Bei Klaus Olbricht bekommt der Begriff Transformation gleich eine mehrfache Bedeutung. Der Unternehmer hat nach der Wende seine Ärmel hochgekrempelt, den Mut zusammengenommen, sich auf viele Herausforderungen eingelassen. Und: Das wichtigste Produkt seines Betriebes ist an Transformation geknüpft.
Der Wahl-Ottostädter, der vor sehr langer Zeit die Mecklenburger Schweiz gegen die Magdeburger Börde getauscht hat, gehört zu den Menschen, die in den vergangenen 35 Jahren die hiesige Wirtschaft prägten. Seine Expertise ist als Präsident der IHK Magdeburg geschätzt und gefragt. Ein Grund dafür: Klaus Olbricht kennt die Unternehmerseite aus dem Effeff. Die Erfolgsgeschichte, die er mitgeschrieben hat, steht exemplarisch für gelungene Transformation.
Er war nach der Wende einer von denen, die Verantwortung übernommen haben. Zu DDR-Zeiten war der Betrieb, der sich später zur Elektromotoren und Gerätebau Barleben GmbH (EMB) transformieren sollte, einer von 14 Teilen des Kombinats Elektromaschinenbau Dresden. Im Portfolio hatten sie in Barleben auch das „Buchholzrelais“ – ein Gerät, das dem Schutz ölgekühlter Transformatoren dient und 1921 von einem Herrn Buchholz erfunden worden war. Gut 1.000 Mitarbeitende waren in, den in Magdeburg und Umgebung verstreuten, Betriebsteilen beschäftigt. Mit all‘ dem war nach der Wende Schluss.
Aus dem Betrieb wurde eine Aktiengesellschaft. Fünf Mitarbeiter, darunter Klaus Olbricht, beschlossen, die Tradition weiterzuführen, gründeten 1993 eine GmbH, traten mit zirka 60 Fachleuten an, den Markt zu erobern. Ihr Schatz war das Relais. Im damaligen Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, dem Wirtschaftsverbund des Ostens, war es der Exportschlager – bis es den RGW nicht mehr gab. Bis zu 30.000 Stück kamen im Jahr aus dem DDR-Betrieb. „Heute produzieren wir wieder 20.000 und haben uns auf dem Weltmarkt etabliert“, sagt der Geschäftsführer. „Wir können mit Stolz sagen: Es gibt keinen Transformatoren-Hersteller, kein Energieversorgungsunternehmen, kein Kraftwerk auf dieser Welt, das nicht den Namen EMB kennt. Alle wissen, dass sie bei uns gute Qualität zu guten Preisen bekommen.“
Von Barleben aus gehen die Relais in alle Regionen der Welt. Mit etwa 100 Mitarbeitenden bedient das Unternehmen einen kleinen, aber feinen – und vor allem stabilen – Markt.
Dass EMB international einen so guten Ruf genießt, kam nicht von allein. Klaus Olbricht erinnert sich: „Wir haben mit nur 4.000 Relais angefangen und dann sukzessive über viele kleine Vertriebsbausteine unseren Bekanntheitsgrad ausgebaut.“
Wichtig war es Klaus Olbricht von Beginn an, weit über die Grenzen zu blicken, global zu agieren. „Das“, sagt der IHK-Präsident, „haben leider viele, gleich nach der Wende gegründete, Betriebe verpasst.“ Trotzdem zollt der Unternehmer allen Respekt, die am Wandel des Wirtschaftsstandortes Magdeburg mitgewirkt haben. „Magdeburg war der Schwermaschinenbaubezirk der DDR, mit großen Kombinaten, in denen bis zu 30.000 Leute gearbeitet haben. Die wurden fast komplett dicht gemacht nach der Wende“, erinnert er sich. Viele kleine Unternehmen seien daraus gewachsen mit maximal 20 Mitarbeitern. Ihr großer Vorteil bestehe bis heute darin, „dass sie extrem flexibel sind“. Als IHK-Präsident und Chef der EMB ist er sich sicher, „dass sich hier bei uns, trotz großer Player, auch die mittelständische und kleine Wirtschaft weiterentwickeln wird“.
Intel schreibt er eine „Magnetwirkung“ zu, sagt: „Magdeburg und die Region werden davon profitieren – wirtschaftlich, kulturell, gesellschaftlich. Das Image wird sich noch positiver gestalten.“ Bunter und internationaler werde es künftig in der Ottostadt zugehen. Auch darum bekräftigt er seine Forderung, die vor fünf Jahren auf dem Neujahrs-Empfang der Kammer ausgesprochen, hohe Wellen schlug: „Die Politik muss dringend dafür sorgen, dass Englisch als Zweitsprache eingeführt wird.“ Damit zielt Klaus Olbricht auf eine Transformation der Ämter und Verwaltungen. Er sagt: „Wir brauchen Fachkräfte, und die bekommen wir nur, wenn sie direkt ihre Angelegenheiten regeln können.“
Transformation bleibt wohl das Thema des Unternehmers. Auch privat hat er immer ein Auge darauf, beobachtet genau, was in der Stadt passiert. Sein Fazit zur bisherigen Entwicklung ist Lob und Ansporn zugleich: „Die Weichen, dass es in Magdeburg weiter aufwärtsgeht, sind gut gestellt.“
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg