Kino für zwei und Kultur für alle. Das Oli im Wandel der Zeit
In Zeiten der Medienkonkurrenz erfindet sich das ehrwürdige Bauhauskino immer wieder neu
Ines Möhring, Kinodirektorin des Oli Kinos
Vor gut 20 Jahren rettete Wolfgang Heckmann den Kinosaal des Bauhausarchitekten Carl Krayl. Er bewahrte das Oli vor der Umwandlung in eine Discounterfiliale. Ines Möhring stieß drei Jahre nachdem ihr Herzallerliebster das Kino ihrer Kindheitserinnerung rettete, dazu. Sie erinnert sich: „Wolfgang Heckmann war damals allein; er war immer schon Cineast und wollte dem Jammern der Leute, dass Stadtbad, Kino und alles geschlossen werde, etwas entgegensetzen. Also kaufte er das Kino von der Bank.“
Zwar war die Kinobranche schon vor Corona in der Krise. Medienkonkurrenz durch TV und Streaming, und dass die Leute bequemer wurden, stellten Kinobetreiber vor Probleme. Das machte die Oli-Betreiber erfinderisch. „Mädelstanzabende oder Konzertfilme mit anschließendem Tanz zur Musik, das zieht viele an,“ verrät Möhring. „Wir haben stets ein kleines Stammpublikum behalten. Die Leute sind mit uns älter geworden. Auch die Jüngeren zu erobern, das war nicht leicht.“ Stand Up-Comedy Shows und Tanzparties bringen nun viele Jüngere ins Oli. Das Flair eines geschichtsreichen Orts, wo schon die Eltern und Großeltern ihre Jugend- und Kinoerfahrungen sammelten, macht den historischen Kinosaal attraktiv für folgende Generationen: „Die alten Orte wiederzusehen und in Erinnerungen zu schwelgen, das zieht. Zudem, dass es bei uns so familiär zugeht. Wir sind wie so eine Stammkneipe mit bekannten Gesichtern. Hier fühlen sich die Leute wohl.“
Am schönsten findet die quirlige Betreiberin, „wenn wir Oli-Macher das Glück unserer Gäste erleben.“ Besonders rührt sie die Dankbarkeit, etwa nach den ‚Kino für Zwei‘ Programmen, wenn die Frauen zum Hochzeitstag im Saal mit Herzen und Kerzen vor Freude weinen. Oder wenn im Oli, liebevoll organisiert, Heiratsanträge zelebriert werden. Leider hat die Kinodirektorin wenig Zeit, andere Kulturveranstaltungen in Magdeburg zu besuchen. „Wenn ich mich an freien Tagen aufraffe, ins Schauspielhaus oder in die Oper zu gehen oder in den kleinen Theatern vorbeizuschauen, dann freue ich mich über die tolle Entwicklung der Magdeburger Kulturszene. Die Stadt an sich ist super schön geworden. Ich zeige sie Gästen immer gerne. Wolfgang Heckmann sagte, Magdeburg sei eine spröde Geliebte, sie zeige ihre Schönheiten erst auf den zweiten Blick. Die Menschen sind herzlich und hilfsbereit. Das haben die Magdeburger auch durch Hilfen und Spenden in der Coronazeit bewiesen. Da zeigte sich eine große Sympathiewelle. Das Oli darf nicht untergehen, wurde immer wieder gesagt, und geholfen.“
Nun ist auch die letzte große Krise überwunden. „Seit Herbst 2003 läuft es wieder richtig gut, die Nachwehen der Corona-Schließungen und der folgenden Zurückhaltung, als kaum jemand länger für Veranstaltungen vorausplanen wollte, sind vorüber. Jetzt ist die Bude oft voll, gerade bei Comedy. Die Leute gehen wieder aus und sind interessiert. Wir machen mehr Werbung und nun auch viel mehr auf Social Media“, berichtet Möhring. Sie hat jetzt neben dem FSJler noch eine Bürokraft als Hilfe, so dass die Ankündigungen in Zeitungen und Newslettern noch besser kommuniziert werden.
Die gebürtige Magdeburgerin schaut der Zukunft des Oli und der Stadt positiv entgegen: „Solange es mich gibt, gibts das Kino noch, das steht fest. Ich werde dieses Jahr 60, habe mir aber fest vorgenommen, mindestens noch 10 Jahre weiterzumachen. Auch wenn ich schon nachdenke, wie ich die Nachfolge plane und Jüngere einbeziehe. Wir werden uns weiter wandeln, Neues erfinden und ausprobieren, um Publikum anzuziehen. Wir sind immer in der Transformation. Und was gut läuft, machen wir weiter.“ Magdeburg habe sich städtebaulich prima entwickelt, findet sie: „Ich bin stolz auf die Stadt und auch auf unsere Oberbürgermeisterin und alle, die ihr zur Seite stehen. Jetzt bringen sie etwa die Urban Dance WM in die Stadt. Und damit bringen sie einen Haufen Publikum hierher, auch junge Leute, die übernachten. Bald kommt noch die Intel Ansiedlung, das bringt neue Menschen und Geld in die Stadt. Magdeburg wird sich weiterentwickeln. Stillstand wäre der Tod.“
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg