Shuttlebusse, die man sich per App buchen kann und die fahrerlos zur Haustür kommen. Noch ist das Zukunftsmusik. Für Leander Kauschke ist es ein Ziel der Transformation in der Mobilitätsbranche. Als neuer Verbundkoordinator der Otto-von-Guericke-Universität betreut er die Forschung von acht Professuren im Bereich Mobilität und die Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (NASA).
Nicht nur Leander Kauschke ist neu, seine Stelle ist es auch. Erst im Januar 2024 hat der studierte Wirtschaftsingenieur mit Fokus auf Logistik mit seiner Arbeit begonnen. Unbekannt ist Magdeburg für ihn allerdings nicht: Schon sein Studium absolvierte er an der Otto-von-Guericke-Universität, und seine Frau, die er im Saarland kennenlernte, ist ursprüngliche Magdeburgerin. Damit hatte der Umzug in die Elbestadt für Leander Kauschke nicht nur berufliche, sondern auch private Vorteile. Nach acht Jahren in Saarbrücken, wo er zuletzt als Forschungsleiter für intelligente Verkehrssysteme an der dortigen Hochschule tätig war, kam die Stellenausschreibung in Magdeburg wie gerufen.
Die Transformation im öffentlichen Nahverkehr in Deutschland muss erst noch Fahrt aufnehmen, meint der Logistiker. „Was ich sehe, als ich hier nach Magdeburg gekommen bin, ist, dass das Potential enorm ist. Man glaubt das manchmal nicht, doch ich stoße an sehr viele Stellen, wo großes Interesse besteht, wenn man mit seinem Thema anklopft“, berichtet Leander Kauschke von seinen Erfahrungen in der Region. Ihm sei schon bei sporadischen Besuchen immer aufgefallen, wie viel in Magdeburg gebaut wird und damit im Wandel ist. „Ich liebe das ja, wenn so eine Dynamik nach vorne existiert!“ Für ihn bedeutet Transformation eine Veränderung des ÖPNV. Um die Mobilität in Stadt und Land weiter „nach-vorne“ zu bringen, setzt der Koordinator auf die Idee der selbstfahrenden Shuttles. „Technik, Wirtschaft, Regularien, alles muss zusammenwirken“, erklärt er die Herausforderung dabei.
Davon ist Sachsen-Anhalt und ganz Deutschland noch weit entfernt. In Nordsachsen fährt ein automatisiertes Taxi, auf einer festgelegten Route mit 60 km/h. Noch sitzt immer ein Fahrer mit im Auto, der zu jeder Zeit eingreifen kann. Bis zur vollständigen Autonomie dauert es also. Leander Kauschkes neue Stelle ist ein weiterer Schritt Magdeburgs hin zur Transformation. Durch die kürzlich vertraglich fixierte Verbindung der Otto-von-Guericke-Universität mit der NASA GmbH – niimo.de - sollen mehr Projekte und Wissen gebündelt werden, vor allem, um es an die Universität und Studierenden weiterzugeben. „Die Herausforderungen unserer Zeit erfordern, dass man so zusammenarbeitet. Kooperation auf allen Ebenen ist notwendig, weil die Problemlagen unserer Zeit auch einfach so komplex und verwoben sind,“ erklärt er.
Über die Mobilität in Magdeburg direkt möchte sich Leander Kauschke gar nicht beklagen. Hätte er einen Wunsch frei, setzte er seinen Fokus auf das Umland. Denn was viele Städte als Speckgürtel haben, existiert hier nicht. „Wir müssen es schaffen, dass Magdeburg auch nach außen strahlt“, findet er. „Sodass kleine Dörfer und Kommunen sich angebunden fühlen und Teil der Region Magdeburg werden. Ich sehe, dass außerhalb der Stadt die Verbindungen unmittelbar abreißen.“ Auch, wenn diese Aufgabe in den Händen der Kommunen liegt, möchte er diese unterstützen. Auf den Schultern der Gemeinden liegt viel, um die Transformation zu schaffen, und nicht alles können sie alleine bewältigen.
Auch für die Otto-von-Guericke-Universität sind Veränderungen geplant. Der Wissenschaftshafen an der Elbe soll schon bald mit einer neuen Generation eines automatisierten Shuttles angefahren werden können. Ein erster Schritt hin zur großen Mobilitäts-Transformation, die auch den Campus insgesamt erfassen wird. „Derzeit wird ein Masterplan erarbeitet, der vorsieht, dass die Otto-von-Guericke-Universität selbst zum Leuchtturm für neue Mobilität wird. „Wir wollen demonstrieren, dass Mobilität mithilfe neuer Technologien zu mehr Freiraum, Nachhaltigkeit und Attraktivität beitragen kann, ohne dass die Interessen von z.B. Auto- und Fahrradfahrern gegeneinander ausgespielt werden.“
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg