„Wir bleiben made in magdeburg “

Ökologisch nachhaltige Produkte – darauf hat sich das junge Unternehmen „LIGNUM“ spezialisiert und erobert den Markt mit Messern aus Holz.

Ein Messer aus Holz – geht das überhaupt? Wie kommt man auf so eine Idee? An diese Fragen haben sich Sven Regener und Alexandra Seidel längst gewöhnt. Die Antworten lauten: Klar! Und: Als neugieriger Produkt-Entwickler und Designer kommt man nun mal auf Ideen, die zunächst verrückt klingen.

Heute verkaufen die beiden Gründer der „LIGNUM GmbH“ in Magdeburg etwa 700 Messer im Jahr. Sven Regener ist es gelungen, ein schlichtes und edles Küchengerät herzustellen, das von Sternegastronomen wie Hobbyköchen gleichermaßen geschätzt wird.

Zwei Jahre hat die Entwicklung gedauert. Die Klinge, der Messerrücken und der Griff von „SKID“ sind aus Holz, nur die schmale Schneidekante ist aus Stahl Durch die innovative Materialkombination von 97 Prozent Holz und drei Prozent Stahl ist es sowohl ein optischer Hingucker, als auch ein exklusives Sammlerstück. Das Messer reinigt sich durch den hohen Gerbsäureanteil im Holz beim Schneiden selbst – außer warmes Wasser, Öl und ab und an etwas Nachschärfen, braucht es zur Pflege nicht viel, und es ist langlebig. „Damit möchten wir Holz auch als ressourcenschonendes Material ins Bewusstsein holen“, sagt Sven Regener, für den Nachhaltigkeit zur Unternehmens-Philosophie gehört.

Die Idee ist ihm im letzten Semester seines Produktdesign-Studiums an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg gekommen. Er sollte ein Werkstück aus einem ökologisch-nachhaltigen Material herstellen. Die Materialordnung einfach verändern? „Geht nicht“, hat so mancher Kommilitone gesagt. Sven Regener nimmt jedoch genau das als Herausforderung an und versucht Stahl und Holz dauerhaft zu verbinden, schreibt darüber seine Masterarbeit. 2016 hebt er seine Firma aus der Taufe und versammelt um sich ein interdisziplinäres Team aus Designern, Ingenieuren, Informatikern und Messerschmieden.

Nach vielen Versuchen und mit der Unterstützung erfahrener Handwerker entsteht schließlich das erste Messer aus Holz, weitere folgen. Alle sind zunächst aus Robinie, einem Holz, das dreimal härter ist als Eiche – was wichtig ist für ein solches Messer. Inzwischen besteht „SKID“ auch aus Walnuss, Mahagoni oder Ebenholz. Die Tropenhölzer kommen aus den Resten von Produktionen großer Sägewerke. Eine Tradition zieht ein: Für jedes verkaufte „LIGNUM“-Messer pflanzt die Naturschutzorganisation „Plant fort he Planet“ einen Baum.

Den Verkaufsstart kurbelt das Team damals über die Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“ an, seit 2017 hat „LIGNUM“ einen eigenen Online-Shop. Das Messer aus Magdeburg ist jetzt beim „KaDeWe“ – dem Berliner Kaufhaus mit gehobenem Sortiment – gelistet und macht immer mehr Menschen neugierig. Manche kommen mit dem eigenen Holz und wollen daraus ihr exklusives Messer. Andere wollen einfach ihre Sammlung ergänzen. Patrick Niechciol sagt: „SKID ist kein Funktionsmesser. Es verbindet unsere Affinität zu Holz und Handwerk.“

Egal, wie es mit „LIGNUM“ weitergeht, diese Verbindung solle im Mittelpunkt stehen, ergänzt Levin Günther. „Wir wollen immer als Manufaktur arbeiten, nie in eine große Produktion gehen.“ Da sind sich alle einig, genau wie in dem Punkt, hierbleiben zu wollen. Sven Regener sagt: „Woanders hätten wir das alles vermutlich nicht so schnell geschafft.“ Alle im Unternehmen kommen aus verschiedenen Richtungen und betrachten Magdeburg als ihren Lebensmittelpunkt. Aus Unternehmersicht punkte die Stadt mit kurzen Wegen, der zentralen Lage, gut ausgebildeten Handwerkern, niedrigen Lebenshaltungskosten und Fördermöglichkeiten, an die man leicht herankommt, erklärt Alexandra Seidel.

Wo es noch hingehen soll in den nächsten Jahren? Da ist auch so häufig gestellte Frage – auf die sie sofort Antworten haben. „Marketing und Verkauf werden wir ankurbeln, sagt der Firmengründer. „Wir wollen verstärkt auf Messen Kontakte knüpfen. Unser Team wird größer werden, genau wie unser Portfolio. Bald soll es fünf Schneidprodukte geben. Und ganz wichtig: Wir bleiben ‚made in magdeburg‘.“

LIGNUM GmbH


Alexandra Seidel, Patrick Niechciol, Sven Regener, Levin Günther, Andreas Block