Die traditionsreiche Geschichte der Hanse passt in Magdeburg in eine Rotweinflasche. Wie es zum edlen Tropfen kam, erzählt Sommelier Lutz Dittmer.

Auf den ersten Blick passen Magdeburger Geschichte und Bordeaux-Wein nicht zusammen. Wenn man allerdings wie Sommelier Lutz Dittmer genauer hinschaut, ist die Verbindung tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. „Jahrhundertelang haben die Weingüter im Bordeaux den Wein für die deutsche Hanse hergestellt“, hat er recherchiert. In Fässern kam der Wein in die Elbestadt, hauptsächlich Merlot und Cabernet Sauvignon. Die rote Farbe aus dem Wein geht im Laufe der Zeit auf das Holz der Fässer über. „Das nennt man Rotspon, und der Name erschien mir sehr passend für einen Rotwein“, sagt Dittmer. 400 Jahre lang war Magdeburg auch Hansestadt, und an diese Tradition wollte er mit seinem Rotwein anknüpfen. 2013 kam ihm die Idee, Magdeburg mit der Weinregion wieder zu verknüpfen. Im Stadtarchiv habe er nach Dokumenten gesucht, die mit dem Wein und der Hanse zu tun hatten, darunter war auch ein Bild von einem Schiff, das mit Weinfässern beladen war. Schließlich setzte er sich mit einem Weingut im Bordeaux in Verbindung, wo er auf begeisterte Franzosen traf. Aus der Begeisterung wurde Zusammenarbeit, um die Tradition des französischen Weins in Magdeburg wiederzubeleben. In den ersten ein, zwei Jahren sei es schwierig gewesen, Magdeburgern und ihren Gästen den edlen Tropfen schmackhaft zu machen, weil die Verbindung zwischen Wein und Stadt mangels Weinbergen nicht ganz klar war. Mit einer langen Erklärung konnte der Weinexperte die Bedenken jedoch meist ausräumen. „Mittlerweile hat sich das zum Glück geändert“, weiß Lutz Dittmer. Erst einmal, weil die Geschichte des Weins inzwischen auch auf dem Etikett steht, und dann auch, weil die Magdeburger sich an den Gedanken und den Wein gewöhnt haben. Dittmer erzählt: „Heute bekomme ich viel Lob dafür, und die Leute kommen auch her und sagen uns, was für ein guter Wein unser Rotspon ist.“ Der klassische Rotwein ist laut Dittmer sehr weich und passt gut zu herzhaften Fleischgerichten. Das Warenzeichen hat er eintragen lassen, um seinen Wein vor Nachahmern zu schützen. „Wir füllen einen echten Rotspon ab, da darf nicht einfach ein Landwein in die Flasche. Merlot und Sauvignon sind drin, und er reift ein ganzes Jahr im Eichenfass“, begründet er diese Maßnahme. 

Der Rotspon wird über den Tourismus und die Magdeburger in die Welt getragen, Privatpersonen und Firmen gehören zu Lutz Dittmers Stammkunden in seinem Ottersleber Weinhandel. „Ich bin schon ein bisschen stolz darauf, dass ich diese Idee tatsächlich umgesetzt habe. Geplant war eine Kooperation mit anderen Weinläden, dann musste ich es doch allein durchziehen“, sagt Sommelier Dittmer. Die Liebe zu gutem, gern mediterranem Essen und den edlen Tropfen haben ihm aber schon seine Eltern mitgegeben. „Da habe ich mit ihnen gemeinsam viel Gutes erlebt“, erinnert er sich auch an die Zeit, die er mit der Familie in Frankreich verbracht hat. Mit Freude sieht er die Entwicklung in der Gesellschaft hin zum Wein: „Das Feinschmeckertum nimmt wieder zu, immer mehr Leute legen Wert auf gutes Essen und den entsprechenden Wein dazu.“ Früher hätten Männer oft nur Bier getrunken, heute sei es auch ganz normal, als Mann Wein zu trinken, denkt Dittmer laut über das Trinkverhalten seiner Besucher nach.

Die Bewerbung der Landeshauptstadt um den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2025 sieht Lutz Dittmer mit unverhohlener Begeisterung. „Es ist einfach Wahnsinn, was sich alles tut in Magdeburg. Na klar wird überall gebaut, aber das heißt ja auch, dass sich viel entwickelt in der Stadt. Da ist richtig Bewegung da“, schwärmt er. Seinen Teil zur Kultur will er mit gutem Wein weiterhin leisten. Er hat schon viele Pläne, wie er seine Stadt weiter nach außen und noch bekannter machen will. 2020 steht das 500-jährige Jubiläum der Fertigstellung des Magdeburger Doms an, und Lutz Dittmer kündigt geheimnisvoll an: „Es könnte schon sein, dass wir da in Sachen Wein etwas in petto haben.“ Als echter Magdeburger bleibt er da natürlich seiner Stadt treu.

Magdeburger Rotspon


Lutz Dittmer