Mit seinem Traditionsbetrieb entwickelt Malermeister Uwe Runge die Handwerkskunst in Magdeburg stetig weiter und pendelt zwischen Historie und Moderne.

Wenn es Magdeburg schafft, Kulturhauptstadt Europas 2025 zu werden, hat auch Uwe Runge mit seinen Mitarbeitern einen ganz kleinen Anteil daran. Der Malermeister gestaltete mit seinem Handwerksbetrieb die auffällige Fassade mit dem Schriftzug des „Kubus 2025“ in der Fürstenwallstraße, dem offiziellen Treffpunkt für alles rund um die Bewerbung für den begehrten Titel.

Doch der Meisterbetrieb Runge verpasst Gebäuden nicht nur einen modernen Anstrich, wie etwa im Kunstmuseum „Kloster Unser Lieben Frauen“ an den prägnanten Farbflächen im Innern zu sehen, sondern bewahrt als Restaurator im Handwerk historische Handwerkskunst. Egal ob in Kirchen oder in zahlreichen anderen Baudenkmälern.

So sorgte Runge vor einigen Jahren mit der Vergoldung von Säulen und dem dunkelroten Anstrich des Altarraums der Franziskaner-Kirche zur heiligsten Dreieinigkeit in Halle für Aufsehen. Der Kirchenraum dort ist nun auch ein Stück weit „Made in Magdeburg“. Der Betrieb aus der Landeshauptstadt kann bei Projekten wie diesem seine Erfahrung und die über Jahre erlangte Kunstfertigkeit ausspielen, wie Runge betont. Er traut sich an solche Projekte heran, bei denen andere vielleicht lieber abwinken.

Dabei ist der Spagat zwischen modernem Kubus und historischer Kirche für den Magdeburger Handwerkermeister eigentlich gar keiner. Runge beschreibt es so: „Es gibt in unserem Beruf Dinge, die sich trotz aller technischen Entwicklungen und neuester Materialien wohl nie verändern werden. So werden Sie Tapete immer händisch an die Wand bringen müssen, das kann kein Roboter. Handwerk bleibt Handwerk.“

Doch auch das Malerhandwerk entwickele stetig weiter: „Die Aufgaben werden komplexer. Heute sind wir auch Fachleute für Wärmedämmverbundsysteme, Fußbodenbeläge oder Betoninstandhaltung. Das hat es so vor 50 Jahren noch nicht gegeben.“ Beim Schutz von Gesundheit und Umwelt sei das Handwerk ebenfalls sehr aktiv. Neue Produkte, zum Beispiel Anstrichstoffe ohne schädliche Lösemittel, leisteten dazu ihren Beitrag.

Ihm selbst wurde das Malerhandwerk in die Wiege gelegt. „Mein Großvater, mein Vater, mein Onkel – alles Maler“, sagt Uwe Runge und lacht. Heute führt er den Betrieb gemeinsam mit seiner Frau. In die Zukunft blickt er allerdings mit gemischten Gefühlen.

Einerseits sind Handwerker allerorten gefragt und die Betriebe böten sichere Arbeitsplätze mit guten Verdienstmöglichkeiten. Andererseits fehle es massiv an Nachwuchs: „Wir vergeben heute weniger als die Hälfte an Ausbildungsverträgen als noch vor zehn Jahren“, macht er deutlich.

Das liege auch an den Betrieben selbst, meint Runge, der sich ehrenamtlich als Landungsinnungsmeister sowie als Präsident des Handwerkstages Sachsen-Anhalt engagiert. „Wir sind nicht gerade Weltmeister in der Außendarstellung“, sagt er selbstkritisch. Das Handwerk habe seiner Meinung nach „keine große Lobby“. Zu selten würden erfolgreiche Projekte und die schönen Seiten in die Öffentlichkeit getragen.

Handwerk gelte nicht als schick und modern. „Wir stehen ungerechtfertigter Weise nicht da, wo es stehen müsste“, konstatiert Uwe Runge. Die Bildungspolitik müsse ebenso umsteuern und mit entsprechender Berufsorientierung wieder mehr Interesse für Handwerksberufe wecken.

Meister Runge bringt derzeit mit seinen Mitarbeitern, darunter vier Azubis, Farbe in die Landeshauptstadt. Diese sei „von der grauen Schwermaschinenbaustadt aufgeblüht zu einer modernen Metropole“, findet der Firmenchef: „Überregional müssten wir mehr junge Leute in die Stadt bekommen. Die Universität müsste dafür sicherlich im Stellenwert noch weiter nach vorn rücken. Da sehe ich Potenzial.“

Für die Kulturhauptstadtbewerbung drückt Runge seiner Stadt natürlich die Daumen. Sollte der Coup gelingen, gibt es sicherlich auch für das Handwerk in der Stadt noch einiges zu tun, um Magdeburg für das Top-Ereignis im Jahr 2025 weiter herauszuputzen.

Uwe Runge


Malermeister