Wie der Verein Grünstreifen e.V. erst Lokalerzeugermärkte mit regionalen Lebensmitteln aufzog und jetzt mit der offenen Werkstatt „Macherburg“ durchstartet. Und wie der Einsatz für Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Ottostadt immer mehr sprießt.

Magdeburg wird zur Macherburg. In Buckau ist unter diesem Namen seit einigen Jahren eine offene Werkstatt für alle Magdeburger*innen zunehmend gefragt – als Raum (space) für Macher (maker). Deshalb wird sie neudeutsch auch als Makerspace bezeichnet. Hier machen Besucher*innen mit eigener Hände Arbeit alte Sachen wieder flott, um Wertstoffe im Müll, Elektronikschrott und Ressourcenverschwendung zu vermeiden.

Ins Leben gerufen hat ihn der gemeinnützige Verein Grünstreifen e.V. Etwas machen, statt abzuwarten, dass andere für Umwelt, Klimaschutz und ein nachhaltigeres Leben etwas tun, so lautet von Anfang an die Devise. Interessant: Seinen Ursprung hat der Grünstreifen eigentlich in den Lokalerzeuger- und späteren Bio-Abendmärkten auf dem Schellheimerplatz in Stadtfeld.

„2015 haben wir als kleine Gruppe privat zum ersten Mal den Markt organisiert. Wir merkten schnell, wir brauchen ein juristisches Gerüst. So entstand der Verein mit dem Ziel, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu fördern“, erinnert sich Mitbegründer André Holstein. Gesunde Kost aus der Region und nachhaltige Ernährung – das sollte nicht „mit dem erhobenen Zeigefinger“, sondern mit Eventcharakter und Angeboten für Kinder verknüpft werde.

Nachhaltigkeit macht Spaß, vor allem, wenn gemeinsam etwas angepackt wird. Das gilt noch heute für Grünstreifen-Projekte. Auch wenn sich das Markttreiben in Stadtfeld auf Dauer ehrenamtlich als zu zeitintensiv entpuppte – es wurde inzwischen an die Biohöfe-Gemeinschaft in professionelle Hände angegeben.

Die Macherburg wurde parallel zum neuen Flaggschiff des Vereins aufgebaut, ganz zur Freude von Ingenieur André Holstein. „Jeder, der einmal selbst einen Tisch oder einen Stuhl gebaut hat, erkennt, was dahinter steckt. So fördern wir mit unserer offenen Werkstatt die Wertschätzung und die Akzeptanz für lokales Handwerk“, sagt er.

Der Makerspace mit zahlreichen Werkzeugen und Maschinen für das Werkeln mit Holz, Metall und Kunststoffen kann nicht nur von den Vereinsmitgliedern, sondern von jeder und jedem gegen einen Obulus genutzt werden. Workshops vermitteln Unbedarften, wie ein alter Tisch restauriert werden oder wie jeder selbst ein Möbelstück bauen kann. Aber auch das Löten und Reparieren von Elektronik stehen hoch im Kurs. Ebenso wie die Herstellung von Alltagsgegenständen mit 3-D-Druck.

„In der Fastenzeit hatten wir schon einmal zum ,Konsumfasten‘ aufgerufen“, blickt André Holstein zurück. Heißt: Statt neue Kleidung zu kaufen, wurde Gebrauchtes mit Nähmaschinen geflickt und verschönert. „Wir teilen unser Wissen, so werden wir alle schlauer“, beschreibt der Macherburg-Macher den Ansatz.

Den verfolgt auch Spencer Detje. Vor anderthalb Jahren kam er aus Hamburg für sein Masterstudium elbaufwärts nach Magdeburg, durch Kontakte zum Grünstreifen e.V. ermutigt, wie er erzählt.

Hier leitet er inzwischen das Projekt „Hey, Alter!“ „Wir arbeiten in der Macherburg ausrangierte Computer und Laptops von Firmen und Privatleuten auf, retten sie vor dem Schreddern und spenden sie anschließend an Familien, damit die Kinder zum Beispiel am Online-Unterricht teilnehmen können“, sagt Spencer Detje: „Wir nehmen gern jedes alte Gerät an, und sei es zum Ausschlachten von einzelnen Bauteilen wie Arbeitsspeicher.“ Auch Spenden für die Macherburg sind immer gern gesehen.

Der Grünstreifen lobte aber auch schon einmal einen Wettbewerb für die insektenfreundlichste Garten- oder Balkonbepflanzung in der Ottostadt aus. In einem anderen Projekt tüfteln Mitglieder regelmäßig an mobil einsetzbaren Sensoren für die Messung von Feinstaub- und Stickoxiden am Fahrrad oder im Rucksack und die Aufzeichnung mit GPS-Geräten: „Vor Corona haben wir einmal in der Woche gelötet und programmiert, das werden wir nun reaktivieren“, verrät André Holstein.

An Ideen mangelt es jedenfalls nicht. Das gelte indes für die ganze Ottostadt, meint Wahl-Magdeburger Spencer Detje: „Ich liebe Magdeburg. Es gibt unfassbar viel Engagement und Leute, die Lust haben, anzupacken und sich zu engagieren. Leider liegt dieses Engagement oft noch unter der Decke. Doch überall sprießt es heraus.“ Auch der Grünstreifen möchte in Zukunft noch stärker sichtbar werden und noch vieles in Magdeburg-Macherburg hin zu mehr Nachhaltigkeit bewegen.

Aus Magdeburg wird Macherburg


André Holstein und Spencer Detje

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