Es braucht viel Vorstellungskraft, um auf der brachliegenden Fläche des ehemaligen Chemiewerkes Fahlberg-List blühende Landschaften sehen zu können. Zwei Kollegen von Beate Janßen haben sie 2018 offensichtlich. Als sie damals vor den Toren stehen und über die weite Fläche mit den drei markanten Industrie-Türmen blicken, wurde die Idee geboren: Dieses Areal muss entwickelt werden.
Die Visionäre, die vor dem Tor stehen, bringen einiges mit, um der Idee auf die Sprünge helfen zu können. Sie gehören zur ETERRA-Gruppe, einem international agierenden Projektentwickler in der Immobilienbranche, bekannt für den Aufbau nachhaltiger, zukunftsweisender Stadtquartiere. Beim Rundum-Blick auf das 30 Hektar große Gelände sehen sie nicht die Brache, die leeren Flächen, den Wildwuchs. Vor ihren Augen wachsen, Parks, Wohnungen, Restaurants. Es entsteht ein Stadtteilquartier, das weit in die Region und darüber hinaus strahlt, das Touristen anlockt und den Fluss ins Leben einbindet.
„Wir haben hier eine 1A-Lage, direkt an der Elbe, mit Blick auf das Naturschutzgebiet Kreuzhorst“, sagt Beate Janßen. Sie ist Geschäftsführerin bei der ETERRA-Gruppe, die gemeinsam mit zwei großen Investorenpartnern die Elbhafen Projekt GmbH gegründet haben, um das einmalige Areal zu entwickeln. Mit an Bord sind die DLE Deutsche Landentwicklung GmbH als Mehrheitseigner und die MAVA AG als starker Partner aus der Schweiz. Das Gelände ist gekauft. Mit im Boot sind zwei große Investoren. Denn das ist auch den meisten Laien schnell klar: Allein, um das Areal für eine Bebauung fit zu machen, muss viel Geld fließen und Arbeit hineingesteckt werden. Die jahrzehntelange Nutzung als Chemiestandort fordert ihren Tribut. „Die nächsten zwei Jahre werden wir erstmal nur den Boden sanieren“, sagt Beate Janßen.
Die Partner denken in großen Zeiträumen, haben den Horizont für den „Elbhafen“ auf 2035 ausgerichtet. Nichts solle „husch, husch“, sondern mit dem Blick auf Anforderungen der Zukunft, durchdacht und mit der Beteiligung der Menschen im Stadtteil passieren. Die erste Bürgerversammlung auf dem ehemaligen Werksgelände ist sehr gut besucht. Auch viele ehemalige Fahlberg-List-Arbeiter wollen wissen, was hier entsteht. „Wir mögen diese Neugier“, sagt Beate Janßen. „sie zeigt, dass wir richtig liegen.“ Das Gefühl, damit die Stadt mitgestalten zu können, den Südosten aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, sporne alle Partner an. Was sie auch beflügelt: „Wir haben auf kommunaler und auf Landesebene offene und konstruktive Akteure an unsere Seite, die das Großvorhaben unterstützen. Wenn alles so Hand in Hand läuft, ermöglicht das Transformation.“
Die Transformation des Areals ist bereits im Gange – auch, wenn sie noch nicht zu sehen ist. Vorbereitungen laufen, Gespräche werden geführt. Man sei sich der breit gefächerten Verantwortung den Menschen gegenüber bewusst, sagt Beate Janßen. So sollen Natur und Freizeit eine wichtige Rolle im neuen Quartier spielen. Der beliebte Elberadweg wird in der Zukunft nicht mehr am Gelände vorbeigeleitet, sondern verläuft direkt weiter am Fluss. Geplant sind auch eine Elbpromenade, Orte der Ruhe genauso wie Orte der Kommunikation und Aktion. Ein anderes Thema sind die drei markanten Türme des Geländes. Man wisse um das hohe Identifikationspotenzial, sagt die Geschäftsführerin. Diesem solle nach dem Abriss mit einer „wertschätzenden Architektur begegnet werden“.
Wenn sie weiter ausholt, Details und Zahlen nennt, wächst vor dem geistigen Auge, was die Männer damals wohl gesehen haben: Bis zu 3.000 Wohnungen sollen entstehen, Gewerbe-Gebäude mit bis zu 1.000 Arbeitsplätzen. Geplant sind unter anderem zwei- und dreigeschossige Wohnhäuser mit Dachbegrünung, Büroflächen, Platz für Gastronomie, Spielplätze und Kindertagesstätten. Ein Hochhaus mit Skybar soll sich 90 Meter in den Himmel erheben.
„Der Elbhafen wird ein Magdeburger Leuchtturmprojekt“, ist sich Beate Janßen sicher. Sie beschreibt ihre Heimatstadt als attraktiv und selbstbewusst mit dem Potential, noch weltoffener, kulturell vielfältiger und internationaler zu werden. Das passe gut. Alle im Team seien „ein bisschen verrückt, mutig und sehr visionär“, so die Geschäftsführerin. „Also genau so, wie es richtig ist für große Pläne in dieser Stadt.“
Foto: (c) Emma J. Janßen