Dr. Karsten Steinmetz aus dem Vorstand des Kulturanker e.V. will mit Kultur Menschen berühren und sie als Teil der Welt fühlen lassen.
Im Jahr 2005 fanden sich Kulturinteressierte in der Stadt zusammen, die im Klosterbergegarten am Gesellschaftshaus ein historisches Spektakel mit Kostümen aus dem Barock, dazu alten Kutschen und Fahrzeugen auf die Beine stellten. 14 Jahre später ist der Verein Kulturanker e.V., der aus dieser Idee entstand, eine feste Größe in der Kulturlandschaft Magdeburgs – und auch weit darüber hinaus. Ganz früh dabei war auch Dr. Karsten Steinmetz, der heute im Vorstand den Verein vertritt. „Das Fest im Klosterbergegarten war damals ein schöner Anfang, die Historie in Magdeburg wachzuhalten. Allerdings hat sich schnell herausgestellt, dass es gar nicht so leicht ist, kulturelle Erlebnisse zu schaffen und das alles ehrenamtlich zumachen“, erinnert er sich. So wurde ein Verein aus der Gruppe, die sich kulturelles Engagement und die Förderung regionaler Identität zum Ziel gesetzt hatte. Das Kabinett der Künste im Wissenschaftshafen, Romantik 2.0 im Altstadtkrankenhaus, Sinnlichkeit 2015 im ehemaligen Gefängnis in Sudenburg, die Mördernacht in Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus: Die Projekte des Vereins finden immer reichlich Anklang in Magdeburg.
Für großes internationales Renommé sorgte die Teilnahme an der Weltgartenschau in Taiwan 2018. „Das war ein riesengroßes Ding, und wir waren mit 28 Vereinsmitgliedern für Magdeburg dort“, berichtet er. Mit unzähligen Besuchern der Schau sei man dabei ins Gespräch gekommen und habe die Vorzüge der Ottostadt Magdeburg vortragen können. Die Beziehungen dorthin sind allerdings schon vorher entstanden: Ein leerstehendes Gebäude hatten die Kulturschaffenden auf Einladung dort in eine Kulturhalle umgebaut. Viel Hilfe bekamen sie von der Universität der taiwanesischen Stadt, mussten aber auch mit Schwierigkeiten umgehen. „Taiwanesen zahlen für Kultur normalerweise kein Geld. Wir mussten aber für einige Teile eben auch einen kleinen Eintritt von umgerechnet einem Euro nehmen, weil sich die finanzielle Unterstützung in Grenzen hielt“, sagt Steinmetz. Was in Taiwan blieb, war der gute Eindruck, den die Künstler aus Magdeburg hinterließen. Kultur „made in magdeburg“ und jetzt als Exportschlager – darin sind die Mitglieder des Kulturanker e.V. wahre Experten. „Das geht aber nicht ohne alle unsere Mitglieder. Wir wollen gemeinsam die Menschen berühren, denn wir sind alle ein Teil dieser Welt. Wir möchten andere Menschen glücklich machen durch Kultur und schauen dabei auch gern durch unsere Regenbogenbrille“, philosophiert Steinmetz. Magdeburg ist dabei die Basis für die Aktivitäten des Vereins, weil die Mitglieder hier mittlerweile besonders gut vernetzt sind. Allerdings sei die Stadt noch nicht offen genug für die Jugend und deren Sehnsucht nach Freiheit und Dingen abseits der Norm. Steinmetz meint: „Ich wünsche mir, dass wir gegenseitig mehr Verständnis haben, schließlich waren wir alle mal jung. Die Stadt könnte mehr Freiräume für Jugendliche schaffen, wo zum Beispiel in Parks auch mal ungestört laute Musik gehört werden darf.“
Von der Bewerbung Magdeburgs um den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2025 ist Steinmetz begeistert. „Ich finde das wunderschön, dass wir das machen und uns trauen. Das Team leistet gute Arbeit und ich denke, wir können das schaffen. Ich würde mir allerdings wünschen, dass der Bewerbungsprozess noch sichtbarer und bekannter wird“, sagt er. Für seine Heimatstadt sei diese Bewerbung kulturell betrachtet „das Beste, was passieren kann“.
Steinmetz selbst wird mit dem Kulturanker e.V. natürlich nicht die Hände in den Schoß legen und abwarten, was passiert. Seiner Meinung nach ist Kultur das beste Fundament, um nachhaltig zu wirtschaften. Ein paar seiner Pläne zählt er auf: „Wir wollen die Beziehungen zu China vorantreiben, außerdem haben wir für September ein Kunstfest in der Magdeburger Stadthalle geplant. Dabei können die Besucher auf einer vordefinierten Route durch das Gebäude laufen und an verschiedenen Stationen immer wieder neue künstlerische Darbietungen erleben.“ Steinmetz wird eben nicht müde, Menschen in Magdeburg und darüber hinaus mit Kunst zusammenzubringen.