Die Winkler Unternehmensgruppe konzipiert und baut lokal betriebene Blockheizkraftwerke. Firmengründer Horst Winkler sieht sie als wichtigen Baustein für die Energiewende.

Verkehrte Welt in einem langjährigen Magdeburger Familienunternehmen: Senior-Chef Horst Winkler ist derart elektrisiert von der Energiewende und brennt für mehr Nachhaltigkeit in der Ottostadt, dass ihn die Jüngeren in der Winkler Unternehmensgruppe – Herzstück ist die KWM Energie und Umwelt GmbH & Co. KG – schon mal bremsen.

„Das ist ja sonst andersherum, dass die Älteren gegenüber Veränderungen zurückhaltend sind“, wundert sich Winkler senior selbst ein bisschen. Mit seinen 69 Jahren wolle er sich aber nicht aufs Altenteil zurückziehen. Im Gegenteil, er steht noch immer „unter Strom“: „Ich möchte noch einmal eine Firma aufbauen und mit Partnern neue Projekte für den Klimaschutz starten“, zeigt er sich voller Tatendrang.

Der leidenschaftliche Unternehmer lebt die Energiewende, fährt selbst schon lange aus Überzeugung E-Auto. Mit dem Status quo in puncto Nachhaltigkeit will er sich nicht zufrieden geben. Da gehe viel mehr, ist er überzeugt. Neue Lösungen für eine zuverlässige Energieversorgung müssten angesichts des nahenden Endes von Atom- und Kohlekraftwerken her. Winklers Ansatz: Neben Wind- und Sonnenenergie aus dem Netz könnten dezentrale Blockheizkraftwerke, kurz BHKW, die Versorgung mit Strom und Wärme sicherstellen.

Das Prinzip dahinter – Strom- und Wärmeerzeugung mittels eines leistungsstarken (Verbrennungs-)Motors samt Generator – sei nicht neu: „Schon zu DDR-Zeiten wurden im SKL (Schwermaschinenbaukombinat „Karl Liebknecht“, Anmerkung der Redaktion) BHKW gebaut“, weiß Winkler zu berichten. „Das wissen die wenigsten: BHKW wurden zum Teil in Magdeburg erfunden und gebaut, als man in den alten Bundesländern – ich sag mal ketzerisch – noch gar nicht wusste, was das ist.“

Die Fachwelt spricht von der Kraft-Wärme-Kopplung. „Die Wärme kann für Heizung und Warmwasser gespeichert und genutzt werden, der Strom entsteht quasi als Abfallprodukt und kann selbst verbraucht sowie die Überschüsse mit entsprechender Vergütung ins Stromnetz eingespeist werden“, erklärt der Firmengründer.

Jede erzeugte Kilowattstunde werde von der öffentlichen Hand bis zu einer gewissen Laufleistung des Mini-Kraftwerks gefördert. Unterm Strich ließen sich damit die nötigen Investitionen gut amortisieren. Im Vergleich zur klassischen Gas- oder Ölheizung seien sie zugegebenermaßen hoch. „Auch deshalb ist ein BHKW fürs Eigenheim, im Gegensatz zu privaten Solaranlagen, kaum die passende Lösung. Für Hotels, Pflegeeinrichtungen, Verwaltungsgebäude und andere Einrichtungen aber sehr wohl“, sagt Horst Winkler.

In größeren Gebäudekomplexen und Wohnanlagen von Immobilienunternehmen sowie Genossenschaften könnten die BHKW ihre Stärke ausspielen und im großen Stil CO2 sparen. Effektiver als ein BHKW seien in puncto CO2-Ausstoß aktuell nur Holzpellet-Heizungen.

Gleichzeitig könnten die lokal betriebenen Kraftwerke sicherstellen, dass Strom auch dann kontinuierlich ins Netz kommt, wenn Wind und Sonne ausfallen. Laut Expertenmeinung sind die dezentralen BHKW damit ein wichtiger Baustein für die Energiewende und Garant für die Versorgungssicherheit. Dazu kommt: Mit Biogas oder Wasserstoff mittels Brennstoffzelle können sie künftig klimaneutral betrieben werden.

Der erfahrene Firmeninhaber sieht natürlich auch die geschäftlichen Chancen hinter dieser Entwicklung. Mit der jungen ETW GmbH möchte er sie nutzen und auch seine Unternehmensgruppe in die Zukunft führen. „Ich war schon immer umtriebig“, sagt Horst Winkler über sich: „Das habe ich von meinem Vater, der war als Tischler selbstständig und hat auch mich angetrieben, in die Selbstständigkeit zu gehen.“

War er bis zur Wende Technischer Leiter für die Arbeiterwohnheime des Magdeburger Thälmann-Werkes, verdient er seit nunmehr gut 30 Jahren mit der eigenen Firma sein Geld. Anfangs mit Einbau und Wartung von Ölheizungen oder Kleinkläranlagen erfolgreich, kam er 2007 zu den Blockheizkraftwerken.

Dieses Geschäftsfeld soll kontinuierlich wachsen und damit Winklers Handwerksunternehmen in der Landeshauptstadt. Es wäre eine Win-Win-Situation für Winkler, seine Kunden – und die Klimafreundlichkeit in der Region.