norwegen vorgestellt wurde. Wie so oft sagte sie sich „Das brauchen wir“, knüpfte Kontakte, nutzte Netzwerke, fragte, ob sie mit als erste in die Testphase einsteigen könnten. Jetzt läuft das Pilotprogramm in Stadtfeld und eröffnet neue soziale Möglichkeiten.

Als eine der ersten Einrichtungen war die Schule in freier Trägerschaft digital komplett vernetzt. Der rührige Trägerverein war weitsichtig, hat bei der Schul-Gründung vor vielen Jahren schon Wert daraufgelegt, dass Datenströme fließen können und dafür die Förderprogramme ausfindig gemacht. Stück für Stück wurde seit dem der Weg in die digitale Welt gesucht und bestritten.

Mit dem Gebäude hat sich auch das Schulkonzept entwickelt, wurde das evangelische Profil geschärft und das musisch-künstlerische Profil entwickelt. Dazu kamen aus einer innovativen Arbeitsgruppe Überlegungen, wie Rechner Einzug halten könnten, um einen Computer-Unterricht anbieten zu können – vor 18 Jahren noch ein Novum. In einem kleinen Raum mit Computern ging alles los. Ein Student gab die Kurse und 2012 den Rat: „Besorgt euch iPads!“ Mit zwei Stück sind sie gestartet, haben überlegt, wie man damit umgeht, erzählt die Schulleiterin (Leiß). Die Lehrerinnen wurden einzeln geschult und „mit dem gemeinsamen Herantasten an neue Themen sind wir über die Jahre gut gefahren“, so Frau Leiß.

Ein Beispiel dafür ist die Einführung der Smartboards. 2017 sei das eine große Umstellung gewesen, plötzlich nicht mehr mit Kreide an die Tafel zu schreiben, erinnert sich Anja Leiß. Erst wurde mit wenigen Geräten getestet, ob alle damit zurechtkommen, dann folgten die restlichen digitalen Tafeln, auf denen heute die Kinder über ihr Tablet alles aufspielen können – genau wie umgekehrt ihre Lehrerinnen.

Geschrieben wird trotzdem weiter klassisch auf Papier mit dem Stift, um Schrift und Motorik zu fördern. Gelesen wird aus der Fibel. Anja Leiß sagt: „Die Technik ist für uns ein zusätzliches Werkzeug. Aber keine Technik der Welt ersetzt eine Lehrerin, die mit Herz dabei ist.“ Beides zusammen, hat hier alle über die Lockdown-Zeit gerettet. Kaum eine Stunde musste ausfallen. Der Unterricht konnte sofort „auf online umgestellt“ und Stunden gestreamt werden, weil alle technisch ausgestattet und ausgebildet waren. Schon lange gab es „digitale Schultaschen“ auf „Teams“ als Ergänzung zum greifbaren Fach in der Schule. Waren Kolleginnen in Quarantäne, haben sie den Unterricht live am Laptop durchgeführt und ihr Tafelbild auf das Smartboard im Klassenraum „gebeamt“. Schüler haben in der Isolationszeit Aufgaben und Videosequenzen auf ihren Rechner erhalten und waren digital in Echtzeit beim Unterricht dabei.

Aus vielen Bausteinen setzt sich in ihrer Schule zusammen, was als digitale Vorreiterrolle bezeichnet werden kann. Es gibt Programmierkurse für die Kinder. Sie beschäftigen sich mit den Mini-Computern Ozobots, tauschen sich mit Studierenden über Künstliche Intelligenz aus. Der Tag der offenen Tür heißt hier „Abend der Wissenschaften“ und bietet Experimente an. Längst sind Kabelanschluss und Glasfaser eingezogen. Darum ist es auch kein Problem, von Kindern des Partnerprojektes in Tansania auf ihre Videos zu antworten. Die Schulleiterin sagt: „Es ist doch wunderbar, so über die ganze Welt hinweg arbeiten zu können.“ 

Digitalisierung macht Schule


Anja Leiß

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