Als Magdeburger Stadtimker produziert Maik Weinert Honig aus der heimischen Natur und gibt sein Wissen über die Artenvielfalt an nächste Generationen weiter.
„Ich bin schon häufig gestochen worden. Das ist so, wenn man Imker ist“, lacht Maik Weinert bei der Frage nach den Gefahren seines Hobbys auf. Vor sechs Jahren hat der Magdeburger sein Interesse für Bienen zu seinem Hobby gemacht und sich als Jungimker ausbilden lassen. Der Grund war ein ganz praktischer. „Nachdem unser Haus- und Hofimker leider verstorben war, meinte meine Frau, ich könnte es doch selbst einmal versuchen“, erzählt Weinert. Gesagt, getan. Nach intensiver Lektüre und einem Kurs kaufte er sich sein erstes Bienenvolk. Heute sind es Aktuell fünfzehn, die er zum Teil in der mittelalterlichen Tradition der Zeidlerei in urtümlichen Klotzbeuten hält. Dazu kommen Bienenbeuten mit Naturbau und die klassischen Magazinbeuten, die den fleißigen Insekten als Behausung dienen.
In guten Jahren wird in seinen Magazinbeuten bis zu 50 Kilogramm Honig produziert. Unter seinem eigenen Label „Otto is(s)t süß“ verkauft Weinert seit drei Jahren das süße Gold auf Märkten in der Region. Ob bei Frühlingsmärkten oder auf dem Kaiser-Otto-Fest: Die viereckigen Gläser und das Etikett im Design der Ottostadt-Kampagne sind dabei das Markenzeichen, das für Wiedererkennung und auch für Abhebung von anderen Anbietern sorgt. Viele Käufer freuen sich über das regionale Produkt aus eigener Herstellung von einem Magdeburger Stadtimker. Auch Stammgäste kommen immer mehr. Das freut ihn sehr. Mittlerweile wird der Honig auch in der Tourist-Information verkauft. Seine Gläser sind bereits weltweit verschickt worden. „Einige Käufer wollen gern regionale Produkte an Freunde und Familie in aller Welt senden. Bis nach Japan und in die USA ist der Honig schon gegangen.“ Aber auch in ganz Deutschland wird das süße Geschenk „made in magdeburg“ als Souvenir mitgenommen.
Doch es geht Maik Weinert um mehr, als Honig herzustellen. Ihm liegt die Vielfalt in der Natur am Herzen. Jeden gefällten Baum betrachte er mit Sorge. Die heißen Sommer zeigten sich beispielsweise in der geringeren Ausbeute an Honig. Den vermehrt entstehenden Steingärten, sanierten Straßenzügen oder einigen neuen Gartenformen stehe er genauso kritisch gegenüber wie dem sogenannten Hype um die Imkerei. Der verschwindende Lebensraum durch fehlende Blüten und Natur sind insbesondere für die Vielfalt der Hautflügler ein großes Problem. Die wachsende Dichte an Honigbienen ist für die Wildbienen eine zusätzliche Herausforderung bei der Pollen- und Nektarsuche. Dieses Gleichgewicht müsse durch viele blühende Plätze und Gärten gefördert werden. So überredete Weinert beispielsweise einen benachbarten Sportplatz, bestimmte Rasenbereiche erst nach der Blüte des Löwenzahns zu mähen. „Das ist wichtig für die Bienen und bringe uns Menschen keine Nachteile“, erklärt er und wünscht sich zugleich mehr Aufmerksamkeit seiner Mitbürger für die Natur.
Seine eigenen Erkenntnisse gibt er an die nächsten Generationen weiter. Als Imker im Magdeburger Zoo zeigt er Kindern aus der Nähe, wie die Bienenvölker aufgebaut sind und wie man Honig schleudert. In Schulen und Kindergärten bringt er seine Bienenkisten mit und lässt die Mädchen und Jungen über die basketballgroßen Bienentrauben staunen. Auf dem jährlichen Spectaculum Magdeburgense fertigt er in den Handwerker-Workshops gemeinsam mit den Kindern kleine Bienenwachskerzen für Zuhause an.
Ehrenamtlich engagiert ist Maik Weinert auch im Magdeburger Imkerverein mit mehr als 140 Mitgliedern sowie im Mellifera e.V. Mit Vereinskollegen biete er für Interessierte und Neueinsteiger seit drei Jahren auch selbst Kurse im Imkern an. Innerhalb der Kurse wird die Bandbreite der Bienenhaltung von der wesensgemäßen Bienenhaltung bis zur klassischen Imkerei vermittelt. Es werden immer mehr, die sich dafür interessieren. Sein Hobby erfülle ihn und schaffe den Ausgleich zu seinem Beruf als Ergotherapeut und Systemischer Therapeut.
Sich zu engagieren und einen Beitrag zu leisten, das finde er wichtig. „Dann tut man etwas für seine Stadt. Egal, wie es heißt“, meint Weinert mit Blick auf die Kulturhauptstadt-Bewerbung. Als Vorteil sehe er den steigenden Bekanntheitsgrad, der damit verbunden wäre. Man müsse sich dafür öffnen, dass Kultur alles sein kann, dann gelinge es auch, viele Leute für die Idee mitzunehmen. Auf der anderen Seite sieht er viele finanzielle Herausforderungen in der Stadt, die auch Aufmerksamkeit verlangen. Dabei wünscht er sich vor allem für die Natur in der Stadt viele gute umgesetzte Ideen.