Eine Entwicklung aus Magdeburg will die Früherkennung neurologischer Erkrankungen revolutionieren: eine spezielle Haube ermöglicht ein mobiles EEG.

Ist die medizinische Überwachung von Patienten in den eigenen vier Wänden nur Zukunftsmusik? Für die TeleMedi GmbH nicht. Denn das Forscher- und Entwicklerteam des jungen Magdeburger Unternehmens hat ein neues Verfahren zur Messung der Hirnaktivität entwickelt: „F1“ haben sie die Elektrodenhaube genannt, die über Funk auf WLAN-Basis arbeitet. Das heißt, die einzelnen Elektroden, die dort verbaut sind, brauchen keine Gelflüssigkeit, wie es beim bisherigen Elektroenzephalogramm (EEG) erforderlich ist. Trockene Elektroden und die drahtlose Signalübertragung mit der F1 ermöglichen die Erfassung der Gehirnaktivitäten in gewohnter Umgebung der Patienten, also zum Beispiel bei ihm zu Hause.

Das herkömmliche Verfahren des EEG zur Messung der Gehirnströme kann ausschließlich durch Fachpersonal in Kliniken und Arztpraxen erfolgen. Es dient dazu, Funktionsstörungen, beispielsweise infolge von Epilepsie, Entzündungen oder Tumoren zu diagnostizieren. Eine solche Messung wird dank EEG-Haube nun mobil durchführbar sein, und das Headset ist einfach zu bedienen.

Doch wie funktioniert die Anwendung im Alltag? Die EEG-Haube zur Messung der Hirnströme können sich die Patienten nach vorheriger Einführung durch einen Medizindienstleister zu Hause selbst auf den Kopf setzen. In der Kappe sind Federn installiert, die den Kontakt erzeugen. Sie ist absolut beweglich – es gibt keine Kabel, keine Anschlüsse, keine Stecker. In 20 Minuten können bereits Messungen erfolgen. Die Messdaten werden direkt in die Arztpraxen oder Krankenhäuser übertragen und dort von Spezialisten ausgewertet. Wenn der Patient dann zum vereinbarten Termin in der Praxis erscheint, hat der Arzt die Daten parat.

Das junge Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gestellt, innovative Medizintechnologien zu entwickeln, um die medizinische Überwachung und Versorgung von Patienten zu verbessern und damit Praxis- und Krankenhausaufenthalte möglichst zu vermeiden. Darüber hinaus will die TeleMedi GmbH mit ihrem neuen, innovativen Produkt einen Mehrwert für die Ärzte und Krankenhäuser schaffen.

Für ihre Entwicklung arbeitet die TeleMedi GmbH mit vielen Unterstützern, Partnern und in enger Kooperation mit der Universitätsklinik Magdeburg zusammen. „Die Software muss programmiert werden. Wir brauchen ein gutes Design. Die Haube muss angenehm zu tragen sein. Darum kümmert sich unser Produktdesigner Mohammad Moradi. Wir wollen unsere Elektrodenhaube für den 5G-Bereich weiterentwickeln”, sagt Moradi. Dabei seien die Themen der Zertifizierung für den Markteintritt und die Datensicherung ebenso wichtig, wie die derzeit laufenden Tests der F1-Haube in Zusammenarbeit mit Neurologen und Patienten, unterstreicht Bernd Krell. „Wir wollen Ärzte, Patienten und die Kassenärztliche Vereinigung von unserem Produkt überzeugen und zeigen, dass mithilfe der F1-Haube die Früherkennung neurologischer Erkrankungen im häuslichen Umfeld möglich ist.“ 

Um all diese Ziele umzusetzen, benötigt das Unternehmen einen finanziellen Sockel. Bemühungen um entsprechende Fördermittel haben sich gelohnt: Das Bundesverkehrsministerium für Infrastruktur richtet an den Autobahnen 5G-Netze ein und hat ein entsprechendes Förderprojekt ins Leben gerufen. Daran hat sich die TeleMedi GmbH beteiligt und Ende 2021 den Zuschlag für eine Projektlaufzeit von 24 Monaten erhalten. „Inzwischen haben wir auch Fördermittel vom Wirtschaftsministerium für die weitere Entwicklung unseres Projektes bewilligt bekommen, was insbesondere auch für die Einbindung von Wissenschaftlern und Fachpersonal sehr wichtig ist”, so Krell.  „Im Bereich der Digitalisierung ändert sich alles permanent, es wird immer mehr digital sein, und das wirkt sich auf unser Projekt aus.”  Doch sind Ärzte und die Kassenärztlichen Vereinigung bereit, neue technische Wege zu beschreiten? „Es ist unterschiedlich. Es gibt aber immer Impulse in Fachforen, die dann ein bestimmtes Interesse für das Thema der Digitalisierung auslösen”, beobachtet Mohammad Moradi.

Was die Macher von TeleMedi motiviert und beweist, auf dem richtigen Weg zu sein, sind Anfragen aus dem Ausland aus dem Bereich der Hirnchirurgie. „Die Begeisterung für unsere F1-Haube ist da.” Dass diese in der Zukunft noch weiter wächst, bezweifelt er nicht. „In zehn Jahren sind alle angefixt. Wir wollen das Ding zum Fliegen bringen. Wenn wir solide unterwegs sind, werden wir dann mit unserer F1-Haube – mit unserem Produkt Made in Magdeburg – auf dem Markt sein.”

Ein EEG am Küchentisch


Bernd Krell und Mohammad Moradi

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