Die WG 1893 ist eine der ältesten Wohnungsbaugenossenschaften in Deutschland. Gegründet wurde sie, wie ihr Name schon sagt, 1893. Damals allerdings noch als Spar- und Bauverein. Erst 1991 erhielt sie ihren heutigen Namen in Erinnerung an ihre Geschichte. Der Gedanke des genossenschaftlichen Wohnens ist hier allerdings so aktuell wie vor über 100 Jahren und wird heute von Sandra Wartmann als Vorstand der Genossenschaft mit Leben gefüllt.
In den gut 130 Jahren des Bestehens gab es viele Herausforderungen. „Die Genossenschaft musste sich immer wieder neu finden, sich den Gegebenheiten anpassen und flexibel bleiben. In der langen Geschichte der WG haben sich auch die Bedürfnisse der Mitglieder im Laufe der Zeit verändert“, erzählt Sandra Wartmann. Sie ist sich sicher: „Ich möchte mit keiner Zeit tauschen. Probleme und Schwierigkeiten gab es immer, doch bei dem schönen Wohnungsbestand, den wir jetzt haben, sind die Sorgen relativ gering.“ Dieser Bestand umfasst fast ausschließlich Altbauten.
Das sah nach der Wende noch ganz anders aus. Damals waren die meisten Häuser stark sanierungsbedürftig und die Genossenschaft musste sehr viel Geld investieren, um sie auf den heutigen Stand zu bringen. Als sie 1999 nach Magdeburg zur Wohnungsbaugenossenschaft kam und ab 2005 auch die Vorstandsposition übernahm, waren viele Häuser schon saniert bzw. die letzten unsanierten wurden dann im Rahmen der Unternehmensrettung verkauft. „Dies war notwendig, um wirtschaftlich zu überleben und die Genossenschaft im Sinne ihrer Mitglieder auf solide Fundamente zu stellen. Heute haben wir rund 4.000 Wohnungen und davon viele ganz besondere.“
Zu ihren Lieblingsobjekten gehören das Gründerzeithaus an der Pauluskirche, „unsere Puppenstube“ im Westernplan mit dem U14-Haus und das Quartier im Brückfeld zwischen Jerichower Straße und Berliner Chaussee. „Bei all diesen Objekten ist es uns gelungen, aus dem alten Wohnungsbestand ein modernes Wohnen zu schaffen und trotzdem die Historie nicht kaputt zu machen.“ Darauf ist sie ganz besonders stolz und freut sich über die Entwicklung.
Die WG sieht sich allerdings nicht nur als Vermieter und das ist auch einer der Gründe, warum Sandra Wartmann dort gerne arbeitet. Genossenschaften haben traditionell auch immer eine soziale Komponente, d.h. sie bieten nicht nur Wohnraum, sondern organisieren auch Veranstaltungen und sorgen sich um das Miteinander. „Wenn dann Mieter kommen und sich bedanken, da merkt man, dass man sich nicht nur um die Wohnungen und das Geld, sondern auch um die Menschen kümmern muss. Diese Mischung ist ideal und macht Spaß. Das ist das Besondere an unserer Wohnform, das kann kein privater Vermieter“.
Neben den gesellschaftlichen Transformationen und Veränderungen und den gestiegenen Wünschen der Mieter haben sich auch die Anforderungen hinsichtlich der Energiekosten und Nachhaltigkeit erhöht. Um hier perspektivisch gut aufgestellt zu sein, wurden viele Objekte an die Fernwärme angeschlossen und ein Programm zur Dämmung der energetisch schlechtesten Häuser erstellt. „Das braucht einen langen Vorlauf, aber wir haben frühzeitig damit begonnen.“ Gerade bei Altbauten ist die energetische Optimierung natürlich ein großes Thema, bei dem man „aktuelle Entwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse immer wieder neu bewerten muss, damit alle Veränderungen nachhaltig und wirtschaftlich tragbar sind.“ Diese zweite Sanierungswelle, wie sie es nennt, wird die Herausforderung der nächsten Jahre.
Um als Wohnungsbaugenossenschaft gut aufgestellt zu sein, muss sich natürlich auch die gesamte Stadt weiterentwickeln. Als Zugezogene ist sie sich aber sicher: „Aus dem hässlichen Entlein ist eine bunte, schöne Stadt geworden. Damit ist auch die Lebensqualität enorm gestiegen.“ Die WG 1893 hat mit der Sanierung ihrer vielen Altbauten einen großen Anteil an diesem Wandel. Da zu einer lebenswerten Stadt nicht nur schöne Wohnungen, sondern auch attraktive Quartiere gehören, gibt es immer was zu tun. „Auch wir haben noch Potential. Vielleicht bauen wir in einigen Jahren auch mal neu, denn wir haben noch Grundstücke in Intel Nähe“, sagt sie mit einem Augenzwinkern und ist sich ihrer Verantwortung für die rund 120 Mitarbeitenden und 5.000 Mitglieder und auch für die Entwicklung der Stadt bewusst.
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg