Medizintechnik made in Magdeburg
Im Magdeburger Unternehmen HASOMED werden Medizinprodukte entwickelt, produziert und vertrieben. Alles an einem Ort – damit Wertschöpfung und Investitionen in der Region bleiben.
Was in einer kleinen Garage begann, ist heute ein weltweit agierendes Unternehmen. HASOMED steht seit fast 30 Jahren für hochwertige Medizinprodukte aus Magdeburg. An der Spitze der Firma steht Matthias Weber als geschäftsführender Gesellschafter. Bereits vor 24 Jahren begann seine berufliche Laufbahn als Schülerpraktikant. Er baute damals die ersten Geräte selbst zusammen und lernte von seinem Vater das Löten. Sein Vater Dr. Peter Weber war es, der kurz nach der Wende die Firma gründete.
Rückblick: Im Jahr 1981 zog Familie Weber von Thüringen nach Magdeburg. Hier leitete Peter Weber an der damaligen Akademie die Medizintechnik und das Rechenzentrum. „Bereits zu DDR-Zeiten gab es jede Menge Innovation“, so Matthias Weber. Dazu gehört zum Beispiel die Software RehaCom. Ein Therapiesystem, das ein zielgerichtetes Training in allen Rehaphasen möglich macht. Noch heute gehört es zu den wichtigsten HASOMED-Produkten. Als nach der Wende das damalige Rechenzentrum und der Bereich des wissenschaftlichen Gerätebaus geschlossen werden sollte, machte sich Dr. Peter Weber selbstständig.
Mehr als ein Dutzend Produkte für die Medizintechnik wurden seitdem entwickelt. Das Besondere: Es wird nicht nur selbst entwickelt, sondern auch vor Ort produziert und vertrieben. „Das bringt viele Vorteile mit sich. Wir sind nicht auf andere angewiesen, das Knowhow und die Wertschöpfung bleiben in der Region.“ Bis zu 30 Prozent des rund 120 Mitarbeiter starken Unternehmens arbeiten in der Entwicklung. Lange Zeit war Matthias Weber selbst in diesem Bereich tätig. Nach seinem Elektrotechnikstudium stieg er 2005 ein, um seine Diplomarbeit zu schreiben. Von da an war er einer der federführenden Entwickler, kennt die Prozesse ganz genau.
Heute sind die Magdeburger Medizinprodukte auf der ganzen Welt vertreten. Neben den Zulassungen für den europäischen Markt hat es HASOMED unter anderem auch auf den amerikanischen und asiatischen Markt geschafft. Die Bedingungen sind hart, vor allem in den USA. „Regelmäßig sind Vertreter der amerikanischen Behörden bei uns vor Ort, um zu kontrollieren. Bisher haben wir immer sehr gut abgeschnitten“, sagt Matthias Weber. Weltweit gibt es 65 Vertriebspartner. Neben der Medizintechnik haben die Magdeburger eine Verwaltungssoftware entwickelt, die Psychotherapeuten, Psychologen und Ärzte bei der Organisation ihrer Praxisarbeit unterstützt. Im Ranking der insgesamt 165 deutschen Praxisverwaltungssystemen stehen die Magdeburger mit 11.000 Anwendern derzeit auf Platz 4.
Dieser Tage mietet die HASOMED neue Räume an, ein weiteres Gebäude befindet sich im Bau. Doch was bedeutet es, Unternehmer in made in Magdeburg zu sein? „In der Region ist eine gute Infrastruktur entstanden, es hat sich gelohnt, hier zu investieren und für die Gegend zu kämpfen“, erklärt Matthias Weber. Auch mit Blick auf die damalige Entscheidung seines Vaters Magdeburg treu zu bleiben. Zwar seien die Standortbedingungen längst nicht so gut gewesen, „aber die guten Leute waren hier und das Netzwerk bestand.“ Noch vor gut zehn Jahren habe man den Herkunftsort Magdeburg versucht ein stückweit „zu verstecken“, einige Kunden hätten den Produktionsstandort in den neuen Bundesländern kritisch gesehen.
Matthias Weber: „So ein Quatsch eigentlich, heute stehen wir dazu und sagen voller Stolz: Wir sind Magdeburg.“ Die Stadt habe so viel zu bieten, von der großen Wissenschaftslandschaft über die kulturellen Highlights bis hin zur beeindruckenden Geschichte. Der gebürtige Magdeburger schwärmt: „Ich zeige allen Gästen mindestens unseren Dom und das Hundertwasserhaus. Viele finden unsere Kulturgüter sagenhaft.“
Was der Vater von drei Kindern sich für die Zukunft wünscht: „Magdeburg hat viele versteckte Potenziale, die geweckt werden müssen.“ Die Unternehmer vor Ort sollten noch mutiger und offener sein. Matthias Weber: „Wir sollten unsere Technologien miteinander teilen, nicht immer nur den Konkurrenzkampf sehen. Manchmal muss man nur den Blick öffnen, um zu sehen, dass noch viel mehr möglich ist.“