Die heutige GWG Reform eG kann auf eine 115-jährige Geschichte und eine stetige Transformation zurückblicken. Ihren Ursprung hat sie in den drei Genossenschaften, die 1909 im Zusammenhang mit dem Krupp-Gruson-Werk Magdeburg gegründet wurden. Zu den damaligen Vereinigungen gehörten die Arbeiter-Selbsthilfegenossenschaft „Gartenstadt-Kolonie Reform“, die eher mittelständische Genossenschaft „Gartenstadt Hopfengarten“ und der arbeitgebernahe genossenschaftliche Bauverein der Gruson-Werk-Beamten. Fast 70 Jahre engagierten sich die drei Genossenschaften für ihre jeweiligen Mitglieder, bevor sie 1974 unter dem Dach der „Reform“ zusammengefasst wurden. Heute sind sie eine feste Gemeinschaft, die von den Vorständen Detlef Gissendorf und Christian Müller geleitet wird.
Nach der Wende begann auch für die Genossenschaft eine neue Zeit mit vielen Veränderungen. „Bis 1990 waren die Mieten aus den 1920er Jahren eingefroren und wurden nicht verändert. Damit waren die Einnahmen der Genossenschaft sehr gering und der Instandhaltungsrückstau sehr groß“, erinnert sich Detlef Gissendorf. Nach der Konsolidierung und Neuaufstellung der Genossenschaft, mit Wiedererlangung der genossenschaftlichen Selbstbestimmung ab Mitte der 90er Jahre, begann langsam die schrittweise Sanierung und Modernisierung der Gebäude. „Wir haben über 40 % denkmalgeschützte Bestände. Das ist Lust und Last zugleich. Das macht Spaß, kostet aber auch viel Geld.“ In diesem Zuge wurden dann auch auf gesetzlicher Grundlage die bestehenden Mieten in mehreren Schritten bis 1998 an das Vergleichsmietensystem angepasst, um wirtschaftlich überleben zu können.
Mittlerweile hat sich der Gesamteindruck der Siedlung schon vielfältig gewandelt und erinnert doch noch immer an ihre historische Ursprünglichkeit. Um dies zu erreichen, ist die GWG bemüht, so original wie möglich zu sanieren, das heißt zum Beispiel alte Farbvorlagen für Türen, Fenster und Fassaden wieder aufzunehmen. Die Wohnraumsanierung erfolgte nach heutigen Vorstellungen. Dafür gibt es das „Programm Tapetenwechsel“, erzählt Christian Müller. „Wir haben zumeist Mietverhältnisse über mehrere Jahrzehnte, sodass wir die Häuser immer erst grundlegend sanieren und modernisieren müssen, bevor eine Neuvermietung erfolgen kann.“
Heute hat die Genossenschaft ca. 1.800 Wohneinheiten und über 2.000 Mitglieder. Damit wohnen mehr als 3.000 Magdeburgerinnen und Magdeburger in der Gartenstadt. Der Zusammenhalt in diesem Stadtteil ist sehr groß und es gibt eine intensive Gemeinschaft, die durch Mieterfeste u. ä. immer wieder gestärkt wird. „Man kennt sich in Alt-Reform und diesen familiären Charakter wissen die meisten sehr zu schätzen“, sagt Gissendorf. „Wer hier groß geworden ist, der bleibt oft auch hier: Einmal Reformer, immer Reformer!“
Neben ihrem Hauptbestand in Alt-Reform hat die Genossenschaft aber auch in der Innenstadt investiert. Dazu gehören der 2013 fertiggestellte Neubau am Bärplatz, die sanierten Häuser in der Regierungsstraße gegenüber dem Kloster sowie die beiden Parkhäuser im innerstädtischen Bereich. Auf das Geschaffene sind beide sehr stolz und freuen sich über die Ergebnisse, die sie zum Wohle der Genossenschaft und auch der Stadt insgesamt erreicht haben: „Wir sind eine kleine Genossenschaft, trotzdem mit großer Ausstrahlung. Und wir haben noch genug Potential für die kommenden Herausforderungen.“ sagt Christian Müller.
„Für die Zukunft müssen wir unsere Chancen nutzen und uns immer weiterentwickeln“, erklärt Müller. Dazu gehört auch, dass sie ihren Bestand immer wieder den neuen Anforderungen und Wünschen anpassen, aber nicht jeden neuen Hype mitgehen. Aufgrund der denkmalgeschützten Bauten haben sie an vielen Stellen sowieso besondere Voraussetzungen im Hinblick auf ökologische Sanierung und Nachhaltigkeit. „Wir haben mehrfach einen großen Wandel vollzogen und sind unverändert eine kleine Genossenschaft mit einem sehr schönen Siedlungsbestand. Das Wohl unserer Mitglieder hat bei jeder Veränderung oberste Priorität.“
Detlef Gissendorf ist im nächsten Jahr bereits 30 Jahre bei der Genossenschaft. In dieser Zeit hat er viele Veränderungen angeschoben und begleitet. „Man muss sehr viel Ausdauer und Geduld haben und darf sich nicht treiben lassen. Manchmal muss man auch Rückgrat beweisen, um seine Ziele zu erreichen.“ Das genossenschaftliche Wohnen hat für ihn viele Vorteile, da die Orientierung nicht auf einem Maximum an Miete, sondern auf einem schönen Wohnumfeld und einem guten Miteinander liegt. Diesen Ansatz hat die Genossenschaft seit ihrer Gründung 1909 immer verfolgt.
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg