„Zur richtigen Zeit am richtigen Ort“
Robert Stieglitz holte Welt- und Europameistertitel nach Magdeburg. Heute formt der ehemalige Champion als Trainer neue Profis und fördert den Nachwuchs.
Robert Stieglitz ist ein Sportler durch und durch. Er war Welt- und Europameister, hat sich als Profiboxer einen internationalen Ruf erkämpft. Abzusehen war das in seiner Kindheit allerdings nicht. Im russischen Jeisk geboren und aufgewachsen, ist es zunächst der Fußball, der ihn in seinen Bann zieht, dann das Ringen – ein Sport, dem das Talent fünf Jahre treu bleibt, der ihm dann aber nicht mehr genügt. „Ich wollte noch mehr Techniken der Selbstverteidigung erlernen“, erinnert sich Robert Stieglitz. Er lernt sie beim Karate-Sport, will noch mal mehr und kommt so zu der Disziplin, die ihm später den Weltruhm bringen sollte. Mit 14 Jahren bestreitet Robert Stieglitz seine ersten Kämpfe, lernt zu siegen, aber auch zu verlieren.
Seine Erfahrungen im Ring nimmt er mit nach Magdeburg. Er zieht zu einem Verwandten nach Magdeburg, boxt zunächst für den 1. BC Magdeburg, erhält dann einen Vertrag beim SES-Boxstall und legt damit die Grundlagen für seine erfolgreiche Karriere. Seinen ersten großen Kampf gewinnt er in Ilsenburg, trainiert später hart für die Weltmeisterschaft in Budapest. „Dafür habe ich alles gegeben, wollte endlich zeigen, was ich kann“, sagt Robert Stieglitz.
Seine Jugend und frühes Erwachsenenleben sind geprägt von Training, Kämpfen, von Disziplin und Verzicht. „Mir war immer klar, dass dies so sein muss, wenn ich ganz nach oben möchte“, sagt der 37-Jährige. Mit dieser Einstellung boxt sich Robert Stieglitz in die Elite, erhält Titel, Anerkennung und Auszeichnungen. Eine, die ihm sehr wichtig ist, befindet sich im Stadtzentrum auf dem Breiten Weg. „Einen Stern auf dem ,Sports Walk of Fame‘ zu haben, bedeutet mir sehr viel“, sagt er. „Den zeige ich ganz oft meinen Besuchern, die aus vielen Ländern kommen.“
Überhaupt sehr viel, was mit Magdeburg zu tun hat, ist ihm wichtig. „Ich habe viel für mich und für Magdeburg erreicht“, sagt Robert Stieglitz, „aber ich habe hier auch alles bekommen und gefunden, was ich möchte“. Er spricht davon, dass seine Familie und er sich in der Stadt zu Hause fühlen, dass seine größten Erfolge hier geboren wurden, dass es „ein Glück für ihn war, damals zur rechten Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein“.
Am richtigen Ort ist er immer noch, sagt er. Der Familienvater schätzt Magdeburg nicht nur als Heimat, sondern auch als eine Stadt, „in der in vielen Sportarten Großes hervorgebracht wird und wo auch Breitensport gefördert wird“. Sein Sohn steht bei der Jugend des SCM im Handball-Tor, dass seine kleine Tochter später sportlich aktiv sein werden, ist dem diplomierten Sportlehrer wichtig, er meint: „Hier hat sie ja eine große Auswahl“.
Er selbst steht heute nicht mehr aktiv im Ring. Nach seinem letzten Kampf im Jahr 2017 wechselt er ins SES-Trainerlager, steht als Coach von Cruisergewichtler Roman Fress und Halbschwergewichtler Michael Eifert in der Ringecke. Mit dem deutschen Meistertitel von Roman Fress holt er 2018 seinen ersten Titel als Profi-Coach. Wissen und Erfahrung gibt Robert Stieglitz auch in seiner Boxing Akademie unweit von Magdeburg in Hohenwarsleben weiter. Zwei Trainer bringen hier rund 60 Kindern alles bei, was es im Boxsport zu lernen gibt. „Ich möchte den Jungs die Chance geben, richtig gut zu werden, wir haben schon sieben Landesmeister in mehreren Altersklassen ausgebildet.“
Wenn er nicht Profis motiviert, sich für den deutschen Boxsport engagiert oder den Nachwuchs fördert, macht er selbst gern Sport, um fit zu bleiben oder unternimmt Reisen. Er sei neugierig auf fremde Länder, meint Robert Stieglitz: „Ich weiß ja immer, dass ich dann schön nach Magdeburg zurückkehren kann.“