Die Architekten Sebastian Schulze und Andreas Müller erobern Plätze in der Stadt zurück. Mit ihrem Architekturbüro META architektur planen sie moderne Lebensräume für Magdeburg.
Sebastian Schulze und Andreas Müller kommen von hier. Sie haben an der Hochschule Magdeburg-Stendal Architektur studiert, sich während Projektarbeiten kennengelernt. Heute lautet ihr Plan: Magdeburg mitgestalten. „Wir denken nicht nur als Architekten, sondern auch als Stadtplaner“, sagt Sebastian Schulze. Gemeinsam mit Andreas Müller hat er META architektur gegründet. Dort wird seit zehn Jahren in und für Magdeburg geplant.
Warum Magdeburg? „Es ist eine Stadt der Potenziale.“ Man müsse nicht immer „weggehen, um erfolgreich zu sein“, macht Andreas Müller deutlich. Und warum der Name META architektur? „Wir schauen über den Tellerrand hinaus, uns geht es um Lebensräume und Konzepte, nicht allein um Bauwerke.“ 200 Projekte haben die Architekten mit ihrem Team bereits umgesetzt. Stadtbekannte Höhepunkte sind das Culinaria-Restaurant im historischen Gemäuer des alten Elbbahnhofs, der Umbau des Café Central in der Sternstraße, das Stadthaus Nitzschke im Gründerzeitviertel Stadtfeld-Ost sowie die fünf Solitäre am Schlachthof.
In dem Magdeburger Büro wird langfristig gedacht. Verschiedene Disziplinen gehören zum Team. 2012 wurde hier das Integrierte Handlungskonzept für Stadtfeld geschrieben. „Uns geht es darum, was die Menschen bewegt, was sie brauchen“, zählt Sebastian Schulze auf. Aus dem Konzept ist das Geschäftsstraßenmanagement entstanden – und damit die Idee zum jährlichen Straßenfest in Stadtfeld.
Einzelne Straßen und Plätze werden an diesen Tagen gesperrt und gehören ganz allein den Stadtfeldern. Das Projekt kommt bei den Anwohnern super an, das Fest ist immer gut besucht. Andreas Müller: „Die Menschen zeigen, dass sie zurück auf die Straße wollen.“ Stadtfelder Höhepunkt 2018: Die Umnutzung eines großen Grundstücks am Olvenstedter Platz zum Volleyballplatz.
Einen Sommer lang wurde dort gespielt, gefeiert und sich ausgetauscht. Bürgerverein, Geschäftsstraßenmanagement und META architektur hatten „einen Platz der Begegnung“ geschaffen. Dafür wurden die Initiatoren von den Volksstimme-Lesern zum Magdeburger des Jahres nominiert. „Wir haben uns sehr gefreut, dass die Idee so anerkannt wurde“, sagt Sebastian Schulze. Fast ein Jahr habe die Organisation gedauert, für den Volleyballplatz sei eine Baugenehmigung und zahlreiche Absprachen mit den Ämtern nötig gewesen. „Großartig, dass der Investor sein Grundstück zur Verfügung gestellt hat.“
Was die Gründer von META architektur wollen, sind „lebenswerte Plätze“. Die spielen auch eine entscheidende Rolle in einem ihrer jüngsten Projekte. Die Architekten haben sich am städtebaulichen Ideenwettbewerb für den Prämonstratenserberg beteiligt. Einst war der Bereich rund um das Kloster Unser Lieben Frauen komplett bebaut, heute befindet sich dort eine Grünfläche. Die Aufgabenstellung war relativ frei, die Planung eines Spielplatzes allerdings Vorgabe.
Müller: „Wir stellen uns dort einen Lebensraum vor, der Alt und Neu verbindet. Wir wollen nicht nur einen Spiel-, sondern auch einen Stadtplatz schaffen, um den sich alles gruppiert.“ Geht es nach den Plänen der Magdeburger entsteht ein lebendiger Platz, der überquert und auf dem gespielt wird, auf dem Cafébetreiber ihre Stühle hinausstellen. Mit einem Gebäude soll ein „kleiner Hochpunkt“ gesetzt werden, direkt in einer Linie mit Dom und Johanniskirche. Dieses Gebäude könnte dem Windzug in der Goldschmiedebrücke etwas entgegensetzen. „Denn die Straße hat eigentlich das Potenzial einer Flaniermeile“, macht Sebastian Schulze deutlich.
Die Architekten sind froh, dass aktuell in Magdeburg immer öfter Wettbewerbe für solche Planungen ausgerufen werden. Magdeburg ist in Bewegung. Und daran trage auch der Bewerbungsprozess zur Kulturhauptstadt Europas 2025 seinen Anteil. Andreas Müller: „Mit der Bewerbung wurden Impulse gesetzt, sich mit der Stadt auf verschiedenen Ebenen zu beschäftigen. Vor allem mit der Frage: Wohin soll sich Magdeburg entwickeln?“ Im Zuge dieses Prozesses werde es den Magdeburgern vielleicht auch endlich bewusst, in was für einer schönen Stadt sie leben.