Studentin Fiona Sieber kann nicht nur mit physikalischen Phänomenen und Berechnungen umgehen, sie ist eine der besten Schachspielerinnen des Landes.


Fiona Sieber stammt aus der Universitätsstadt Göttingen. Warum es die 19-Jährige für ihr Physikstudium jedoch nach Magdeburg verschlagen hat, verrät sie ganz entspannt: „Ich spiele hier schon jahrelang Schach, mein Verein hier hat mich immer großartig unterstützt.“ Seit vier Jahren spielt sie das Spiel der Könige unter dem Dach des Vereins Aufbau Elbe Magdeburg. Die Leidenschaft für das Schachspiel liegt augenscheinlich in der Familie. „Mein Vater hat es mir beigebracht, als ich sieben Jahre alt war, meine Eltern haben meine Begeisterung für das königliche Spiel schnell erkannt und mich im Schachverein angemeldet.“, erzählt sie. Auch die Geschwister spielen Schach.

2015 wechselte sie sportlich in die Landeshauptstadt an der Elbe, weil sie hier eine noch bessere Förderung bekommen konnte. Als Deutsche Meisterin ihrer Altersklasse kam sie nach Magdeburg. Das Training fand regelmäßig per Skype-Videotelefonie statt, alle zwei, drei Wochen sei sie zum Spieltag nach Magdeburg gekommen. Als es dann um die Wahl des Studienorts ging, lag Magdeburg wegen der offensichtlichen Vorteile für ihre sportliche Karriere freilich ganz vorn und bekam letztendlich den „Zuschlag“. „Meine Eltern hätten sicher gern gesehen, wenn ich in Göttingen geblieben wäre, aber sie respektieren meine Entscheidung natürlich auch.“

Eine starke Umstellung sei der Wechsel von der Schule zur Universität schon gewesen, gibt Fiona Sieber zu: „Aber ich mache ja das, was mir Spaß macht. Wir sind nicht so viele Studenten, da ist die Betreuung einfach super.“ Magdeburg könne sie mittlerweile sehr empfehlen. „Ich wohne in einer Wohngemeinschaft, das war kein Problem, etwas Passendes zu finden – auch zu angemessenen Preisen“, merkt sie noch an. Zu Hause gefühlt habe sie sich hier gleich zum Studienbeginn, eben auch, weil sie viele Leute vom Schach kannte. Schmunzelnd ergänzt sie: „Wobei es schon etwas anderes ist, wenn man nicht mehr bei den Eltern wohnt.“

Neben dem Studium ist Schach einfach ihre Leidenschaft. Die spielt jeden Tag eine Rolle und hilft beim logischen Denken. „Wenn man überlegt, welche Konsequenzen das eigene Handeln hat, kommt man auch abseits des Schachs schon ziemlich in die Denkweise rein. Vorausdenken muss man an so vielen Stellen im Leben“, sagt sie.

Schach ist nicht gerade ein Massensport, als Außenseiterin habe sie sich jedoch mit ihrem Hobby nie gefühlt. „Andere Leute haben auch vielfältige Hobbys, die auch mal exotisch sind. Ich mache auch gern Sport, habe in einer Frauenmannschaft Fußball gespielt und probiere gerade die Sportkurse an der Uni durch“, sagt sie. Richtig sei, dass sich im Laufe der Zeit zwei verschiedene Freundeskreise entwickelt hätten, einer in der Schule und einer im Schachsport. „Das ist aber nichts Besonderes, das geht anderen auch so. Und meine Schulfreunde fanden das klasse, wenn ich bei hochkarätigen Turnieren mitspielen durfte.“
An solchen Turnieren mangelte es der 19-Jährigen bisher nicht. Im Jahr 2016 ist sie U16-Europameisterin geworden, 2018 gewann sie in Dresden für sie selbst „überraschend“, wie Fiona Sieber sagt, das German Masters der Frauen in Dresden. In diesem Jahr geht sie also als Titelverteidigerin an den Start – und das auch noch in ihrer Schach-Heimat Magdeburg. „Meine Magdeburger Trainer und die anderen Vereinsmitglieder haben da schon großen Anteil dran, das Training mit den Trainern oder im Selbststudium bringt mir sehr viel“, sagt sie. Bei den Turnieren käme es immer darauf an, ob man wirklich gewinnen oder „nur“ gegen spannende Gegner spielen wolle. „Dabei kann man auch lernen und sich weiterentwickeln.

Ich würde gern die Weltmeisterschaft der Frauen gewinnen, aber da ist schon die Qualifikation sehr schwer“, gibt sie sich selbst ein Ziel. Und Großmeisterin würde sie freilich auch gern werden. Jetzt steht erst einmal das Bachelor-Studium auf dem Plan, auch den Master und die Promotion hat sie schon auf dem Schirm.

Fiona Sieber


Schach German Masters Preisträgerin 2018