Als Guido Nienhaus 1995 nach Magdeburg kommt, gibt es noch Telefone mit Wählscheiben. Das Internet hat sich noch nicht durchgesetzt. Und Magdeburg ist aus Sicht des Westfalen eine „ziemlich graue Stadt“. Fast alles an diesen Punkten ist heute anders. Nur einer nicht: Der Wahl-Magdeburger von einst ist noch immer hier, hat Wurzeln geschlagen, sagt: „Ich habe keine Sekunde bereut, mich dafür entschieden zu haben.“ Damals steigt er bei den Städtischen Werken Magdeburg (SWM) als Projektleiter für Telekommunikation ein, die zu dieser Zeit bereits in diversen Gremien mitarbeiten, die eine Frage umtreibt: Müssen wir in Sachen Telekommunikation aktiv werden?
Telekommunikation, das umfasst damals Fernsehen und Festnetz-Telefonie. In Betrieben schreibt man bis noch auf Briefbögen oder schickt Faxe. Sie werden aktiv. Sind vorbereitet, als da Internet alles verändert. Im Oktober 1997 wird die MDCC Magdeburg-City-Com GmbH (MDCC) aus der Taufe gehoben. Ein Dutzend Mitarbeitende kümmern sich zunächst um Geschäftskunden. Gut drei Jahre später startet das Privatkundengeschäft, das sich zunächst vor allem um Kabelfernsehen dreht. An der Spitze steht von Anfang an Guido Nienhaus. Nach Jahrzehnten im Geschäft, hat er „rückblickend eine unvergleichliche Transformation mitgestaltet“, sagt er und erinnert sich schmunzelnd an einstige Werbegeschenke des Unternehmens: Eine Eieruhr, durch die 2.50 Minuten der Sand rieselt, so lange, wie die Kundschaft im eigenen Netz kostenfrei untereinander telefonieren kann. An Flatrates ist da nicht zu denken, chatten und streamen sind noch Fremdworte.
Dann kommt der digitale Wandel. Er ist schnell, fährt immer ein hohes Tempo. Die MDCC nimmt den Schwung in der Ottostadt auf, etabliert sich als lokaler Anbieter. Meilensteine werden hier in multimedialen Innovationen gemessen. 2002 führt das Magdeburger Unternehmen Telefondienste über das TV-Kabel ein, ist mit dem Dreifach-Angebot aus Fernsehen, Internet und Telefonie einer der ersten Triple Pay Anbieter Deutschlands. Das Netz wird schrittweise aufgerüstet, Nutzende profitieren von schnellen Übertragungsraten. Heutzutage versorgt die MDCC etwa 150.000 Menschen mit allem, was sich unter Sprach-, Daten- und Multimedia-Leistung bündeln lässt – in Magdeburg und darüber hinaus. Der Radius erstreckt sich bis ins Jerichower Land, nach Schönebeck, in den Salzlandkreis und nach Stendal. Die Tendenz zeigt auf weitere Vergrößerung in die Region.
Das Unternehmen ist stark mit der Ottostadt verbunden, hinterlässt multimediale Spuren. Unsichtbare und sichtbare. Mit der Machdeburg-App etabliert die MDCC vor einigen Jahren eine Erlebnisroute, bei der Neugierige „Tapsen“ durch die Stadt folgen und per Handy Informationen erhalten. Im hauseigenen „MAGDEpodcast“ sprechen Moderator und Gäste, darüber, was sich in der Stadt tut. Noch frisch ist „LoRaWAN“ – das „Long Range Wide Area Network“, ein energieeffizientes, funkbasiertes Kommunikationsnetz mit geringer Bandbreite. Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt mit den SWM, soll es bis 2026 überall in der Stadt einziehen. „Das“, so der MDCC-Geschäftsführer, „werde die Stadt smarter machen“. Vom Altglas-Container, bei dem der Füllstand ermittelt wird, über ein Meldesystem für versperrte Feuerwehrzufahrten, bis zur Datenübermittelung für die Energiewende – vieles sei damit denk- und machbar. Dass Magdeburg zu den Städten gehört, die für solchen Wandel offen sind, daran besteht für ihn kein Zweifel. Ein Grund dafür sieht er im „sehr guten Netzwerk“: „Wenn über ein zukunftsfähiges Projekt gesprochen wird, kommen schnell die nötigen Player an einen Tisch.“
Keine Frage, dass dies auch in Zukunft so sein soll. Auch nicht, dass die MDCC den digitalen Wandel in der Ottostadt weiter mitgestaltet. „Uns wird in den nächsten Jahren antreiben, dass wir den Magdeburgern relevante Informationen zentral und schnell zur Verfügung stellen“, sagt Guido Nienhaus. Und: „Ich freue mich jetzt schon auf die zunehmende Internationalität und den weiteren Schwung in der Stadt.“ Magdeburg wird sich mindestens genauso stark weiterentwickeln, wie in den vergangenen 30 Jahren.
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg