Im Jahr 2022 wandelt sich Magdeburgs Wissenschaftslandschaft. Sie erweitert sich. Mit der Novellierung des hiesigen Hochschulgesetzes verlegt die private Steinbeis Hochschule ihren Hauptsitz von Berlin in die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts. „Bei uns ist alles im Wandel“, sagt Rektor Prof. Dr. Jürgen Abendschein und hat dabei mehr als den Ortswechsel im Blick.
Die in den 1990er-Jahren gegründete Einrichtung gilt mit derzeit rund 5.000 Studierenden als eine der größten privaten Hochschulen in Deutschland. Den Schwerpunkt der wirtschaftsnahen Hochschule bildet das projektbasierte Studium: Wer hier forscht und lernt, ist zumeist in einem Unternehmen angestellt und bearbeitet ein betriebsbezogenes Projekt.
Traditionell gilt die Steinbeis Hochschule als eine „Hybrid-Hochschule“, bietet in den Feldern Technologie, Management, Ökonomie und Gesundheit berufsintegrierte und praxisorientierte Bachelor- und Masterstudiengänge. Der Fokus liegt zunehmend auf Online-Angeboten. „Unser Konzept hat schon jetzt wenig mit einer traditionellen Hochschule zu tun“, meint der Rektor. „Wir richten uns nach den Erfordernissen des Marktes.“ Und genau das gehört auch zu den wichtigsten Gründen, warum derzeit so viel im Wandel ist. Gewechselt hat nicht nur der Sitz der Hochschule. „Wir sind auf dem Weg, eine Blended University zu werden“, erklärt Prof. Abendschein. Anders als bei klassischen Hochschulen wird die digitale und analoge Lehre didaktisch vereint – neben synchronem Lernen auch das asynchrone gepflegt.
Diesen Ansatz verfolgt man in der 1998 gegründeten privaten Hochschule, die auf eine Aktivität der baden-württembergischen Steinbeis-Stiftung zurückgeht, bereits seit längerer Zeit. Hier gibt es keine Prozesse mehr, die rein analog ablaufen. Und es geht weiter in Richtung Zukunft. „Wir verlegen unseren Campus in den virtuellen Raum“, sagt der Rektor. Verbunden wird diese digitalisierte Lehre und Forschung mit der Präsenz in realen Laboren und Unternehmen. Rein praktisch soll das so laufen: „Die Studierenden werden künftig keine klassische Bindung mehr an einen Präsenzcampus haben, sondern, ihre Professoren im virtuellen Raum treffen, wo und wann immer sie es möchten. Bar jeder Zeit und Ortsbindung, befreit von Semester-Strukturen kann man studieren, wie es individuell passt“, erklärt der Rektor. „Mit unseren Veränderungen werden wir künftig Studierende erreichen, die sich nicht mal annähernd im Umfeld unserer Hochschule befinden müssen.“ Allerdings: Komplett auf Präsenzveranstaltungen soll auch in der virtuellen Studenten-Welt nicht verzichtet werden.
Statt eines eigenen großen Campus und vielen Räumen sowie Laboren, die in vorlesungsfreier Zeit leer stehen, denkt man in der Steinbeis Hochschule über Kooperationen, etwa mit staatlichen Hochschulen nach. „Warum sollte es keine gemeinsame Nutzung von Strukturen geben?“, fragt der Rektor. Letztlich könnten solche neuen Wege auch bei den staatlichen Hochschulen Transformationen auslösen.“ Für Prof. Abendschein hat dieser Begriff eine durchweg positive Bedeutung: „Die Steinbeis Hochschule stellt sich neu auf und will u. a. mit international ausgerichteten Studiengängen punkten und dadurch ihre Reichweite vergrößern. Wir wollen Studierenden ein Format bieten können, das ihre Lebensrealität abbildet.“
Für den gebürtigen Pfälzer macht ein solcher richtungsweisende Wandel der Hochschule „gerade in Magdeburg richtig Sinn“. „Hier kann man die Transformation förmlich spüren“, sagt Prof. Dr. Jürgen Abendschein. „Magdeburg hat eine große Zukunft vor sich und das Potenzial, ein Leuchtturm in Deutschland zu werden.“ Wenn er von der Stadt spricht, beschreibt er „einen Geist, etwas gemeinschaftlich anzupacken“. „Der“, so der Rektor, „schafft ein Mikroklima, das Transformation befördert, selten habe ich das so irgendwo erlebt.“ Und dann gibt es noch einen Wandel zu verzeichnen – einen sehr persönlichen. Der Rektor, der schon in so vielen Städten gelebt hat, sagt: „Magdeburg hat mich auch als Person verändert. Ich pflege hier heimatliche Gefühle und fühle mich zu Hause.“
Foto: (c) et-Hoffotografen