Das „schauwerk“ des Instituts für Industrial Design ist ein Ideenlabor, Ausstellungsraum und Coworking-Space zugleich und könnte zum neuen Kultur-Hotspot der Stadt werden.
Zwischen Einzelhändlern und Dienstleistern, Opernhaus und Katharinenturm entwickelt sich im Breiten Weg 114a ein neuer Treffpunkt der Kultur-Szene. Im „schauwerk“ tüfteln Design-Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal an ihren Projekten, zeigen verschiedene Ausstellungen und laden zu Diskussionsabenden ein. Es ist Ideenschmiede, Coworking-Space und Feierabend-Treff in einem.
Organisiert wird das Ganze vom Institut für Industrial Design unter Leitung von Prof. Dominik Schumacher. Die Idee, vom grünen, aber etwas abgelegenen Hochschulcampus im Herrenkrug mit ihren Projekten auch in die Öffentlichkeit zu gehen, war 2018 entstanden. Nach einer gelungenen ersten Ausstellung im Forum Gestaltung suchten die Studenten mit Unterstützung der Stadt nach Räumlichkeiten, die sie auch längerfristig „bespielen“ können. Den passenden Laden haben sie im Breiten Weg gefunden. „Alle hatten Ideen und waren Feuer und Flamme“, erinnert sich Dominik Schumacher. „Da fing die Klaviatur der Fantasie an zu spielen“, ergänzt der Institutsleiter.
Mitte Februar wurde der Laden eröffnet. Vorher wurden Möbel gebaut, es wurde gestrichen und eingerichtet. Zusammen mit einer studentischen Hilfskraft übernehmen nun zwei Studierende die Hauptorganisation und dürfen sich ihre Arbeit im „schauwerk“ auch als Pflichtpraktikum anrechnen lassen. „Ich finde es auch ganz wichtig, dass der Laden von den Studierenden kuratiert wird“, betont Prof. Schumacher. Die jungen Designer zeigen dort beispielsweise ihre Arbeiten, fast wöchentlich finden Lesungen oder Themenabende statt und mittwochs wird ab 20 Uhr beim After-Work-Treff entspannt. Das „schauwerk“ sei offen für jede Art von Veranstaltung rund um Design, Kunst, Kultur und Musik, sagen die Macher.
Die Tür stehe jedem offen. „Wir möchten die Studierenden vernetzen“, erklärt Leon Schuller. Er absolviert momentan sein Praxissemester im „schauwerk“. „Durch unser Coworking, was wir hier anbieten, möchten wir, dass sich nicht nur Industriedesigner Gedanken machen und an Projekten arbeiten, sondern auch Studenten der Universität herkommen, aus anderen Fachbereichen der Hochschule oder Leute, die vorbeilaufen und sich gern unterhalten würden über das eine oder andere Thema“, sagt er. Der Laden soll als Quelle des Schaffens fungieren. Indirekt wollen die Verantwortlichen so dafür sorgen, dass noch mehr „made in magdeburg“ entsteht.
Künftig solle auch der Bereich vor dem „schauwerk“ gestalterisch mit einbezogen werden. „Wir wollen den Gehweg mit einbinden, Installationen schaffen, sodass die Leute erst einmal überrascht sind und vielleicht ein bisschen aus ihrer Komfortzone herauskommen müssen“, erklärt Leon Schuller. Das Projekt solle eine Gelegenheit bieten, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, sich neue Inspiration zu holen und gegenseitig voranzutreiben, ergänzt er. In der Stadt gebe es bisher kaum „Hotspots“ für Kreativität. „Wir wollen einer dieser Hotspots sein, wo man hinkommen kann, um innovative Gedanken zu erleben oder um sich auszutauschen und von hier dann das Ganze in die Stadt zu tragen in Form von Ideen und Projekten“, erläutert der Nachwuchs-Designer.
Angegangen werden auch Themen, bei denen der Bezug zu Design und Gestaltung nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. In einer Vortragsreihe geht es beispielsweise um Diskriminierung von Frauen oder Menschen mit Behinderung. „Wir hinterfragen immer, welche Produkte es gibt, um diese Diskriminierung zu mindern und versuchen, eine Brücke zu gesellschaftlichen Themen zu schlagen“, erklärt Leon Schuller, „wir sind der Meinung, dass sich Design überall wiederfinden lässt und auch benötigt wird“.
Dass der gebürtige Rheinländer fürs Studium nach Magdeburg gekommen ist, habe er nie bereut. „In Magdeburg ist es so, dass man als Gestalter noch viel in der eigenen Hand hat und sehr viel mitgestalten kann“, sagt er. „Im Subkulturellen findet hier sehr viel kreative Arbeit statt, es ist nur noch nicht so offensichtlich“, fügt er hinzu. Um zu zeigen, dass Magdeburg aber durchaus kreativ ist, wollen die Studenten auch das „schauwerk“ nutzen und dieses längerfristig in der Kultur-Szene der Stadt integrieren. Darum hoffen sie, die Räumlichkeiten auch über das Jahr hinaus weiter nutzen zu können.