Vom Musiker zum Erfinder hat sich der Magdeburger Uli Haase gemausert. Für das Saxofon hat er einen Tonerzeuger aus einem ganz neuen Material entworfen.
Beim Namen Uli Haase denkt man in Magdeburg sofort ans Saxofon und an das Sax'n-Anhalt-Orchester. Dass er aber auch Erfinder ist, hat sich bislang (beinahe) nur in Musikerkreisen herumgesprochen. Erfunden hat der leidenschaftliche Saxofonspieler einen Blatt genannten Tonerzeuger für das Innere seines Lieblingsinstruments, der das Spielen für den Musiker erheblich erleichtert. „Normalerweise sind diese Blätter aus Bambus und müssen mindestens eine Viertelstunde lang eingeweicht werden, bis sie spielbereit sind. Mein Saxofonblatt besteht aus einem Holzgemisch, bei dem dieses Anfeuchten komplett wegfällt, man kann gleich loslegen“, erklärt er stolz. Angefangen hat er mit dem Tüfteln schon vor 40 Jahren, als Material schwer zu finden war für den Musiker. „Es gab ja Blätter damals nicht so einfach zu kaufen wie heute. Also habe ich aus Eisstielen welche geschnitzt. Das hat erstaunlich gut funktioniert, auch wenn der Klang nicht so toll war“, erinnert er sich.
Die Blätter verfolgten ihn weiter durch sein Leben, auch seine Abschlussarbeit im Musikstudium drehte sich um sie. Nach der Wende wurde es leichter, an Material zu kommen. Das hielt allerdings den Perfektionisten Uli Haase nicht davon ab, weiter von seinem perfekten Blatt zu träumen. Mittlerweile hat er seine Erfindung patentieren lassen, und das nicht nur in Deutschland, sondern insgesamt in sieben Ländern weltweit.
Die meisten Probanden, die Haases Blätter ausprobiert haben, sind sehr zufrieden, sagt er. Ein Pendant zum Plastik-Blatt wollte er schaffen, das einen großartigen Klang hat – und er scheint an seinem Ziel angekommen. Ein Selbstläufer ist die Produktion dennoch nicht, schon ein halbes Grad Temperaturunterschied könne eine Charge unbrauchbar machen. Finanziert hat er alles privat, die Otto-von-Guericke-Universität habe ihn jedoch für die Tüftelei einen 3D-Drucker nutzen lassen. „Manche sagen auch, ich hätte eine Meise“, sagt er schmunzelnd, „aber diese Idee hat mich eben einfach nicht mehr losgelassen.“ Mittlerweile fragen auch Musiker und Musikschulen vermehrt nach seinen Saxofonblättern, Haase hat offenbar einen Nerv getroffen in der Musikwelt.
Und in genau diese Welt trägt er seinen Sound mit dem Sax'n-Anhalt-Orchester, dessen Chef er seit vielen Jahren ist. Weltweit sind die Musiker aus Sachsen-Anhalt und Magdeburg unterwegs, sind Ehrenbotschafter der Landeshauptstadt, bekommen international Anerkennung. Haase meint: „Das ist schon ein erhebendes Gefühl, wenn wir in Städten spielen wie Paris, Nottingham, Brüssel, Wien und vor allem in New York, wo wir praktisch auf Händen getragen werden.“ Bei der Steuben-Parade in New York haben die Musiker schon mehrfach gespielt und Erinnerungen mit nach Hause gebracht, die sie nie vergessen werden. „Wir haben das wahnsinnige Glück, mit dem Orchester unglaubliche Erlebnisse zu haben. In New York haben wir mal eine ältere Dame, die aus Magdeburg stammte, mit ihrer Jugendliebe am Telefon zusammenbringen können. Wir haben für die Feuerwehr und in Lokalen gespielt und die Parade durch die Stadt mitmachen dürfen“, zählt Haase auf.
Bei der Bewerbung Magdeburgs um den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2025 zeigt Uli Haase Skepsis. „Ob das klappen kann? Aber ich finde es toll, dass ich Magdeburg ganz viel passiert in Sachen Kultur. In der letzten Zeit kam ja auch die Idee der Musikakademie auf, von dieser genialen Idee bin ich natürlich als Musiker total begeistert“, führt er aus. Oft werde nur die Sportstadt genannt, wenn es um die Außenwirkung der Stadt gehe, doch Magdeburg könne so viel mehr.
Ganz zufrieden ist Uli Haase allerdings trotz des Erfolgs als Musiker und Erfinder nicht. Sein Traum ist es, aus dem Material der Blätter ein ganzes Saxofon zu bauen. „Das würde ich gern mal im 3D-Druck ausprobieren, und dann vielleicht auf den Spritzguss umschwenken, da wird die Qualität noch besser“, sagt er. Privat sei das aber nicht zu finanzieren, aber trotzdem ein sehr interessantes Projekt – vielleicht für die Zukunft, in Magdeburg.