Der Wissenschaftsstandort Magdeburg hat über die Grenzen der Stadt hinaus einen guten Ruf. Kein Wunder also, dass Przemyslaw Komarnicki gern hier forscht.
Für Przemyslaw Komarnicki war und ist Magdeburg ein Glücksfall. 2002 kam er als einer der ersten Studenten für das deutsch-polnische Doppeldiplom der Energietechnik in die Elbestadt. Sein Mentor hatte das Programm in die Welt gerufen, Przemyslaw Komarnicki kam nach drei Jahren Studium der Elektrotechnik nach Magdeburg, studierte noch zwei weitere Jahre hier. Als erster absolvierte er das Doppeldiplom, musste seine Masterarbeit in beiden Sprachen schreiben und verteidigen. Die Mühe war all das aber wert für den leidenschaftlichen Wahlmagdeburger. „Ich konnte beim Fraunhofer-Institut anfangen, und heute lassen sich Energietechnik und Informatik kaum noch trennen. Das eine geht nicht mehr ohne das andere im Jahr 2019“, sagt er. Beim Studienabschluss hat er es übrigens nicht belassen, aus „Langeweile“ hat er drei Jahre nach dem Ende seiner Studentenzeit auch noch promoviert.
Später ist seine Ehefrau nachgezogen, seine beiden Kinder sind in Magdeburg geboren. „Magdeburg hat eine schöne Größe“, schätzt er für sich ein. Jeder könne hier etwas finden, egal ob Handball, Fußball oder die Kneipenszene hoch im Kurs stehen. „Magdeburg ist nicht Berlin, aber das ist auch das Schöne daran. Die Stadt entwickelt sich stückchenweise immer weiter,“ so Przemyslaw Komarnicki weiter.
Seine wissenschaftliche Laufbahn ist in und von Magdeburg geprägt worden. „Ich bin hier wissenschaftlich groß geworden und habe es vom Studenten zum Professor gebracht. Anderswo hätte das sicherlich länger gedauert“, vermutet er. In Magdeburg gehöre er zur wissenschaftlichen Familie, viele Ansprechpartner kenne er aus der gemeinsamen Zeit an der Universität. „Man kennt sich eben“, schmunzelt er. So ließen sich viele Dinge schneller auf den Weg bringen als an anderen Orten, wo man erst einmal die Gesprächspartner kennenlernen müsste. Und so habe es immer genügend Gründe gegeben, die wissenschaftliche Laufbahn eben nicht anderswo fortzusetzen. „Magdeburg hat mich immer festgehalten und ich fühle mich immer noch sehr wohl hier“, stellt Przemyslaw Komarnicki fest.
Der Wissenschaftsstandort Magdeburg ist seine Leidenschaft. Er weiß aber auch: „Als Standort hat Magdeburg nur eine Chance, wenn man die Kräfte bündelt. Bei der Erzeugung der erneuerbaren Energien ist das Land Sachsen-Anhalt ganz vorn dabei, aber es gibt nicht genug Abnehmer. Wir müssen Wege finden, die Energie hier abzuspeichern oder weiter in den Süden zu leiten.“ Mit diesen Aufgaben befasst er sich unter anderem, während er in der Energietechnik auch einen Wandel sieht. „Wir sprechen auch bei der Energie nicht mehr über die klassischen Produkte, sondern zunehmend auch über Dienstleistungen. Es geht eben nicht mehr nur darum, die Energie einfach zu verkaufen“, so Przemyslaw Komarnicki.
So hat er für Magdeburg eine Vision, die mit moderner Energienutzung zu tun hat. Sein Traum sieht so aus: „2040 ist Magdeburg komplett regenerativ. Der Verkehr ist grün und elektrifiziert und wir genießen die Ruhe. Neue Technologien werden Autos überflüssig machen einen Führerschein braucht dann auch keiner mehr. Die Fortbewegung wird eine Dienstleistung sein, aber ein eigenes Auto braucht 2040 niemand mehr.“
Dass es bis zur Verwirklichung seiner Vision noch ein langer Weg ist, weiß er. „Im Moment haben E-Autos für die Nutzer noch keinen nennenswerten Vorteil gegenüber den herkömmlichen Autos, erst recht nicht bei den hohen Preisen. Das ist in Magdeburg so und überall sonst auch. Aber die Entwicklung geht ja immer weiter“, betont Professor Komarnicki.