Jagen, sammeln, dokumentieren: Unternehmer Mike Schrader baut in Magdeburg eine Museumswelt auf, die DDR-Zeitgeschichte erlebbar machen soll.

Mike Schrader ist kein Mann, der lange um den heißen Brei herumredet. Hat er eine Idee, probiert er aus, ob sie funktioniert. „Das war schon immer so, meine Familie kennt das“, sagt er – und: „Es hat nicht immer alles geklappt, aber das gehört dazu.“ Als der leidenschaftliche Fan des SC Magdeburg und des 1. FC Magdeburg einst damit beginnt, in seinem Unternehmen im Stadtteil „Neue Neustadt“ zwei „Sponsorenzimmer“ einzurichten, denkt keiner wirklich daran, dass daraus später eine beeindruckende Sammlung von Trikots wird. „Ich bin nun mal ein Jäger und Sammler“, sagt Mike Schrader und lacht dabei. Jetzt wird er noch zu einem Bewahrer. Der Magdeburger möchte Geschichte lebendig machen und in der Landeshauptstadt ein DDR-Museum aufbauen. „Kein Nostalgie-Museum, eher eine Erlebniswelt“, sagt er.

Seine Zukunftspläne für die Reisen in die Vergangenheit beginnen mit der Suche nach weiteren Objekten für die Vereinsgeschichte. „Wer etwas aus der DDR-Geschichte haben möchte, muss nach Langenweddingen fahren“, hört Mike Schrader und bekommt den Tipp, bei Dirk Grüner, dem Betreiber eines „Ostalgie-Kabinetts“, nachzufragen. Der empfängt ihn im Bördekreis mit einer Überraschung: Das DDR-Museum soll abgerissen werden. Der leidenschaftliche Sammler von Stücken aus 40 Jahren Deutscher Demokratischer Republik, muss nach 14 Jahren ausziehen. „Das können Sie alles kaufen“, sagt er und zeigt auf die vielen Stücke. Erst hätte er abgewunken und gelacht, erzählt Mike Schrader. Aber der Satz blieb in seinem Kopf und bringt weitere Überlegungen mit. „Warum nicht ein Stück Geschichte nach Magdeburg bringen? Es wäre schade, die Sammlung aufzulösen und in so einer Größenordnung gibt es das hier noch nicht…“, so wächst die neue Idee, die ihn seither bewegt.

„Ich bin niemand, der die DDR verherrlichen möchte“, sagt der Unternehmer, „aber damals im Museum habe ich Gänsehaut bekommen, als ich viele Alltagsdinge von früher wieder gesehen habe“. Diese Erinnerungen und die Möglichkeit, Zeitgeschichte zu dokumentieren, machten für ihn den Reiz aus, erklärt Mike Schrader. So ziehen damals allein 480 Spirituosen, Kaffeemühlen, „Weißensee“-Fernseher, „Stern Radios“ in eine Halle an der Nachtweide – knapp 60.000 Einzelstücke, rund 40 Tonnen „Republik“-Geschichte.

Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern schmiedet Mike Schrader Pläne für den „Ort der Erinnerungen“, den sie schaffen und damit die Museumslandschaft der Ottostadt bereichern wollen. Inmitten der Zeitzeugen solle es rund gehen bei Veranstaltungen, Events und typischen Essen aus der DDR-Vergangenheit, sagt der Magdeburger. Schnell ist klar, dass die 600 Quadratmeter große Halle in der „Nachtweide“ dafür nicht ausreichen wird. Darum planen er und seine Mitstreiter. Sie bauen, sie ordnen, katalogisieren und sammeln immer weiter. „Neulich kamen drei Lkw voll mit Material“, erzählt Mike Schrader. Und vor kurzem hätten sie aus Oberhof den Bob geholt, mit dem Wolfgang Hoppe Olympiasieger geworden ist, und in Rostock einen „Trabant Kübel“ aufgekauft. Viele Meldungen kommen, so Mike Schrader, der den Zulauf damit begründet, „dass sich die Menschen dafür begeistern, wenn jemand Geschichte bewahrt“. Gruppen wie Trabi-Vereine fragen bereits an, ob sie sich bei ihm treffen können. Er sehe seine Museums- und Erlebnislandschaft als einen Ort der kulturellen Vielfalt und damit auch als einen Beitrag zur Bewerbung Magdeburgs als „Kulturhauptstadt Europas 2025“ – die er sehr unterstütze, meint Mike Schrader.

In seinem Umfeld hat der Magdeburger mit seinem freizeitlichen Engagement längst alle angesteckt. „Die Familie und alle in der Firma machen schon mit“, sagt er. Ist der richtige und vor allem große Standort erst gefunden, können wir vieles möglich machen, kündigt Mike Schrader an und sagt: „Aber bis zur geplanten Eröffnung im April 2020 brauchen wir viel Kraft und Enthusiasmus, damit wir etwas wirklich Wertvolles aufbauen.“ Um sein künftiges Publikum macht sich der künftige Museumsleiter keine Sorgen: „Wir wollen hier nicht nur Magdeburger ansprechen, sondern von überall die Menschen hierher locken.“

DDR Museum


Mike Schrader