Ein Ort, an dem Medizin, Ingenieurswesen und Informatik aufeinandertreffen und zusammen Transformation schaffen: Der Forschungscampus STIMULATE der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Philipp Berg, aktuell verantwortlich für die Forschungsgruppe „Medical Flows“, war von Beginn an Teil des modernen Wissenschafts- und Transferzentrums
Als studierter Maschinenbauingenieur und promovierter Verfahrenstechniker arbeitet Philipp Berg mittlerweile an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik. Allein dieser Berufsweg zeigt die vielseitigen Möglichkeiten einerseits in Magdeburg selbst, wie auch in der Ingenieursbranche allgemein. Dort ist schon einiges an Transformation geschehen, auch in der Elbestadt. Der gebürtige Magdeburger arbeitete für ein dreiviertel Jahr bei Volkswagen in Braunschweig. Da bemerkte er, dass er seine Tätigkeit dort genauso gut auf die Forschung an Gefäßerkrankungen übertragen konnte. „Ob mein Strömungsmedium Öl ist oder Blut, die Herangehensweise ist ähnlich“, erklärt der Ingenieur. „Das ist natürlich verkürzt dargestellt. Es ist trotzdem eine ganz andere Motivation, wenn man bei den Neuroradiologen hospitiert und die Eingriffe sieht, die hohe Spezialisierung und die Individualität der Bedarfe sieht.“ Der Forschungscampus habe deshalb gut zu ihm gepasst. Seine Forschungsgruppe ist spezialisiert auf neurovaskuläre Erkrankungen im Gehirn, darunter fallen zum Beispiel Aneurysmen oder Hirnblutungen
Gerade Aneurysmen seien ein hochemotionales Thema, erklärt Philipp Berg. Denn erstens entwickelt jeder zwanzigste Mensch diese Ausweitung der Blutgefäße mindestens einmal im Laufe des Lebens. Zweitens ist es in verschiedenen Fällen sicherer, den Krankheitsverlauf abzuwarten, als einen interventionellen Eingriff durchzuführen. Und drittens ist jeder Vorfall sehr individuell. Das kann für Betroffene sehr frustrierend sein. Philipp Berg arbeitet also im Bereich der Risikobewertung von Pathologien daran, bei bestehenden Therapien mögliche Risiken zu senken. Das geht computergestützt, sodass der Wissenschaftler seine Methoden aus dem Ingenieurwesen in der Medizintechnik anwenden kann. Gleichzeitig gehören diverse Management-Aufgaben zu seinem Alltag, wie die Betreuung von Doktorandinnen und Doktoranden und die Leitung von Drittmittelprojekten
Nicht nur die technische Seite auf dem STIMULATE Campus trägt zu Magdeburgs Transformation bei, sondern auch die personelle Vermischung in der Forschung. „Ich versuche dieses Fächerübergreifende grundsätzlich zu leben“, sagt Philipp Berg. „Es ist immer so ein persönlicher Mehrwert, wenn man über den Tellerrand hinüberguckt. Erst mal die Sprache des Gegenübers verstehen und zu durchdringen, was die andere Person möchte. Und da irgendwo zusammenzukommen ist natürlich eine Herausforderung. Und wenn es dann funktioniert, ist etwas sehr Motivierendes.“
Gerade versucht er, die Themen Karriere und Nachwuchsförderung stärker miteinzubeziehen und will dabei Bachelor- und Masterstudierende am Forschungscampus halten. Denn das Gute an diesem interdisziplinären Vorhaben: Es ist groß genug, um wirklich etwas zu schaffen, und klein genug, um es machbar zu halten.
Philipp Berg musste sich vor etwa 13 Jahren entscheiden, ob seine Karriere in der Forschung oder in der Industrie liegt. Die Entscheidung für Magdeburg und für die Wissenschaft hat er danach nie bereut. Der Ingenieur sieht seine berufliche Zukunft klar in Magdeburg, wertschätzt das große Potential der Stadt und betont, wie weitläufig, grün und noch vergleichsweise günstig sie ist. Damit Magdeburg noch fortschrittlicher wird, wünscht sich Philipp Berg, dass es sich „maximal öffnet“: Um den Mehrwert der Stadt gut zu transportieren, um mehr Netzwerke zu bilden und auch Familien mitzuziehen. Immer mit dem Anspruch: Nicht alle die kommen, müssen bleiben, doch alle die gehen, erzählen, dass es gut war. Und das wird ihm auch täglich von seinen jungen Mitarbeitenden und Doktorandinnen und Doktoranden gespiegelt, die aus aller Welt kommen und sich wohlfühlen.
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg