Für die Forschung und Lehre hat es Stefan Heinrich nach Hamburg verschlagen, doch sein Herz hängt noch immer fest an „seiner“ Elbestadt Magdeburg.
Professor Stefan Heinrich ist ein waschechter Magdeburger. Und das, obwohl er in Wolmirstedt das Licht der Welt erblickte – allerdings nur, weil die Eltern damals für kurze Zeitin Hohenwarsleben gewohnt hatten. Aufgewachsen ist er an der Elbe, studiert und habilitiert hat er an der Universität „Otto von Guericke“. Sowohl seine Diplomarbeit 1996 als auch seine Doktorarbeit im Jahr 2000 hat der VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V. ausgezeichnet, außerdem war Heinrich ab 2002 als Verfahrenstechniker einer der ersten Juniorprofessoren in ganz Deutschland. „Heute gibt es Juniorprofessoren an jeder Universität, wir waren der Testlauf“, erzählt er. An seine Zeit an der Magdeburger Universität blickt er gern zurück. „Auch als Juniorprofessor war ich immer in alle Entscheidungen und Kommissionen in meinem Fachgebiet eingebunden, die Kollegen haben mich voll akzeptiert“, blickt er heute zurück. Geblieben wäre er gern für eine Professur, doch an den Universitäten ist es üblich, diese Stellen nicht aus den eigenen Reihen zu besetzen. So folgte Heinrich nach dem Ruf an die Technische Universität Hamburg, wo er auch heute noch als Institutsleiter lehrt und forscht und zahlreiche Preise erhalten hat und nationale und internationale Ämter bekleidet.
Abgerissen sind die Kontakte an seine Alma Mater aber durch den Umzug die Elbe hinauf nicht. „Meine Eltern und mein Sohn leben hier, und ich bin nach wie vor in regem Kontakt mit meinen Kollegen in der Verfahrenstechnik. Die Kontakte zu den Magdeburger Dozenten und Professoren nutzen mir auch heute noch, und auf die Otto-von-Guericke-Universität lasse ich nichts kommen“, sagt er entschieden. Da überrascht es nicht, dass Heinrich mit seinen Magdeburger Kollegen jährlich mehrere gemeinsame Lehrveranstaltungen anbietet. Der Grund? Stefan Heinrich zählt auf: „In Magdeburg spielt die Uni eine viel größere Rolle als in Hamburg, die Vernetzung zwischen Lehre, Forschung und Politik stimmt einfach, die Wege sind kurz.“ Sogar eine liebgewonnene Tradition der Magdeburger Universität hat er nach Hamburg exportiert: den Doktorrundgang nach bestandener Verteidigung der Arbeit. Ideen, die Magdeburg noch voranbringen würden, hat er trotzdem: „Große Forschungsverbünde im Bereich der Ingenieurwissenschaften wären gut, in den Neurowissenschaften funktioniert das ja schon gut. Die Grundlagenforschung könnte noch stärker gebündelt werden.“
Die Bewerbung um den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2025 für Magdeburg findet Stefan Heinrich gut. „Von nichts kommt eben nichts“, sagt er. Die Bundesgartenschau 1999 hätte die Stadt schließlich damals auch nach Magdeburg geholt. Hätte man ausschließlich Bedenkenträger an den Entscheiderpositionen gehabt, wäre das sicherlich auch nichts geworden. „Ich meine, Magdeburg hat Otto den Großen, Telemann, Otto von Guericke als große Söhne der Stadt, dazu tolle Museen und den Dom. Das muss man erst mal toppen, zählt er Gründe auf, die für Magdeburg als Kulturhauptstadt sprechen. Leere Flächen habe man nach der Wende sehr gut aufgewertet, Altstadt und Domviertel, der Elbebahnhof – all dies spräche für die hohe Lebensqualität in der Stadt. „In 90 Minuten ist man in Berlin, in 30 Minuten überall in Magdeburg – ich kenne lange Wege aus Hamburg, in Magdeburg habe ich dagegen überall kurze Wege“, schwärmt Heinrich. Magdeburg sei ausreichend groß und habe alles, was er als Wissenschaftler brauche, dazu sei Magdeburg immer noch wunderbar grün. Allerdings seien die Magdeburger immer noch viel zu bescheiden und könnten ruhig auch mal selbst anerkennen, was alles geschafft wurde in den vergangenen Jahrzehnten. „Die Stadt ist auf einem richtig guten Weg. Nur die großen Projekte müssten noch ein bisschen zukunftsorientierter angegangen werden“, sagt er. Zwar lehrt Heinrich seit elf Jahren in der hanseatischen Metropole, doch sein Herz schlägt immer noch leidenschaftlich für seine Heimatstadt Magdeburg.