Ultraschall und Künstliche Intelligenz sind avancierte Techniken zur Messung von Durchflussmengen
Das Institut für Automation und Kommunikation (ifak) ist als ingenieurswissenschaftliches Forschungsinstitut ein Treiber von Transformationsprozessen. Hier arbeitet Sebastian Wöckel seit 2008 im Geschäftsfeld für Messtechnik und Leistungselektronik. Er ist für die Sensorentwicklung verantwortlich. Nach dem Studium der Elektrotechnik in Ilmenau stieg er im ifak mit Projekten zum Schall als Messverfahren ein: „Die Mathematik hinter elektromagnetischen Radarwellen ist die gleiche wie die hinter den Schallwellen, mit denen ich nun arbeite.“, erklärt er.
Sebastian Wöckel pendelt aus Halle, wo er mit Frau und Kindern wohnt, nach Magdeburg. Das ifak zog 2012 aus Barleben nach Magdeburg „Die Landeshauptstadt hat sich seither gerade im Wissenschaftsbereich sehr positiv entwickelt“, findet er. „Klasse sind die kurzen Wege zur Uni und zur Hochschule.“ Und da die öffentliche Wahrnehmung von Wissenschaft und Forschung immer wichtiger werde, freut er sich über die steigende Resonanz. „Die jungen Generationen sind da immer aufgeschlossener. Bei der Magdeburger Langen Nacht der Wissenschaft kommt sehr viel Publikum zu uns. Mehr als tausend interessierte Menschen besichtigen unser Institut, vom Rentner bis zur Schülerin.“
Nicht nur die Industrie, für die das ifak technische Lösungen entwickelt, befindet sich in der Transformation. Auch das wissenschaftliche Arbeiten hat sich beschleunigt. Heute recherchieren alle im Internet, früher ging man in die Bibliothek. Jedoch auch der Erfolgsdruck und die internationale Konkurrenz sind gewachsen. Erfolgreiche Kooperationen und auch anspornende Konkurrenz kennzeichnen das Verhältnis zu anderen Instituten: „Mit dem Frauenhofer Institut hier arbeiten wir komplementär, nicht direkt auf dem gleichen Feld. Wir sind gleichsam industrienah und sehen uns als Forschungsdienstleister für Mittelständler, die sich allein keine eigenen Forschungsabteilungen leisten und können durch unsere fachliche Breite am Institut flexibel auf Forschungsbedürfnisse reagieren. Wir forschen und entwickeln eng am Bedarf und fragen die Unternehmen: Was braucht ihr? Gegenwärtig ist KI ein Transformationspunkt.“
Die Sensorverfahren des ifak ermöglichen es, begonnen von kleinsten Volumina in der Biotechnologie bis zu Durchflussmengen in Wasserturbinen verschiedenster Größen zu bestimmen. Sebastian Wöckel erklärt, dass es dem ifak stets um praktikable Lösungen gehe: „Aus dem riesigen Zoo der Messverfahren fischen wir diejenigen Sensortechniken heraus, die für die Bedürfnisse unserer Kunden, nutzbar sind. Beispielsweise zur Messung des Methangehalts in Brenngasen.“ Ihre Spezialität, die Ultraschalltechnik, sei robust und bewährt. Die eingriffsfreie Durchflussmessung durch die Rohrwand sei hierfür ein Paradebeispiel.
Ein akuter Transformationstrend ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz. „Bei fast allen neuen Projekten - seit fünf Jahren - sind solche Verfahren im Fokus“ erläutert er und nennt als Beispiel eine Messtechnik für Kunststoffschmelzen bei 200 Grad zur Bestimmung von deren Fließverhalten. Ein Trendthema ist auch das kontaktlose Übertragen von Energie und Daten, das am ifak erforscht und anwendbar gemacht wird. Dies werde wichtig für das automatische Laden von autonomen Elektrofahrzeugen oder Maschinen, die zentimetergenau an die Ladepositionen gebracht werden müssen. In die Entwicklung selbstfahrender Autos fallen auch ifak-Projekte zur Objekterkennung beim autonomen Fahren. Immer mehr Industriepartner sind Firmen aus der Region, das war früher anders und die Intel-Ansiedlung werde in diese Richtung gewiss neue Möglichkeiten eröffnen.
Für die Zukunft wünscht sich Sebastian Wöckel: „Mehr Zeit fürs gründliche Bearbeiten wissenschaftlicher Fragen. Institutionell wäre eine dauerhafte Grundfinanzierung schön. Das würde auch Vorlaufstudien für fernere Zukunftstechniken erleichtern und die Last ständiger Projektanträge verringern. Gute motivierte Studenten wünschen wir uns und dass Magdeburg sich als international anerkannter Standort exzellenter Wissenschaft und Forschung etabliert, das ist auf jeden Fall mein Zukunftswunsch.“
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg