Ein Projekt der Hochschule Magdeburg-Stendal erprobt, wie digitale Technologien die Lehre bereichern und Studierende voranbringen können.

Die Hochschullehre durch Digitalisierung zu stärken – das hat sich eine Projektgruppe an der Hochschule Magdeburg-Stendal zur Aufgabe gemacht. Unter dem Titel „h²d² – didaktisch und digital kompetent Lehren und Lernen“ wird hier seit September 2021 geschaut, wie man digitale Tools und Technologien sinnvoll in Studium und Lehre einsetzen kann. Dabei geht es nicht darum, dass die bisherigen Methoden ungeeignet waren, sondern viel mehr um eine Erweiterung der Mittel und Wege. „Die Veränderungen in der Gesellschaft gehen natürlich auch mit veränderten Ansprüchen an Studium und Lehre einher“, sagt Koordinatorin Lisa König. Wenn etwa der Umgang mit bestimmten Technologien im Berufsleben verlangt werde, sei es notwendig, die Studierenden darauf vorzubereiten und ihnen die digitalen Kompetenzen zu vermitteln.

Lisa König ist Teil eines interdisziplinären Teams aus Professorinnen und Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitenden, Projektmitarbeitenden und Studierenden, die hinter „h²d²“ stecken. Prof. Dr.-Ing. Yongjian Ding, Prorektor für Studium, Lehre und Internationales an der Hochschule, leitet das Projekt, das unter anderem auf jenen Erfahrungen aufbaut, die man während der Pandemie mit drei Semestern Online-Lehre gesammelt hat. 

Unter dem Dach des Projekts, das mit knapp 3 Millionen Euro von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördert wird, laufen vier sogenannte Lehr-Lern-Labore. Für Studierende der Ingenieurs- und angewandten Humanwissenschaften entwickeln diesez.B. digitale Lernumgebungen, um Inhalte zu wiederholen und  Kompetenzen in Mathematik, Statistik und qualitativen Methoden in Selbstlernphasen zu trainieren. In anderen Laboren  sammeln Studierende Erfahrungen mit Anwendungen, die in ihren künftigen Berufsfeldern genutzt werden. „Im Studiengang Industrial Design geht es da zum Beispiel um Virtual- und Augmented Reality oder 3D-Scan-und Druck-Anwendungen“, sagt Lisa König. Die entsprechende Hard- und Software steht ebenso zur Verfügung wie das technische Equipment für Bio- und Neurofeedback, mit dem angehende Rehabilitationspsychologen Messungen durchführen können, um Aussagen darüber zu treffen, wie angespannt eine Versuchsperson in einer bestimmten Situation gerade ist. Die Biofeedback-Therapie wird in der Praxis zum Beispiel bei Schmerzsyndromen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Angst- und Panikstörungen eingesetzt.

Das Labor für Studierende der Wirtschaftswissenschaften ist etwas anders angelegt: Hier geht es darum, eine Plattform zu schaffen, auf der sich Studentinnen und Studenten verschiedener Jahrgänge über erste Erfahrungen aus dem Berufsalltag austauschen können, die sie als Praktikanten oder Werkstudenten gesammelt haben. „Es fällt vielen Studierenden dieses Fachbereichs nicht leicht, konkrete Perspektiven zu entwickeln für ihr späteres Arbeitsfeld. Hier kann die Plattform Orientierung geben“, erklärt Lisa König. 

Inwiefern der Einsatz der neuen Technologien im Rahmen der verschiedenen Lehr-Lern-Labore Früchte trägt, wird ein begleitendes Forschungsprojekt feststellen. „Während der Pandemie haben wir vieles ausprobiert, ohne dabei zu hinterfragen oder belegen zu können, welche Methoden sinnvoll sind. Das war gar nicht machbar. Nun haben wir im Rahmen des auf drei Jahre angelegten Projekts die Mittel, genau das zu tun“, so König. Auf die Erkenntnisse ist sie gespannt und weist darauf hin, dass es Geduld braucht, ehe man das Ganze auswerten kann: „Gute Lehre schüttelt man nicht einfach aus dem Ärmel. Der Hochschulalltag stellt uns vor Probleme und Herausforderungen, die die Hochschuldidaktik aufgreift und zu lösen versucht.“

Die Hochschule der Zukunft stellt sich die Projektkoordinatorin allerdings keineswegs als komplett digitale Einrichtung vor. „Das will niemand. Es wird immer Professorinnen und Professoren geben, Lehren und Lernen ist ein sozialer Prozess.“ Für das Selbstverständnis der Hochschule sei das Miteinander ganz wesentlich. „Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern gibt uns Werkzeuge an die Hand. Sie schafft mehr Möglichkeiten, das Studium erfolgreich zu bestreiten.“

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