Seit Jahrzehnten ist das Magdeburger Bauunternehmen „Geistlinger“ im Einsatz für die Nachhaltigkeit. Abbruchstoffe wandern heute in eine moderne Recyclinganlage. Bis zu 60.000 Tonnen der neu gewonnen Rohstoffe schickt die Firma jährlich wieder zurück in die Kreislaufwirtschaft.

Wenn Tilo Geistlinger nur einen kurzen Satz zu seinem Unternehmen sagen soll, kommt dieser: „Wir erschaffen nichts, aber wir schaffen Platz für Neues.“ Dahinter verbirgt sich vieles, das mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Tilo Geistlinger führt mit seinem Bruder Dirk als Geschäftsführer-Duo die Geschicke eines Bauunternehmens, das sich auf den Abbruch und die Demontage von Gebäuden und Anlagen spezialisiert hat.

Die wichtigste Vokabel in Ihrem Geschäftsfeld lautet: Recycling. Hier geht es um den größten Materialstrom im Abfallbereich. In Beyendorf, einem Stadtteil von Magdeburg, werden mineralische Abfälle in der Recyclinganlage als Rohstoffe aufbereitet, die zurück in die Kreislaufwirtschaft wandern.

Nachhaltigkeit wurde im Unternehmen schon immer großgeschrieben. Firmengründer Siegward Geistlinger hat 1985 den Grundstein für das gelegt, was die Söhne fortführen und weiter ausbauen. Seine Expertise bringt der Vater noch heute beratend ins Familienunternehmen ein. Und er kennt die Geschichten aus DDR-Zeiten, als Häuslebauer sofort zur Stelle waren, um sich noch brauchbares Material von der Baustelle abzuholen. In den Jahren der Knappheit stand der erneute Einsatz von Baumaterialen im privaten Bereich sowieso auf der Tagesordnung. Und bei „Geistlinger“ auch im großen Stil. „Wir haben schon immer versucht, die Wiederverwertung stark in den Fokus zu rücken“, sagt Tilo Geistlinger.

Wenn das Unternehmen heutzutage mit seinen schweren Maschinen anrückt, werden die mineralischen Abfälle direkt vor Ort sortiert. Der Fachmann erklärt die Arbeiten: „Alles, was wieder verwertet werden kann, trennen wir von Fremd- und Störstoffen, damit nach dem Recyceln ein sauberes Endprodukt entsteht. Bauschutt oder Beton werden bereits vor Ort brechergerecht aufbereitet. Noch auf der Baustelle wird deklariert, was in unsere Anlage wandern soll.“ Was in die Firma kommt, geht auch wieder in den Kreislauf zurück, deponiert wird nichts. Bis zu 60.000 Tonnen recycelten Materials liefert das Unternehmen im Jahr aus, das dann wieder im Bau benutzt wird.

Im Einsatz ist das „Geistlinger-Team“, auf vielen – auch „prominenten“ – Baustellen der Region. Der Geschäftsführer erinnert sich noch gut an den Abriss vom „Blauen Bock“ im Jahr 2016. In der Stadthalle waren sie genauso im Einsatz wie jüngst bei einem Fassadenabriss in der Lübecker Straße. Diese Arbeiten am Zehngeschosser zählen zu denen, die den Firmenchef den Blick in die Zukunft richten lassen. So wie dort beim Hochhaus sind in vielen Gebäuden Wärmeverbundsysteme verbaut. Aus Sicht des Recycling-Fachmanns sind das viele einzelne Stoffe, die aufwändig voneinander getrennt werden müssen. „Jeder Bauherr sollte nur mit Materialen arbeiten, die später leicht zu recyceln sind“, meint Tilo Geistlinger und macht es privat vor beim Bau seines Eigenheims: Alle Baustoffe sind klar voneinander getrennt, das Dach trägt Solartechnik, die Heizung ist umweltfreundlich.

Und auch mit seiner Maschinenflotte geht er mit gutem Beispiel voran. Seit knapp einem Jahr kommt kein Diesel-Kraftstoff mehr in die Tanks. „Geistlinger“ beteiligt sich an einem Pilotprojekt, bei dem synthetischer Kraftstoff getestet wird. Sein Fazit: „Damit produzieren wir weniger Ruß und Lärm, haben eine niedrige Gefahrenstoffklasse. Wir müssen immer an die Zukunft denken.“ Er erzählt von seinen beiden Töchtern, 7 und 11 Jahre alt, die „glücklicherweise viel hinterfragen“ und schon jetzt „den Blick für den Umweltschutz haben“. Warum fährt Mama ein E-Auto? Warum muss die Wurst in Plastik eingeschweißt sein? Was machst du da auf der Baustelle? Das sind Fragen, die der Familienmensch Tilo Geistlinger mitnimmt oder ausführlich beantwortet. Er sagt: „Auch, wenn wir hier in der Stadt schon auf einem guten Weg sind. Es müssen noch viel mehr Menschen dazu gebracht werden, nachhaltig zu denken und vor allem zu handeln.“

Auf den Kreislauf bauen: Aus Abfall werden neue Rohstoffe


Tilo Geistlinger

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