Künstliche Intelligenz und ihre Entwicklung begleiten Sebastian von Enzberg, Professor für Künstliche Intelligenz (KI) an der Hochschule Magdeburg-Stendal, seit Beginn seiner akademischen Laufbahn. „Damals ging es mehr um das Thema künstliche neuronale Netze, die schon in den 1940er Jahren aufkamen. Die Grundlagen für KI waren damals schon da, doch die heutige Transformation wird durch die Datenfülle und die fortgeschrittene Informationstechnologie ermöglicht“, sagt er. „Nach dem Studium und der Promotion in Elektrotechnik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ging er für einige Zeit an das Fraunhofer-Institut in Paderborn, wo er sich zusätzlich mit Themen der digitalen Transformation im Unternehmenskontext, auch im Mittelstand, beschäftigte. Diese Erfahrungen flossen in seine Lehre an der Universität Paderborn ein, wo er sich für eine interdisziplinäre Herangehensweise an KI einsetzt, die nicht nur technische Aspekte, sondern auch Auswirkungen auf den Menschen berücksichtigt. Ende 2023 kehrte er nach Magdeburg zurück und lehrt nun an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Einer der Gründe war das vertraute Umfeld für ihn und seine Familie, denn er konnte auch nach den Jahren in Paderborn seine bekannten Netzwerke weiter nutzen.
Auf die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz von KI betont von Enzberg die Bedeutung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen technologischer Entwicklung und gesellschaftlichen Bedürfnissen: „Ich beobachte, dass die technologischen Möglichkeiten oft schneller voranschreiten als das Wissen und die Akzeptanz in der Gesellschaft. Hier brauchen wir Aufklärung und Information über die Chancen und Risiken.“ Künstliche Intelligenz bietet ein Disruptionspotential ähnlich wie die heute allgegenwärtigen Smartphones. Mit Blick auf die Zukunft der Hochschule und die Rolle von KI betont Prof. von Enzberg, dass die Hochschule Magdeburg-Stendal eine Vorreiterrolle in der interdisziplinären Forschung einnehme und sich weiterhin auf anwendungsnahe Forschung konzentrieren werde. „Wir müssen die Studierenden auf die komplexen Herausforderungen einer digitalisierten Welt vorbereiten und sie mit den notwendigen Kompetenzen ausstatten, damit sie mit den vorhandenen Technologien umgehen können“, so von Enzberg.
Er betont die Bedeutung einer kontinuierlichen Auseinandersetzung mit den ethischen und gesellschaftlichen Fragen, die mit der Entwicklung von KI verbunden sind. „Es gibt natürlich das Horrorszenario, dass wir irgendwann eine allumfassende künstliche Intelligenz oder Superintelligenz haben, die wir nicht mehr kontrollieren können. Das will ich aus rein wissenschaftlicher Sicht nicht ausschließen. Aber ich glaube schon, dass künstliche Intelligenz uns tatsächlich viel Arbeit abnehmen und auch Arbeitsabläufe verändern wird“, so von Enzberg. Kritisch sei das vor allem im kreativen Bereich, wo viele Schritte automatisiert werden können. „Doch KI wird die Kreativen nicht komplett ersetzen können. Sie kann unterstützen und man muss mit diesen Tools umgehen können. Dann entwickelt sich auch ein Verständnis dafür, was jetzt und in Zukunft möglich ist. Ich würde sogar sagen, dass wir noch mehr kreative Menschen brauchen, dass wir noch mehr kritisches Denken brauchen. Genau das brauchen die Menschen, kritisch und kreativ zu denken“. Für „seine“ Hochschule wünscht er sich noch mehr Veränderung: „Der Generationswechsel ist hier im Gange. Die nächsten Jahre müssen wir mit einem gemeinsamen Willen zur Veränderung gestalten“
Für Magdeburg sieht er die Veränderungen, die im Stadtbild und auch in den Köpfen der Menschen sichtbar werden, positiv. „Magdeburg ist eine wunderbare Stadt. Man kann alles mit dem Fahrrad erreichen, die Elbe ist ein Anker. Ich würde mir wünschen, dass die Magdeburger das, was Magdeburg ausmacht, das Leben an der Elbe, die Magdeburger Art, einfach weiter pflegen. Man sollte die Tradition bewusst bewahren und mit diesem Bewusstsein, was Magdeburg eigentlich ausmacht, in die Zukunft gehen und sich den neuen Herausforderungen stellen“, sagt er.
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg