Magdeburg soll (wieder) grünste Stadt Deutschlands werden. Die Initiative „Otto pflanzt!“ hat dafür das Heft des Handelns selbst in die Hand genommen und sorgt ehrenamtlich für Tausende neue Bäume. Pro Einwohnerin und Einwohner Magdeburgs soll einer gepflanzt werden.

Magdeburg ist eine der grünsten Städte Deutschlands. „Aber Magdeburg ist nicht grün genug. Leider wurden in den letzten Jahren immer mehr Bäume gefällt als neu gepflanzt“, sagt Juliana Hilf. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Otto-von-Guericke-Universität, Schwerpunkt: nachhaltige Entwicklung, möchte das ändern. Sie engagiert sich mit weiteren Magdeburgerinnen und Magdeburger – Studierende, Rentnerinnen und Rentner, Angestellte, Professoren und Professorinnen – im Verein „Otto pflanzt!“.

Die Mitglieder wollen die Ottostadt massiv aufforsten, sie so besser für den Klimawandel rüsten – und deshalb am liebsten für jede Magdeburgerin und jeden Magdeburger in den nächsten Jahren einen Baum pflanzen. Gut 242.000 insgesamt.

Gestartet ist diese ehrgeizige Mission beinahe kometenhaft. 2019 zunächst als Bürgerinitiative gegründet, gelang der Gruppe mit nur gut einem Dutzend festen Mitgliedern kaum ein Jahr später der erste Coup: „Wir konnten im November 2020 bereits 1.200 Bäumchen einpflanzen“, so Juliana Hilf. Mittlerweile steht der Baumzähler auf der Website www.ottopflanzt.de bei fast 3.200. Die Anschubfinanzierung floss über eine Crowdfunding-Kampagne auf einer Online-Plattform. Zwischen 3 und 20 Euro pro Heister schlagen zu Buche. Die Stadtverwaltung half, wo sie konnte, stellte Land im Magdeburger Norden bereit, übernahm die kostenintensive Erstbewässerung.

Aktion und Ort der ersten Pflanzaktion waren auch deshalb besonders symbolträchtig, weil in der Gegend ein echter ALB-Traum für Mensch und Umwelt um sich greift. ALB steht für den Asiatischen Laubholzbockkäfer. Der fiese Winzling macht sich in der Ottostadt breit, befällt nicht zuletzt in Rothensee Baum um Baum. „Wenn einer befallen ist, müssen alle in einem größeren Umkreis gefällt werden, um die Plage einzudämmen. Wenn man bedenkt, wie viel CO2 ein Baum speichert, kann man sich ausrechnen, dass auf einen Schlag wegen ein paar kleinen Käfern wahnsinnig viel ausgeglichen werden muss“, gibt Juliana Hilf zu bedenken.

Käfer, Klimawandel, Hitzewellen – an Dringlichkeit fehlt es der Initiative, die inzwischen als gemeinnütziger Verein eingetragen und anerkannt ist, keineswegs. An öffentlichem Interesse und Unterstützung ebenfalls nicht. „Auch wenn wir bisher offiziell erst 12 Mitglieder sind, ist die Resonanz durch freiwillige Helfer bei unseren Aufrufen stets sehr groß“, sagt auch Leonie Wöhrle. Die Studentin schloss sich 2020 an. Denn, so meint sie: „Es fühlt sich gut an, dass man als Bürgerin etwas tun kann.“

Das dachten sich wohl auch Bewohnerinnen und Bewohner der Magdeburger Neustadt. Sie kamen auf die Initiative zu, wünschten sich mehr Grün und Schatten für ihren Spielplatz in der Wohnsiedlung. Gemeinsam wurde ein Projekt gestartet. Nun grünt es mehr denn je im Viertel, und die Anwohnerinnen und Anwohner übernahmen die Patenschaft für den Neustädter Hain.

Viele weitere, vor allem größere Flächen sollen nach ähnlichem Muster ergrünen. Dazu schloss der Verein auch eine Kooperation mit dem 1. FC Magdeburg, der seinerseits Geld und Unterstützung einwarb, um in der nächsten Pflanzsaison in puncto Stadtgrün kräftig nachzulegen. In den Blick von „Otto pflanzt!“ sind dafür auch Industriebrachen geraten. Erste Gespräche mit Eigentümern seien positiv verlaufen, verrät Juliana Hilf.

Viel Überzeugungsarbeit brauche es meist nicht. Schließlich sei bekannt, dass es in den Städten in Zukunft immer wärmer werde. „Und Fakt ist, dass Grünflächen den Effekt abbremsen und die Lebensqualität in der Stadt verbessern können. Wir haben in Magdeburg die Flächen und Möglichkeiten, etwas zum Positiven zu verändern, und diese Chance möchten wir nutzen. Ich glaube, die meisten Bürger sehen es ähnlich“, erklärt Leonie Wöhrle zur Motivation der pflanzenden „Ottos“. Dafür sammeln sie weiter Spenden, bemühen sich um mehr Land und neue Vereinsmitglieder.

Ihren Namen wählten sie nicht zufällig: „Wir wollten ganz bewusst an die Ottostadt-Kampagne anknüpfen. Wir sind keine Initiative von Einzelnen oder einer bestimmten Einrichtung, sondern wollen die ganze Stadt einbeziehen und alle motivieren, sich insgesamt für mehr Nachhaltigkeit zu engagieren“, erklärt Juliana Hilf. Magdeburg soll (wieder) die grünste Stadt werden. 

Ein Baum für jeden "Otto"


Verein otto pflanzt e.V. / Juliana Hilf und Leonie Wöhrle

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