Von der Schülerband aus der Börde zur angesagten Indie-Pop-Band. „In My Days“ aus Magdeburg haben geschafft, wovon viele Künstler träumen.
Manchmal reiben sie sich selbst noch verwundert die Augen. Dabei zählt die Bandgeschichte von Dennis Zwickert (Gesang und Gitarre), Charly Schröder (Bass und Zweitstimme) und Tino Finke (Schlagzeug) als „In My Days“ nun schon fast zehn Jahre. Gefüllt sind die mit Erlebnissen, Konzerten, Auftritten, Singles weit oben in den deutschen Charts, Alben und Touren.
Als sie damals erstmals die Instrumente in die Hand nehmen, aus einer Laune heraus eine Band gründen und „Nirvana“-Songs nachspielen, konnten die Schüler aus der Börde nicht ahnen, dass sie später viele Fans haben, die ihnen begeistert nachreisen, oder dass sie als Vorband von „Guano Apes“ in Wolfsburg vor 10.000 Menschen spielen. „Wenn man so zurückblickt, ist das schon irre“, sagt Dennis Zwickert. Die Magdeburger Band hat sich in Deutschland einen Namen gemacht, der nach Indie-Pop klingt und mit einem Hauch Elektronik gemischt ist. Ihre englischen Texte handeln viel von dem, was sie in ihrer Heimat erleben oder von ihrer Freundschaft, die in den Band-Jahren sehr tief geworden ist.
Der Erfolg kommt 2013 mit dem Neustart nach einer längeren Pause. Aus den langhaarigen Grunge-Fans wird ein Trio, das sich ins Deutsche übersetzt „Zu meiner Zeit“ nennt, weil es möchte, dass seine Zeit, „genau jetzt ist“. Auf hiesigen Bühnen und Bandwettbewerben wie „local heroes“ sammelt die Band Erfahrungen, bekommt wertvolle Tipps von den Juroren.
Den Sprung ins große Rampenlicht machen die Jungs aus Magdeburg und Umgebung bei der Fernsehshow „X Factor“, präsentieren einen eigenen Song und bekommen viel Lob dafür. „Eigentlich hatten wir solche TV-Formate nicht auf unserer Wunschliste“, erinnert sich der 31-Jährige. Ermuntert von seiner Freundin schickt er damals trotzdem eine Bewerbung ab. Dann geht alles schnell, sie sind in den Ankündigungen auf „Vox“ zu sehen, die Klick-Zahlen auf ihrem Facebook-Kanal schießen nach oben. Rückblickend sagt der Frontmann zur Show, bei der sie es bis in die Top 12 geschafft haben: „Bei 25.000 Bewerbungen so weit zu kommen, das war ein großer Erfolg. Es haben sich viele Türen geöffnet, aber musikalisch waren wir noch nicht bereit.“
Sie besinnen sich damals lieber auf das, was sie wirklich wollen und schreiben eigene Songs. Die Musik-Autodidakten arbeiten beharrlich an ihrer Karriere, bauen sich ein Management auf, suchen Kontakt zu Agenturen, die ihnen Auftritte verschaffen können, bringen ein Album heraus. Aus den Künstlern werden Unternehmer mit einer eigenen Marke. Sie spielen in Köln, Hamburg, auf großen Bühnen und Festivals. Aber auch in kleinen Clubs. „Das hat beides was“, sagt der Sänger, „ein Menschenmeer ist gigantisch, aber wenn sich 200 Leute im Club drängeln und der Schweiß von der Decke tropft, ist das auch sehr intensiv.“
Fans, die sich hier drängeln kommen aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Viele reisen mit, wenn „In My Days“ tourt. Den Kopf haben sie dabei in bisschen zum Träumen in den Wolken, aber mit den Füßen stehen sie all die Jahre auf dem Magdeburger Boden. „Klar könnten wir in die Nähe der großen Plattenfirmen ziehen, aber hier fühlen wir uns heimisch. In den Metropolen wären wir nur eine von vielen Bands – hier sind wir wer, hier haben wir unsere Freunde und Familien“, so der Sänger. Der Plan ist darum: In Magdeburg die Bandgeschichte weiter zu schreiben.
Die Voraussetzungen dafür sind richtig gut, meint Dennis Zwickert: „Wir bemerken, dass die Menschen hier mehr Lust auf Live-Musik und lokale Bands haben.“ Jetzt sprühe es in der Region vor kultureller Energie und sie seien „stolz, ein Teil der Musikszene zu sein – und damit ein Baustein für die Bewerbung Magdeburgs als Europäische Kulturhauptstadt 2025“. Damit fühlten sie sich verbunden, erklärt der Frontmann, „vielleicht wegen der Parallelen zwischen Bandgeschichte und Stadt.“ Er verweist dabei darauf, wie sie sich entwickelt haben, selbstbewusster wurden und nun bereit sind, noch mehr Fans zu erobern. Sie spielen bei ausverkauften Konzerten, verzichten auf große Posen. „In My Days“ sind authentisch und angesagt – eben eine Magdeburger Band.