In der Hochschul-Landschaft ist viel Bewegung. Neue Entwicklungen, Anforderungen, Studiengänge. Eine, die das direkt miterlebt und mitgestaltet, ist Prof. Dr. Susanne Borkowski, Prorektorin für Studium, Lehre und Internationales. „Es ist erstaunlich, wie sehr sich unsere Perspektive auf standortübergreifendes Denken verändert hat. Was früher nur schwer vorstellbar war, hat sich auch durch die Möglichkeiten von Online- und Hybridformaten gewandelt. Hybride Lehrmethoden erleichtern den Studierenden den Zugang zur Lehre und zu Lehrmaterialien. Gleichzeitig entlastet es die Lehrenden. Können diese einmal nicht vor Ort präsent sein, wie z. B. Lehrbeauftragte aus der freien Wirtschaft, können sie Online-Lehrveranstaltungen anbieten und die Lehre muss nicht ausfallen oder verschoben werden“, zählt sie einige der Veränderungen auf. Auch hat sich das Bild der Professorinnen und Professoren heute verändert. „Lange Zeit war dieses Bild geprägt von grauhaarigen, ernsten und zumeist männlichen Personen, die vor Studierenden stehen und monologartig ihr Wissen verbreiten. Dieses Klischee ist nicht mehr haltbar.“, erklärt sie.
Auch das Bild des Studiums insgesamt hat sich deutlich geändert. „Studierende kommen aus einem stark verschulten System und haben Schwierigkeiten, sich an das eigenständige Lernen an der Hochschule zu gewöhnen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Studierenden gut ankommen und nicht gleich zu Beginn des Studiums verloren gehen oder abgeschreckt werden. Wir müssen uns davon verabschieden, dass die Studierenden einfach an die Hochschule kommen und sich irgendwie zurechtfinden müssen“, führt sie aus.
Besonders herausfordernd sei das, da sich die Herkunft der Studierenden selbst verändert habe. Nicht mehr nur die klassischen Abiturienten, sondern Menschen in verschiedenen Lebensphasen - Berufstätige, Quereinsteiger, Menschen ohne klassische Hochschul-zugangsberechtigung - kommen zum Studium. Die Professorin erklärt: „Wir öffnen viele Wege ins Studium und überlegen, wie wir außerfachliche Qualifikationen wie Ehrenamt oder Lebenserfahrung anerkennen können. Wir sind dabei, unser System neu zu denken und flexiblere Möglichkeiten anzubieten, ohne eine Fernuni zu werden. Die Online-Lehre spielt dabei eine wichtige Rolle, um Lernmöglichkeiten zu schaffen. Wir bleiben zwar eine Präsenzhochschule, aber wir nutzen das, was wir während der Corona-Pandemie gelernt haben, um flexibler zu werden. Die Vorlesungen können online angeboten werden, trotzdem müssen die Interaktion, Reflexion und das Lernen mit den Lehrenden vor Ort stattfinden.“
Natürlich gibt es auch Herausforderungen, die die Transformation mit sich bringt. Susanne Borkowski sagt: „Es gibt Studiengänge, die gern fachbereichsübergreifend zusammenarbeiten würden. Die traditionelle Abgrenzung der Fächergruppen ist nicht mehr so klar möglich, weil soziale, gesellschaftliche und technologische Probleme oft vernetzt sind und Lösungen einen Blick aus unterschiedlichen Fachperspektiven erfordern. Um Studierende praxisnah auszubilden, arbeiten Lehrende aus verschiedenen Fachbereichen zusammen in Veranstaltungen und auch an Lehrmodulen, stoßen aber an die Grenzen der Fachbereiche und damit verbundene organisatorische und kapazitive Fragen.“ Es gibt eigene Studiengänge für internationale Studierende. Doch damit einher geht auch die Frage nach Betreuung und Unterstützung für diese Studierenden, denn das sei keineswegs selbstverständlich. Gezielte Unterstützung, sei es in Form von Deutsch als Fremdsprache oder in fachlicher Betreuung und Koordination, sei dabei besonders nötig.
Magdeburg habe sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Die Stadt ist einladend geworden. „Letzten Sommer hatte ich Besuch, und wir waren abseits der üblichen Wege unterwegs. Wir waren in den Seitenstraßen, im Hundertwasserhaus und im Dom. Es war erstaunlich, wie schön es dort ist. Ich habe schon mehrfach gehört, dass auch Kolleginnen, die früher nur auf der Durchreise waren, den Wandel der Stadt bemerkt haben. Früher stand man am Bahnhof und wusste nicht, was man in einer Stunde Aufenthalt machen sollte. Heute ist es eine Freude, einfach durch die Stadt zu spazieren. Alles ist fußläufig erreichbar, besonders in der Altstadt. Das macht Magdeburg zu einem ganz besonderen Ort“, fasst sie für sich zusammen.
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg