Es gibt Schalen als feste Schutzhülle wie bei Früchten oder Vogeleiern oder Schalen als offene Gefäße. Was aber versteht man unter einer Verwaltungsschale? Einfach gesagt, könnte man es so beschreiben: Die Verwaltungsschale ist ein Stück Software. Wie eine Schale umschließt und verwaltet sie Daten, um Automatisierungsprozesse zu vereinfachen. Und deshalb nennt man sie Verwaltungsschale. Melanie Stolze vom Magdeburger ifak (Institut für Automation und Kommunikation e.V.) ist Ingenieurin für Automatisierung. Sie erklärt es genauer und sie weiß, wovon sie spricht, denn die Verwaltungsschale ist ihr Forschungsthema:
„Im Lebenszyklus von einer Maschine oder einem anderen Asset (Hardware, Softwaresysteme oder Informationen, die für ein Unternehmen wertvoll sind) fallen Unmengen von Daten an und die liegen in ganz vielen verschiedenen Tools (Werkzeuge) und unterschiedlichen Datenstrukturen vor. Letzteres erschwert es den Tools, Daten zu einem Asset miteinander auszutauschen. Je nach Unternehmensgröße können das hunderte von Tools sein, die Informationen eines Assets verwalten. Um den Datenaustausch während des Lebenszyklus von Assets zu erleichtern, wurde die Verwaltungsschale entwickelt. Sie stellt eine einheitliche Schnittstelle und einheitliche Datenstrukturen bereit, sodass zum einen die Tools untereinander leichter Daten austauschen können als auch die Informationen eines Asset-Typs, z. B eines Maschinentyps, immer gleich strukturiert sind, unabhängig von welchem Hersteller es kommt.“
Für den Otto-Normalverbraucher hört sich das recht kompliziert an. Doch für Melanie Stolze scheint es das normalste von der Welt zu sein, wenn sie über Assets, Tools, Frameworks oder Verwaltungsschalen spricht. Die Grundlagen dafür hat die gebürtige Thüringerin an der Hochschule Harz in Wernigerode erworben, wo sie ihren Bachelor für Automatisierung erworben hat. Gleich im Anschluss folgte der Master für Automatisierung, den sie in Magdeburg absolvierte. Seit 2020 arbeitet sie am ifak im Geschäftsfeld IKT und Automation. Derzeit schreibt Melanie Stolze an ihrer Doktorarbeit. Und wie kann es anders sein: Thema ihrer Promotion ist die Verwaltungsschale. Ziel der Forschung ist es, die Verwaltungsschale auf der Industrie-Ebene zu implementieren und zum Laufen zu bringen. Dann werden ihre Vorteile sichtbar und können eventuell auch in anderen Bereichen wie zum Beispiel in Öffentlichen Verwaltungen zur Anwendung kommen. Auch für die Stadt Magdeburg, die dabei ist, eine digitale Verwaltung aufzubauen, könnte das eines Tages interessant sein.
Nach Ansicht der Wissenschaftlerin ist das Verständnis für Digitalisierung und Automatisierung auch in der Gesellschaft angekommen. Die Menschen haben über Jahre hinweg gesehen, dass die Automatisierung die Arbeit erleichtert hat. In den vergangenen 35 Jahren hat sich hier sehr viel getan. Da kann man durchaus von einer Transformation sprechen. Dabei ist es ihr wichtig, „dass man Prozesse für den Menschen automatisiert und nicht gegen den Menschen und ihn auch nicht in irgendeiner Art und Weise ersetzen will.“ Was Magdeburg für Melanie Stolze so interessant macht, ist die Forschung auf dem Gebiet der Verwaltungsschale, die 2016 ins Leben gerufen wurde. Einer der maßgeblich Mitwirkenden war Prof. Dr.-Ing. Christian Dietrich von der Universität Magdeburg. Er war mit einer der Ersten, der die Spezifikation der Verwaltungsschale vorangetrieben hat - in Kooperation mit anderen Instituten, Universitäten und führenden Unternehmen. Also auch ein Produkt „Made in Magdeburg“.
Sie habe es keinen Tag bereut, hier zu sein und hebt hervor: „Das Team am ifak ist super, es macht Spaß mit den Kollegen zusammen zu arbeiten.“ Ihr Focus richtet sich intensiv auf ihre Arbeit und auf die Promotion, so dass sie es ein wenig bedauert, noch nicht so viel von der schönen Elbestadt kennengelernt zu haben. Wenn Melanie Stolze an den Wochenenden nicht nach Thüringen fährt, erkundet sie die Stadt und ist jedes Mal erstaunt, wie viel sie zu bieten hat. Ob sie sich vorstellen kann, nach Abschluss ihrer Doktorarbeit in Magdeburg zu bleiben? „Ja durchaus.“
Die junge Doktorandin ist überzeugt davon, dass Magdeburgs Stellenwert in der Wissenschaft immer weiterwächst und die Stadt durchaus mit anderen großen Universitätsstädten Deutschlands, wenn nicht sogar international, mithalten kann.
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg