In Magdeburg hat sich ein starker Bildungsbereich mit Universität, Hochschulen und vielen weiteren Einrichtungen entwickelt.
Thilo Reichel kennt Magdeburg seit seinen Kindertagen und ist der Stadt auch beruflich fast immer treu geblieben. Heute ist er Geschäftsführer des Europäischen Bildungswerks für Beruf und Gesellschaft. Das Bildungswerk gibt es seit 1990. Kurz nach der Wende gegründet, begeht es im nächsten Jahr bereits sein 35-jähriges Jubiläum. Aber auch in diesem Jahr gibt es Großes zu feiern, wie er sagt, nämlich „30 Jahre Schulen des Europäischen Bildungswerkes in Sachsen-Anhalt.“
Aber was ist das Bildungswerk eigentlich? Gegründet in Düsseldorf, war es „ein Projekt der Unternehmerverbände in Nordrhein-Westfalen und einiger erfahrener Fachleute der beruflichen Bildung aus Sachsen-Anhalt u.a. der damalige Rektor der Universität Magdeburg“ erklärt Reichelt. Gemeinsames Ziel war es, eine Organisation zu schaffen, um mit dem Blick auf die Gesellschaft berufliche Bildung durchzuführen, zu fördern und zu unterstützen und sich weiterhin gesellschaftlichen Belangen zu widmen. „Wir wollten nie eine reine Ausbildungsstätte, eine reine Berufsschule werden, sondern es sollte immer ein umfassenderes Projekt sein, das verschiedene Aspekte in den Blick nimmt und der Name sagt es schon, in einem europäischen Blickwinkel sieht.“
Diese Gründung fand zu einer Zeit statt, in der der europäische Gedanke noch lange nicht so weit vorangeschritten war. Aber „die Gründerväter haben sich schon damals ganz bewusst über den nationalen Rahmen hinaus orientiert, da berufliche und gesellschaftliche Bildung schon immer eine überregionale Sache waren“, erzählt er voller Stolz. Einige Jahre später war das Bildungswerk dann auch Gründungsmitglied im europäischen Verband beruflicher Bildungsträger, der ganz gezielt den europäischen Blick auf Bildung und Bildungsprozesse richtet.
Im Laufe der Jahre haben sich die Aufgaben und Herausforderungen im Bildungsbereich stetig gewandelt, denn „Bildung unterliegt immer Transformationen, Bildung ist immer im Wandel“, so das Motto von Thilo Reichelt. Zwar hat das Bildungswerk seinen Sitz in Magdeburg, ist aber an über 40 Standorten vielfältig tätig. So betreibt es neben Fach-und Berufsfachschulzentren und Arbeitsmarktdienstleistungen mittlerweile auch Kitas, ist im Bereich der Integration, der stationären Kinder- und Jugendhilfe sowie in Justizvollzugsanstalten aktiv. „In einem Bildungsmarkt tätig zu sein, heißt immer wieder Neues aufzugreifen und neue Geschäftsfelder zu entwickeln, Bestehendes zu evaluieren – Langeweile ist in diesem Bereich ein Fremdwort.“
Internet, Soziale Medien und Digitalisierung haben unsere gesellschaftlichen Betrachtungsweisen verändert und damit auch großen Einfluss auf unsere heutige Bildung. „Bildung ist multiperspektivischer und multimedialer geworden“ meint Reichelt, dies erfordert aber auch eine gesteigerte Medienkompetenz, die wir alle noch intensivieren müssen. „Als private Bildungsträger sehen wir uns auch hier als Vorreiter, denn wir müssen immer wieder Trends aufspüren, neue Lernformen einbeziehen, um attraktiv zu sein. Wir haben aber auch mehr Spielraum und können neue Ansätze ausprobieren.“
Als starker Partner der Wirtschaft geht es aber auch darum, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. In diesem Zusammenhang entwickelt das Bildungswerk nicht nur innovative Ausbildungsansätze, sondern geht auch auf dem internationalen Markt immer intensiver auf die Suche nach Arbeitskräften. Waren es früher vor allem China und Vietnam, sind es heute auch Marokko oder Indien, aus denen junge Menschen nach Magdeburg zum Lernen und Arbeiten kommen, insbesondere im Pflegebereich, oder um an der Universität oder den Hochschulen zunächst zu studieren. „Das ist ein neues Tätigkeitsfeld geworden, das auch eine große Verantwortung beinhaltet.“, denn das Bildungswerk sieht seine Aufgabe dabei nicht nur in der Ausbildung, sondern auch in der Integration. „Wenn man jemandem hilft, nach Magdeburg zu kommen, dann muss man ihm auch helfen, hier anzukommen und sich wohl zu fühlen. Das ist unser Anspruch!“ sagt Reichelt.
Insgesamt sieht Thilo Reichelt für Magdeburg „nur die besten Perspektiven“. „In den letzten 30 Jahren hat es die Stadt geschafft, sich radikal zu verändern, ohne ihr Gesicht zu verlieren.“ Die Stadt ist ein etabliertes Zentrum in Mitteldeutschland. Sie ist in vielen Bereichen vielfältiger und bunter geworden. „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es die Stadt versteht, sich in dieser Art und Weise weiterzuentwickeln.“ Mit dem Europäischen Bildungswerk möchte er diese Entwicklung aktiv mitgestalten!
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg