Schon seit dem Architekturstudium in Hamburg saniert Rolf Onnen Altbauten. Er entwickelte Konzepte zur Umwidmung von Baudenkmälern und zeigte, dass dies besser ist als Abriss und Neubau. Bald verfasste er Denkmalschutz Gutachten und wurde für 15 Jahre leitender Gebietskonservator in Oldenburg. Als die Wende kam, wollte an der Entwicklung im Osten mitwirken: „In der DDR gab es genug sanierungsbedürftige Bauten.
Nach Magdeburg kam ich zufällig. Im Anschluss an eine Potsdamer Fabriksanierung bat uns die im Objekt angesiedelte Krankenkasse, etwas Ähnliches für sie in Magdeburg zu machen.“ Daraus wurden 30 Jahre Projektentwicklung in Magdeburg. „Mit meinem Bruder fuhr ich 1990 in der Stadt rum. Wir wunderten uns, wieso es hier keine Elbchaussee mit schönen Häusern am Ufer gibt. Ein ehemaliger Genosse Generaldirektor wurde mein Mitarbeiter und erklärte, dass die Elbe einst so gestunken habe, weil sie so viel Gifte mitschleppte.“ Das Elbufer und die vielen Altbauten in Stadtfeld faszinierten den Ostfriesen. Er sah das enorme Potenzial: „Der Beginn war der Kauf der Reste der ASUG Getriebewerke. Deren Verwaltungsvilla bauten wir zum Bürohaus um. Die letzten ASUG Mitarbeiter vermittelten wir an die Büro-Mieter des sanierten Gebäudes. Das Problem war anfangs an Immobilien zu kommen. Dabei half die Beziehung zum Ex-Generaldirektor, der uns viele Türen öffnete. So konnten wir viele Bauten erwerben, die letzten Mieter abfinden und die Baudenkmäler renovieren. In Stadtfeld habe ich an die 50 Gebäude saniert.“ Herausragende Projekte waren der Speicher an der Elbe und die Kirche in Prester, die in ein Restaurant umgebaut wurde. Onnen erläutert: „Ich war nicht nur als Architekt tätig, sondern hauptsächlich als Projektentwickler. So haben wir ganze Straßenzüge mit Gewerbebauten in Wohnsiedlungen umgewandelt. In der Regel machten wir Stadtreparatur. Auf der Grünen Wiese bauten wir wenig. Eine schwierige Zeit war um 2000, wo wir für wenig Geld Reihenhäuser bauten. Danach kauften wir mit Kollegen Garagenhöfe und bauten auf den Geländen Einfamilienhäuser. Meine Hauptaufgabe ist heute, Brachen zu kaufen, dort Straßen und Infrastruktur herzustellen und die erschlossenen Grundstücke für Hausbauten zu verkaufen.“
Das Projekt Elbbahnhof war eines seiner größten: „Wir kauften das Gebiet von der Deutschen Bahn, zusammen mit der Bürde, drei Brücken mit zu übernehmen. Die Brücken verwaltet nun der Verein zum Erhalt der Magdeburger Hubbrücken, der auch das beliebte White Diner im August organisiert. Vom Culinaria bis zur Sternbrücke haben wir auf vier Hektar einen vorgegebenen Bebauungsplan mit Wohnhäusern und Gastronomie entwickelt. Darin liegt auch die denkmalgeschützte Festungsanlage Kavalier Scharnhorst, welche wir gerade sanieren.“ Kritisch sieht der Macher, dass sich die Dauer einer Arealentwicklung vom Kauf über Straßenbau bis zur Bebauung von einem auf fünf Jahre verlängerte. Immer mehr Vorschriften und Begutachtungen erschweren die Transformation. Onnen freut sich über das Gelungene und zieht daraus Kraft und Selbstbewusstsein für neue Projekte. „Das Wohnen direkt an der Elbe war immer das Ziel. Inspiriert von der Hamburger Elbchaussee wollte ich das hierher übertragen. Nun haben wir eine Mischung von Alt und Neubauten im Elbbahnhofviertel, eine schöne Wohn- und Flaniergegend an der Elbe.“ Potenzial sieht er auch noch in Buckau.
Seine Vision ist die Wohnbebauung auf der Kanonenbahnbrücke über die alte Elbe. Das würde mit futuristischem Design wie ein zweites Hundertwasserhaus werden, ein Anziehungspunkt für Tourismus, glaubt der Ostfriese, der sich nun ganz als Magdeburger fühlt. „Unglücklich bin ich mit der vierspurigen Straße am Schleinufer. Ich hätte da lieber ein verkehrsberuhigtes Wohnquartier in feiner Elblage geschaffen. Das wird bestimmt noch mal revidiert werden.“ Von einer Arbeiterstadt habe sich Magdeburg in eine Stadt mit viel Kultur und gut ausgebildeten jungen Leuten entwickelt. Nun kommen die Leute, um zu bleiben, freut sich Onnen. „Bald möchte ich Rückblick halten, auf eine lange Wäscheleine alle meine Projekte aus 35 Jahren hängen und möglichst mit den drei letzten Bürgermeistern mein Wirken hier feiern.“
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg